FRANKFURT (Dow Jones)--Für Siemens zerschlagen sich die Hoffnungen, mit der neuartigen Partikeltherapie zur Krebsbekämpfung bald Geld verdienen zu können. Der Öffentlich-private-Partnerschaftsvertrag (Public-Private-Partnership) zwischen Siemens und dem Universitätsklinikum Kiel zur Errichtung eines Partikeltherapie-Zentrums werde aufgelöst, teilte Siemens am Mittwoch mit. Damit endet auch das zweite Projekt des Konzerns zur Vermarktung der neuen Technologie.
Überraschend kam die Entscheidung nicht, nachdem das Münchener Industriekonglomerat bereits vor einigen Monaten eine ähnliche Anlage vom Rhön-Klinikum in Marburg zurückgekauft und die verstärkte Konzentration auf Forschungsaktivitäten angekündigt hatte. Die aus klinischer Sicht vielversprechende Form der Krebsbehandlung sei noch nicht reif für den breiten Markt, hatte der Konzern damals eingeräumt.
Die Partikeltherapie ist ein neues Verfahren der Strahlentherapie zur Krebsbekämpfung, auf dessen Vermarktung Siemens beim Markteintritt 2003 große Hoffnungen gesetzt hatte. Dabei werden Tumoren mit zuvor beschleunigten Atomionen bestrahlt. Der Vorteil gegenüber der konventionellen Strahlentherapie ist, dass die beschleunigten Teilchen schneller eindringen und eine starke Bestrahlung des Tumors bei gleichzeitiger Schonung des umliegenden Gewebes ermöglichen.
Im zweiten Quartal hatten die Münchner nach einer Wirtschaftlichkeitsneubewertung bereits 381 Mio EUR abgeschrieben. Zusätzliche Kosten entstünden durch die nun beschlossene Vertragsauflösung in Kiel nicht, sagte ein Sprecher von Siemens. Die Arbeiten an den tendenziell forschungsorientierten Anlagen im Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum sowie im Shanghai Proton and Heavy Ion Hospital werden fortgesetzt.
-Von Philipp Grontzki, Dow Jones Newswires, +49 69 29 725 107, philipp.grontzki@dowjones.com DJG/DJN/kko/jhe
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September 14, 2011 07:20 ET (11:20 GMT)
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