Der Hamburger Windkraftanlagenbauer
Nordex
Richterich selbst hatte erst vor wenigen Wochen bekanntgegeben, seinen im Juni 2012 auslaufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen. Er versicherte, dass ihn dies nicht in seinen Entscheidungsmöglichkeiten beim anstehenden Umbau einschränke. Das Sparprogramm sei mit dem Aufsichtsrat abgestimmt. "Mir ist wichtig, die ersten Pflöcke einschlagen zu können", sagte Richterich, der seit 2002 dem Vorstand angehört. Die Nordex-Aktie, die seit Ende März mehr als die Hälfte verloren hat, legte zum Handelsauftakt am Donnerstag gut 3,5 Prozent zu.
Die starke Konkurrenz drückte das Ergebnis im ersten Halbjahr in
die Verlustzone. Unter dem Strich stand ein Fehlbetrag von 4,1
Millionen Euro. Damit verfehlte Nordex die Erwartungen von
Analysten. Vor einem Jahr hatte die im TecDax
"Der Druck auf die Absatzpreise ist noch stärker, als wir das zu Jahresbeginn erwartet haben", sagte Richterich. Um im umkämpften Markt Aufträge einzusammeln, musste sein Unternehmen auch von der bisherigen Prämisse abrücken, unrentable Bestellungen abzulehnen. "Wir standen vor der Wahl, Preise zu senken oder keine Aufträge zu bekommen", erklärte der Manager. Das gelte besonders in den USA, wo die Windenergiebranche vor allem unter der Konkurrenz von billigem Gas leidet.
Der Strategiewechsel erwies sich in den ersten sechs Monaten dieses Jahres als durchaus erfolgreich. Es gingen Bestellungen über 522,4 Millionen Euro ein, das sind 59 Prozent mehr als vor einem Jahr. Damit stellte Nordex die Konkurrenz in den Schatten, die laut Richterich nur 11 Prozent zulegte. Der Nordex-Umsatz wuchs um 15 Prozent auf 403,3 Millionen Euro, ein Viertel davon machten die Norddeutschen davon in den USA. Bei Umsatz und Aufträgen hielt Nordex an den bisherigen Prognosen von jeweils einer Milliarde Euro fest. Für die Bestellungen wäre das ein Zuwachs von 20 Prozent zum Vorjahr, bei den Erlösen eine Stagnation.
Eine neue Strategie verfolgt Nordex für sein Geschäft mit Windanlagen auf hoher See. Das Unternehmen hat die Suche nach einem finanzstarken Partner aufgenommen. Dafür kämen etwa Firmen aus der Baubranche oder auch Schiffsbau-Konzerne aus Südkorea infrage, die auf dem Zukunftsmarkt Offshore-Windenergie Fuß fassen wollen, erklärte Richterich. Erste Gespräche hätten schon stattgefunden. In ein mögliches Gemeinschaftsunternehmen wolle Nordex dann seine Technologie und seine Erfahrungen bei Serviceleistungen einbringen. Das Unternehmen entwickelt derzeit seine erste Offshore-Turbine, die 2015 auf den Markt kommen soll.
Das Problem eines kleinen Unternehmens wie Nordex ist, dass
Offshore-Projekte viel Kapital erfordern. Einen ersten Auftrag hat
das Unternehmen zwar an Land gezogen. Doch mit Folgebestellungen
hapere es, sagte Richterich. "Wir haben zwar ein gutes Produkt und
ein tolles Management, aber bei einem Offshore-Projekt sind noch
andere Qualitäten gefordert." Dabei seien Großkonzerne wie
Siemens
Fortgeschritten ist die Partnersuche nach Unternehmensangaben auf einem anderen Problem-Markt: In China plant Nordex ebenfalls ein Gemeinschaftsunternehmen, nachdem es sich als Einzelkämpfer bislang vergeblich auf dem dortigen Markt abgemüht hat. Als ausländisches Unternehmen sahen sich die Norddeutschen bei der Auftragsvergabe benachteiligt - das soll mit einem chinesischen Partner besser werden./enl/dct/wiz
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AXC0140 2011-08-11/10:49