Ungeachtet der jüngsten Börsenturbulenzen
trauen die öffentlichen deutschen Banken dem Dax
Bis Dezember sehen die Experten den deutschen Leitindex im
Durchschnitt bei 5.840 Punkten, was vom derzeitigen Kursniveau aus
einem Plus von gut acht Prozent entspräche. Seinem europäischen
Pendant EuroStoxx 50
Die jüngsten Kursverluste zeigten eine Abkoppelung der Aktienmärkte von den wirtschaftlichen Fundamentaldaten, sagte Ulrich Kater von der Deka Bank. Dies belegten die extremen Ängste um die Stabilität der europäischen Währungsunion. Offensichtlich gebe es zunehmend Zweifel, dass es der Politik gelinge, die herrschenden Spannungen zu beruhigen. "Der Euro lebt davon, dass die Mitgliedsländer sich freiwillig an die Regeln halten, da es keine zentralen Steuerungs- und keine Sanktionsmöglichkeiten gibt", betonte der Experte. Fraglich sei, ob das auf Dauer funktioniere. Die Aktienmärkte sollten indes zum Jahresende über dem derzeitigen Niveau notieren. Denn die günstigen Bewertungen preisten einen 30-prozentigen Rückgang der Unternehmensgewinne und damit eine Rezession ein, die er so nicht erwarte.
Volker Sack von der NordLB pflichtete dem Deka-Experten bei: "Die Gewinnerwartungen werden sinken, aber nicht mehr für dieses Jahr, da die Auftragsbücher der Unternehmen voll sind, sondern erst für 2012 und 2013." Eine Ausnahme seien die Versicherungen, die unter der Hurrikan-Saison oder anderen Naturkatastrophen leiden könnten. Aktuell preisten deren Aktien ebenso wie die der Banken und konjunktursensibler Unternehmen besonders hohe Risikoaufschlägen ein. Als problematisch erachtet Sack die charttechnische Verfassung des Dax und anderer Börsenbarometer, die ihren Boden wohl noch nicht gefunden hätten. Positiv wertete er aber die jüngst wieder etwas gesunkene Volatilität an den Märkten.
Ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euroraum hält Kater "immer noch für extrem unwahrscheinlich", aber nicht für ausgeschlossen: "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, und der Vertrag von Lissabon sieht diese Möglichkeit vor." Anders als noch vor ein paar Monaten würde das die Märkte auch etwas weniger schocken und wohl kaum eine neue Bankenkrise wie nach der Lehman-Pleite auslösen, so seine Überzeugung. Jürgen Pfister von der BayernLB bezweifelt indes, dass die Griechen trotz eines zehnprozentigen Wirtschaftseinbruchs ihre Verschuldung senken können: "Für so eine knüppelharte Anpassung muss die Wirtschaft prosperieren." Zudem fehle die Möglichkeit einer Währungsabwertung. Das Urteil des Bundesverfassungsgericht zum Euro-Rettungsschirms bringt derweil für Kater wegen der geforderten stärkeren parlamentarischen Kontrolle ein Effizienzproblem mit sich, da über jede Erweiterung Abstimmungen notwendig würden.
Markus Reinwand von der Helaba warnte vor überzogenen Erwartungen an politische Maßnahmen: "Wenn wir in jeder Situation nach dem Staat rufen, droht eine Interventionsspirale. Wir müssen wieder mehr auf die Märkte vertrauen. " Dazu gehöre auch, die normalen zyklischen Schwankungen zu akzeptieren. Und Kater von der Deka Bank mahnte, nicht zu großen Hoffnungen in Konjunkturmaßnahmen zu setzen. "Das hat früher gut funktioniert, stößt aber auf Grenzen, wenn das Vertrauen erodiert, dass die Staaten ihre Schulden zurückzahlen können. Wir müssen uns wohl auf einige Jahre mit schwächeren Wachstumsraten einrichten."/gl/ck
ISIN DE0008469008 EU0009658145
AXC0183 2011-09-07/16:37