Leipzig (ots) - Jeder derzeit dritte Vollzeitbeschäftigte im Osten dürfte bei Verrentung von Altersarmut betroffen sein. Im Westen trifft dies auf 16 Prozent der Vollzeit-Erwerbstätigen zu. Das ergibt sich aus neuesten Statistiken der Bundesagentur für Arbeit und der Regierung, die der "Leipziger Volkszeitung" (Mittwoch-Ausgabe) vorliegen. Danach müssen nach derzeitigem Stand 35 Prozent der Vollzeitbeschäftigten im Osten (1,39 Millionen Arbeitnehmer) und 16 Prozent der Vollzeit-Beschäftigten im Westen (2,71 Millionen) im Alter mit einer Rente unterhalb der Grundsicherung rechnen. Diese liegt aktuell bei 684 Euro monatlich. Der DGB spricht in diesem Zusammenhang von einer "tickenden Zeitbombe unserer Gesellschaft". Die Linkspartei erinnerte an den Zusammenhang von Mindestlohn und Mindestrente. Um nach 45 Versicherungsjahren eine Rente oberhalb der Grundsicherung zu erhalten, müsste bei rund 170 Arbeitsstunden im Monat der Stundenlohn bei mindestens zehn Euro liegen. Zum 31. Dezember 2010 verdienten laut offizieller Entgeltstatistik der Bundesagentur für Arbeit 4,1 Millionen Arbeitnehmer, und damit jeder Fünfte, weniger als 1700 Euro Brutto im Monat. Im Vergleich zum Jahr 2009 stieg dieser Anteil 2010 um 2,5 Prozent an. Sachsens DGB-Chefin Iris Kloppich sagte der "Leipziger Volkszeitung" unter Verweis auf die besondere Situation in Ostdeutschland: "Wer von Würde der Arbeit spricht, muss auch ein würdevolles Leben im Alter garantieren." Der stetig wachsende Niedriglohnsektor, das sinkende Rentenniveau und die gebrochenen Erwerbsbiografien im Osten würden die Altersarmut dramatisch ansteigen lassen. Wenn nichts passiere, "werden in einigen Jahren Millionen mit einer Rente auf Hartz-IV-Niveau leben müssen", sagte die DGB-Chefin voraus. Linkspartei-Chef Klaus Ernst mahnte, ebenfalls im Gespräch mit der "Leipziger Volkszeitung", Mindestlohn und Mindestrente gehörten zusammen. "Das ist eine Frage der Gerechtigkeit. Es muss eine echte Barriere gegen Altersarmut geben. Wir wollen eine gesetzliche Mindestrente von 900 Euro", verlangte Ernst.
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