New York (BoerseGo.de) - Nach dem Urteil des früheren Notenbankchefs Alan Greenspan ist die Europäische Währungsunion zum Scheitern verurteilt, da der Unterschied zwischen den Ländern im Norden und denen im Süden einfach zu groß sei. "Beim Start mit dem Euro im Jahre 1999 bestand die Erwartung, dass sich die Volkswirtschaften in der südlichen Eurozone genauso verhalten wie diejenigen im Norden und dass sich die Italiener damit verhalten wie die Deutschen, was aber nicht eingetreten ist. Stattdessen ist Nordeuropa die Rolle zugefallen, den exzessiven Verbrauch im Süden Europas und damit die gegenwärtigen Staatsdefizite zu subventionieren", so Greenspan. Der frühere Fed-Chef sagt voraus, dass im Zuge der Vertiefung der Haushaltskrise im Süden der Güterzustrom vom Norden zum Erliegen kommen wird und dass der Lebensstandard im südlichen Europa sinken wird. "Der Einfluss der unterschiedlichen Kulturen in der Eurozone ist gewaltig unterschätzt worden. Der einzige Weg, verschiedene Währungen aus unterschiedlichen Ländern unter einen Hut zu bringen, ist dann gegeben, wenn die Länder sich kulturell nahestehen, wie dies bei Deutschland, den Niederlanden und Österreich der Fall ist. Wenn dies nicht zutrifft, dann kann die Sache einfach nicht gut gehen", so Greenspan.
Er hat das Gefühl, dass Europa gegenwärtig in großem Ausmaße die USA beeinflusst. Er befürchtet, dass die europäische Krise im Zusammenhang mit dem Scheitern der Bemühungen, das US-Haushaltsdefizit unter Kontrolle zu bringen, ernst genug sein könne, eine Krise auf dem Anleihemarkt hervorzurufen. Dies insbesondere dann, wenn der Markt plötzlich zu der Auffassung kommt, dass zwischen den USA und Griechenland überwiegend Ähnlichkeit besteht. "Eine Voraussage fällt sehr schwer, wann es zu einer Krise am Anleihemarkt kommen wird", so Greenspan. Die Erzielung einer Übereinstimmung über den US-Haushalt werde schwierig sein, da in Washington eine in seiner bisherigen Amtszeit noch nicht gesehene Polarisierung bestehe. Greenspan würde es gerne sehen, dass der Kongress die steuerliche Seite des Haushaltsproblems dadurch angeht, dass staatliche Unterstützungen durch Steuervergünstigungen beseitigt werden.