
Die Baumarktkette Praktiker
Ausschlaggebend für das Minus waren Wertberichtigungen und Rückstellungen sowie die Kosten für den Konzernumbau. Das zweite Quartal ist normalerweise das wichtigste und ertragreichste im ganzen Jahr für die Branche aufgrund der Garten- und Grillsaison. Im Vorjahresquartal hatte Praktiker noch einen Gewinn von 25,8 Millionen Euro erwirtschaftet.
MEHR UMSATZ ERST 2013
Auch operativ zog es die Kette in die Verlustzone: Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (EBITA) belief sich auf minus 72 Millionen Euro nach plus 52,2 Millionen Euro im Vorjahr. Der Umsatz ging im Quartal um 7,9 Prozent auf 956,6 Millionen Euro zurück.
"Wir sind nicht zufrieden mit dem Verlauf des Quartals", resümierte Finanzvorstand Markus Schürholz. Die Monate Mai und Juni hätten sich deutlich schwächer entwickelt als erwartet und auch der noch laufende Juli werde schlechtere Umsätze aufweisen als im Vorjahr. Auch für den Rest des Jahres kann Praktiker keine Entwarnung geben. Umsatz und Ergebnis werden 2011 zurückgehen und sollen erst 2013 wieder steigen.
SCHLUSSLICHT IM MDax
Die Praktiker-Aktie verlor bis zum Mittag fast 9 Prozent auf 2,62 Euro und war damit Schlusslicht im MDax. Da der Konzern bereits Anfang des Monats eine Gewinnwarnung veröffentlicht hatte, war der Markt zwar auf schlechte Zahlen eingestellt. Nun kam der revidierte mittelfristigen Ausblick als weiter Hiobsbotschaft dazu.
In Deutschland verlor Praktiker mit seinen gleichnamigen Märkten im zweiten Quartal 11 Prozent Umsatz. Bei der norddeutsche Kette Max Bahr, die 2007 übernommen wurde, hielten sich die Erlöse dagegen stabil. Im Ausland ging der Umsatz von Praktiker um mehr als acht Prozent Umsatz zurück. Insbesondere in Rumänien und Bulgarien lief es schlecht. Der Konzern will deshalb seine Strategie noch einmal nachbessern und mehr Eigenmarken und einheitlichere Sortimente in die Auslandsmärkte bringen. Um Kosten zu senken, plant Praktiker, Stellen zu streichen, und schließt auch den Rückzug aus einigen Ländern nicht aus. "Wir werden alles tabulos diskutieren", sagte Schürholz.
BORIS BECKER REIST ES NOCH NICHT RAUS
In Deutschland hat Praktiker bereits 20 Prozent seines Personals auf Führungsebene abgebaut. Auch bei der Neupositionierung der Praktiker-Märkte ist der Konzern weiter als im Ausland. Der Baumarktbetreiber hatte festgestellt, dass er mit einer rein auf den Preis ausgerichteten Strategie, den Kundenschwund nicht stoppen kann. Deshalb wurden Märkte umgebaut und das Personal auf Service getrimmt. Die Rabattaktionen, die jahrelang 20 Prozent Preichnachlass auf alles versprachen, stellte Praktiker ein. Tennislegende Boris Becker begleitet seit April den neuen Auftritt der Kette als Werbebotschafter. Am Marketing will Praktiker im zweiten Halbjahr noch feilen, an Becker aber festhalten. "Wir haben keinerlei negatives Feedback erhalten", sagte Schürholz.
Mehr Details will zur geänderten Strategie will Praktiker im dritten Quartal bekannt geben. Ob es dann bereits einen neuen Vorstandsvorsitzenden geben wird, ist weiterhin unklar. Vergangene Woche hatte der Konzern mitgeteilt, dass sein langjähriger Chef Wolfgang Werner sein Amt niederlegen wird. Werner bleibt weiter an Bord bis ein Nachfolger gefunden ist. Als Grund für den Rücktritt wurde in der Branche die schlechte Geschäftsentwicklung genannt./she/enl/tw
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AXC0127 2011-07-27/12:42