FRANKFURT (Dow Jones)--Die Talfahrt an Europas Börsen hat sich auch am Dienstag fortgesetzt. "Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker hat die nächste Tranche an Hilfsgeldern für Griechenland jetzt erst für November in Aussicht gestellt. Das bedeutet, dass sich die Hängepartie und damit die Unsicherheit weiter fortsetzt", hieß es im Handel. Der Euro-Stoxx-50 verlor 2,2% oder 47 auf 2.091 Punkte, für den Stoxx-50 ging es ebenfalls um 2,2% bzw 47 Punkte auf 2.091 nach unten.
Mit Verlusten von mehr als 7% standen die Notierungen in Athen weitaus stärker unter Druck. Weiter wird an den Kreditmärkten mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Insolvenz des Landes eingepreist. Neben der Schuldenkrise in der Eurozone bleibt die Angst der Investoren vor einem Fall in die Rezession in der Eurozone bzw in den USA das dominierende Thema.
Auch ein besser als erwartet ausgefallener ISM-Index aus den USA am Vortag konnte die Sorgen der Anleger nicht zerstreuen.
Volatil reagierte der Markt auf die Anhörung von US-Notenbankpräsident Ben Bernanke vor dem Wirtschaftsausschuss von Senat und Repräsentantenhaus. Bernanke zeigte sich erneut bereit, weitere geldpolitische Maßnahmen zu ergreifen und stellte klar, das Bankensystem im Fall einer Verschärfung der Krise mit Liquidität zu versorgen.
Nichts von dem, was Bernanke sagte sei neu oder überraschend gewesen, sagte ein Teilnehmer. Aber offenbar hätten die Aussagen geholfen, eine Korrektur von den Tagestiefs an den Märkten einzuleiten, die allerdings vornehmlich technischer Natur gewesen sei. Auch der Euro konnte sich nach dem Abverkauf der jüngsten Vergangenheit deutlicher erholen.
Talfahrt von Dexia setzt sich fort
Weiter abverkauft wurden Finanzwerte. Für Banken ging es im Schnitt 4% nach unten, Versicherungswerte gaben 3,6% nach. Dabei richtete sich die Aufmerksamkeit der Anleger weiter auf Dexia; die Aktie brach bereits am Vortag wegen Sorgen um Refinanzierungsprobleme ein und fiel am Berichtstag erneut um mehr als 22%.
Der Verwaltungsrat der belgisch-französischen Bank räumte am Morgen nach einer Krisensitzung ein, dass strukturelle Probleme die Geschäfte des Instituts behinderten. CEO Pierre Mariani wurde beauftragt, die notwendigen Schritte zur Restrukturierung einzuleiten. "Da bahnt sich eine neuerliche staatliche Rettungsaktion an", erklärte ein Händler die Anlegerflucht.
Belgiens Finanzminister Didier Reynders hatte am Montagabend vor dem Treffen der Euro-Finanzminister gesagt: "Die Regierungen von Frankreich und Belgien stehen hinter ihren Banken". Dexia hatte bereits 2008 während der Finanzkrise Staatshilfen in Höhe von 6,4 Mrd EUR erhalten.
Bereits am Montag fielen die Aktien um 10%, nachdem die Rating-Agentur Moody's auf den hohen kurzfristigen Refinanzierungsbedarf und die hohe Belastung der Bank mit griechischen Schulden aufmerksam gemacht hatte. Belastet zeigten sich auch andere Titel aus dem Sektor.
BNP Paribas verloren 5,2%, AXA 6,9%, Societe Generale 4,9% oder Santander 1,5%. Gegen den Trend zogen UBS um 1,4% auf 10,23 CHF an. Trotz des Verlusts infolge nicht-authorisierter Handelsgeschäfte will die Bank einen Gewinn ausweisen.
Wachstumsabschwächung in Schwellenländern belastet Zykliker
Mit den anhaltenden Wachstumssorgen wurden Zykliker weiter abverkauft. Vor allem die Furcht vor einer deutlichen Wachstumseintrübung in den Schwellenländern belastete. Für Automobiltitel ging es im Schnitt um 6,2% nach unten, Baustoffwerte gaben derweil um 4,8% nach. Im letzteren Fall belastete ein Kurseinbruch des mexikanischen Mitbewerbers Cemex.
EADS fielen um 5,4% auf 19,81 EUR. Händler verwiesen auf den Kurseinbruch der American-Airlines-Mutter AMR am Vortag an Wall Street. Spekulationen über eine Insolvenz des Unternehmens ließen die Aktien um 33% fallen. Auslöser waren Meldungen über einen Anstieg der Zahl von in den Ruhestand wechselnden Piloten.
Erst im Sommer dieses Jahres orderte AMR bei EADS 260 Airbus-Maschinen. Seinerzeit sprachen Analysten von einem Durchbruch des europäischen Flugzeugherstellers auf dem vom Wettbewerber Boeing dominierten US-Markt.
Europäische Schlussindizes, Dienstag 4. Oktober: === Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Europa Euro-Stoxx-50 2091,09 -47,15 -2,2% -25,1 Stoxx-50 2090,56 -47,25 -2,2% -19,2 Stoxx-600 217,46 -6,16 -2,8% -21,2 Frankfurt XETRA-DAX 5216,71 -159,99 -3,0% -24,6 London FTSE-100 4944,44 -131,06 -2,6% -16,2 Paris CAC-40 2850,55 -76,28 0% -25,1 Amsterdam AEX 270,06 -5,58 -2,0% -23,8 Athen ATHEX-20 292,45 -24,09 -7,6% -55,9 Brüssel BEL-20 2038,84 -57,90 -2,8% -20,9 Budapest BUX 15574,59 64,91 +0,4% -27,0 Helsinki OMXH-25 1758,65 -85,44 -4,6% -33,1 Istanbul NAT30 71315,50 -1943,32 -2,7% -12,3 Kopenhagen OMXC-20 342,02 -7,80 -2,2% -25,3 Madrid IBEX-35 8225,40 -128,40 -1,5% -16,6 Mailand FTSE-MIB 14243,97 -398,55 -2,7% -29,4 Moskau RTS 1224,92 -66,78 -5,2% -30,8 Oslo OBX 301,03 -9,41 -3,0% -24,8 Prag PX 891,20 -26,40 -2,9% -27,2 Stockholm OMXS-30 867,02 -35,74 -4,0% -25,0 Warschau WIG-20 2089,84 -56,72 -2,6% -23,8 Wien ATX 1829,49 -50,02 -2,7% -37,0 Zürich SMI 5444,55 -51,14 -0,9% -15,4 === DJG/mpt/ros
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October 04, 2011 12:23 ET (16:23 GMT)
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