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FOKUS: Bei Siemens stehen im September wichtige Entscheidungen an

Von Nico Schmidt, Philipp Grontzki und Eyk Henning 
   DOW JONES NEWSWIRES 
 

FRANKFURT (Dow Jones)--Den Beginn seiner zweiten Amtszeit hatte sich Siemens-Chef Peter Löscher wohl anders vorgestellt: Erstmals in seiner inzwischen gut vierjährigen Regentschaft kann der 53-jährige Österreicher den Takt der Neuausrichtung von Europas größtem Technologiekonzern nicht selbst vorgeben. Beim geplanten Börsengang von Osram ist er dem schwierigen Marktumfeld ausgeliefert, bei der Grundsatzentscheidung zur Atomstrategie muss er auf politische und gesellschaftliche Befindlichkeiten Rücksicht nehmen. Selbstauferlegte Fristen machen die Angelegenheit dabei nicht einfacher: Löscher muss bald Lösungen präsentieren. Der September könnte für Siemens damit ein Monat der wichtigen Entscheidungen werden.

Löscher, der 2007 das Zepter bei Siemens übernahm, hat sich seit seinem Amtsantritt die Verschlankung von Siemens und den Umbau zu einem "grüneren" Technologiekonzern auf die Fahnen geschrieben. Gerade an Bord, bündelte er die zuvor eher heterogene Unternehmensstruktur in den drei operativen Kerngeschäftsfeldern Industrie, Energie und Medizintechnik. Im vorerst letzten Schritt kündigte Löscher Ende März dann an, ein neues Kernsegment ("Infrastructure & Cities") zu gründen, das sich vor allem der zunehmenden Urbanisierung und Infrastrukturinvestitionen widmen wird.

So glatt Löscher in den vergangenen vier Jahren die Umsetzung der Neuausrichtung gelang, so schwierig und komplex sind die Themen, mit denen er sich heute auseinandersetzen muss. Zum Beispiel Rosatom: Seit 2009 strebt Siemens eine Atomenergie-Partnerschaft mit dem staatlichen russischen Konzern an. Das Marktpotenzial ist immens: Alleine bis zum Jahr 2030, so die damaligen Kalkulationen der Münchener, dürften weltweit rund 400 neue Meiler gebaut werden. Das Investitionsvolumen bezifferte Siemens seinerzeit auf satte 1 Bill EUR - eine Eins mit zwölf Nullen.

Doch der angepeilte Blitzstart mit dem russischen Partner gelang nicht. Siemens wollte seine Rolle als Juniorpartner in einem Gemeinschaftsunternehmen mit der französischen Areva wegen der fehlenden unternehmerischen Freiheit durch ein Bündnis unter Gleichen mit Rosatom ersetzen. Areva verklagte Siemens daraufhin auf Vertragsbruch. Der Streit endete erst im Frühjahr mit einer millionenschweren Strafe sowie einem Wettbewerbsverbot für Siemens. Bis Ende September 2013 dürfen die Münchener dem französischen Ex-Partner keine Konkurrenz machen. Die Kooperation in der Kernenergie mit den Russen blieb bisher faktisch also nur eine Idee.

Und dann kam auch noch Fukushima. Nach der verheerenden Havarie im Atomkraftwerk an der japanischen Ostküste im März kippte die Stimmung in Teilen Europas. Vor allem in Deutschland sorgte der GAU für einen politischen Erdrutsch. Für Siemens hat sich damit die Frage, welcher Weg in Sachen Atomtechnik eingeschlagen wird, zu einer Grundsatzentscheidung ausgewachsen: Will Löscher künftig weiter Geld mit Nukleartechnik machen und damit riskieren, sowohl die deutsche Politik als auch die Bevölkerung zu brüskieren? Oder will er entgegen ökonomischer Erwägungen Milliardenpotenziale in Schwellenländern liegen lassen?

Lange hielt sich Siemens bezüglich der künftigen Atom-Pläne bedeckt. Vom Firmensitz am Wittelsbacherplatz in der bayerischen Landeshauptstadt hieß es lediglich, die Pläne würden überprüft, der Prozess dauere noch an. Ende Juli kündigte Löscher dann überraschend eine baldige Entscheidung an. Seither wartet die Öffentlichkeit mit Spannung darauf, welchen Kurs das deutsche Industrieflaggschiff einschlägt. Und auch intern ist man gespannt: "Siemens muss nun die Frage beantworten, ob man der grüne Konzern ist, der man sein will", bringt ein Firmeninsider die Tragweite der Entscheidung auf den Punkt.

Eher als Luxuproblem kann man im Vergleich dazu wohl die Causa Osram bezeichnen. Die profitable Licht-Tochter soll den ursprünglichen Plänen zufolge im Herbst an die Börse gebracht werden. Denn Siemens will die notwendigen Investitionen nicht mehr alleine stemmen und die unternehmerische Freiheit des traditionsreichen Herstellers von Lampen und Lichtsystemen stärken. Der Schritt, über den bereits seit Jahren spekuliert wird, ist ein wichtiger Baustein des jüngsten Umbauprogramms, das Löscher Siemens Ende März verordnet hat.

Die schweren Marktverwerfungen als Folge der Schuldenkrisen in den USA und in Europa machen einen Börsengang inzwischen aber zunehmend unwahrscheinlich. "Ein Osram-IPO in diesem Jahr wäre seine sehr, sehr große Überraschung", sagt beispielsweise ein Manager einer der größten deutschen Fondsgesellschaften, der namentlich nicht genannt werden möchte. "Aus heutiger Sicht rechnen wir nicht damit".

Viel Zeit zu entscheiden hat Löscher in Sachen Osram nicht. Denn das Fenster für IPOs schließt sich in der Regel allerspätestens Mitte November, und die Vorbereitungen müssen etwa zwei Monate vorher intensiviert werden. Ein Osram-Börsengang im jetzigen Umfeld käme einem Verzweiflungsakt gleich. Der Sprung auf Parkett noch 2011 sei damit extrem unwahrscheinlich, so eine mit der Transaktion betraute Person.

Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) zeichnet in einer jüngsten Studie ein düsteres Bild für den deutschen IPO-Markt insgesamt: "Am deutschen Aktienmarkt gab es bislang keine Absagen, allerdings dürften viele potenzielle Emittenten ihre IPO-Pläne bis zu einer Klärung der Marktlage auf Eis legen", sagt Christoph Gruss, Partner bei PwC. Denn die Investoren seien weltweit stark verunsichert, eine Besserung erst 2012 zu erwarten.

Und wenn es in diesem Jahr nicht mehr mit dem Gang an die Börse klappt, zweifeln einige Branchenkenner daran, dass das operative Umfeld den Schritt im kommenden Jahr noch erlauben wird. Denn bereits in den vergangenen Monaten hatte Osram mit steigenden Rohstoffkosten und einem großen Preisdruck zu kämpfen. Finanzchef Joe Kaeser hatte Ende Juli bereits auf das sich eintrübende Marktumfeld verwiesen, aber auch klargestellt, dass sich die unlängst in eine Aktiengesellschaft umgewandelte Tochter im Vergleich zum Wettbewerb wacker schlage. Zumindest eine Indikation bezüglich des aktuellen Geschäftsverlaufs beim Börsenkandidaten könnte es schon am Dienstag geben: Denn dann weiht der neue Osram-Chef Wolfgang Dehen eine neue Produktionslinie in Regensburg ein und hat die Presse zu einem Gespräch geladen.

Vom Tisch scheint dagegen eine andere Option für Osram zu sein, die seit Anfang des Monats in den Medien kursiert: Die Ausgliederung der Tochter an die eigenen Aktionäre. Anstatt die Aktien an die Börse zu bringen, bekäme jeder Siemens-Aktionär im Fall eines sogenannten Spin-Offs automatisch Osram-Anteile ins Depot gelegt, quasi als Sachdividende. Die Anteilseigner könnten dann entscheiden, ob sie die Aktien behalten oder an der Börse verkaufen. Ein Spin-Off wird in München aber nicht als bevorzugte Alternative angesehen, so eine mit der Sache vertraute Person. Denn Siemens wolle die Erlöse aus dem Osram-Börsengang in die Tochter investieren und ihr die Kapitalausstattung für ein solides Investment-Grade-Rating geben.

Ein Siemens-Sprecher wollte sich am Montag auf Anfrage zur möglichen Ausgliederung nicht äußern. "Wir halten am Plan eines Börsengangs im Herbst fest", sagte er lediglich. Die Vorbereitungen dafür liefen auf Hochtouren und plangemäß.

Soll das Osram-IPO noch im Zeitplan geschafft werden, muss Löscher vor allem eines hoffen: Dass sich der Markt schnell beruhigt und wieder deutlich vom Absturz der vergangenen Wochen erholt. Denn wohl nur dann könnte dieses Problem doch noch bald aus der Welt geschafft werden. Eine (Vor-)Entscheidung über die Zukunft der traditionsreichen Tochter dürfte laut Aussage einer informierten Person im September fallen.

-Von Nico Schmidt, Philipp Grontzi und Eyk Henning, Dow Jones Newswires; 
+49 (0)69 297 25 114, tmt.de@dowjones.com 
 
DJG/ncs/kgb/kla 
 

(END) Dow Jones Newswires

August 29, 2011 06:00 ET (10:00 GMT)

Copyright (c) 2011 Dow Jones & Company, Inc.

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