Legalität wagen
Wer die Nachrichten der letzten Jahre verfolgt hat, hätte längst selbst zu diesem Schluss kommen können: Der ,,Krieg gegen Drogen", den die USA mit großer Verve führen und mit viel Geld finanzieren, ist gescheitert. Die Strafverfolgung hat die Welt nicht von Drogen befreit, der Konsum ist sogar gestiegen.
Man kann nur hoffen, dass dem Abschlussbericht der Global Commission on Drug Policy gelingt, was die bestürzenden Mordstatistiken in Mexiko nicht schaffen: Regierungen und die internationale Gemeinschaft so sehr aufzurütteln, dass sie die geforderte radikale Wende in der Drogenpolitik einleiten. Harte Drogen sollten legalisiert werden.
Die Idee hat nichts mit Träumerei oder linkem Idealismus zu tun. Es geht darum, ein globales Problem mit enormen politischen Auswirkungen anzugehen. Ein Schwellenland wie Mexiko wankt dem Zustand des gescheiterten Staates entgegen, in Afghanistan sind es die Taliban, die ihren Krieg gegen die Nato mit Heroin finanzieren.
Die Legalisierung ist der einzige Weg, Kriegsherren und Drogenmafias systematisch das Geld zu entziehen. Würden die großen Verbraucherregionen Verkauf und Vertrieb staatlich kontrollieren, würden die exorbitanten Gewinne aus dem Drogenhandel drastisch sinken und organisierte Kriminalität sich nicht mehr lohnen. Erst wenn der Drogenmafia das Geld ausgeht, haben Militär und Polizei eine realistische Chance, sie zu zerschlagen.
Das klingt alles zu einfach? Stimmt. Allerdings scheitert die Legalisierung nicht an organisatorischer Machbarkeit, sondern an politischer. Die Verbraucherstaaten, allen voran die USA, glauben noch immer, dass sich das Problem des Drogenkonsums dadurch lösen lässt, dass man Heroin und Konsorten verbietet und Missetäter zu Hause und im Ausland hart verfolgt.
Die Amerikaner müssten es eigentlich besser wissen, spätestens seit der fehlgeschlagenen Prohibition. Das pauschale Alkoholverbot stärkte die dortige Mafia. Als es fiel, stieg der Konsum zwar zunächst etwas, verschob sich aber von Hochprozentigem zu Bier und Wein. Schwer vorstellbar, dass Heroin zur Volksdroge würde, nur weil es plötzlich legal zu haben ist.
Die Entkriminalisierung von Drogen kann nur global gelingen. Selbst wenn einzelne Verbraucherländer bereit wären, harte Drogen zu erlauben, könnten sie allein den internationalen Mafianetzwerken nichts anhaben - solange Anbau und Verkauf weiter illegal sind, müssten sie das Rauschgift den Drogenbanden abkaufen, zu Schwarzmarktpreisen.
Der erste Schritt muss also sein, den bestehenden weltweiten Konsens zum Umgang mit Drogen aufzuweichen. Wenn die Ergebnisse der hochkarätig besetzten Global Commission on Drug Policy das nicht schaffen - was dann?
(END) Dow Jones Newswires
June 02, 2011 13:34 ET (17:34 GMT)