Von Philipp Grontzki DOW JONES NEWSWIRES
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Telekom AG wird ihre Gewinnzielvorgabe 2011 wahrscheinlich nicht ganz erreichen. Als Bremsklotz dürfte sich die US-Tochter erweisen, die der Bonner Konzern eigentlich im vergangenen Jahr loswerden wollte.
T-Mobile USA dürfte 2011 ein bereinigtes EBITDA von 5,3 Milliarden US-Dollar erzielt haben, wie aus einem von dem DAX-Unternehmen ermittelten Analystenkonsens hervorgeht. Die Deutsche Telekom AG selbst hatte im Jahresverlauf immer wieder von rund 5,5 Milliarden Dollar gesprochen.
Für den Konzern dürfte sich der Konsensprognose zufolge ein bereinigtes EBITDA von 18,7 Milliarden Euro ergeben nach 19,5 Milliarden im Jahr 2010. Die Telekom selbst hatte sich rund 19,1 Milliarden Euro vorgenommen, allerdings zu konstanten Wechselkursen.
Analysten legen für 2011 einen durchschnittlichen Euro-Dollar-Kurs von 1,39 zugrunde, während die Deutsche Telekom ihren Ausblick auf 1,33 basiert.
Das Unternehmen, das seine Zahlen am 23. Februar vorlegen will, macht derzeit harte Zeiten durch. Neben hartem Wettbewerb macht ihm die schwierige wirtschaftliche Lage in Europa zu schaffen, wo es stark in den gebeutelten Staaten im Südosten engagiert ist. Die Deutsche Telekom hält 40 Prozent an der griechischen Hellenic Telecommunications Organization SA (OTE).
Schließlich war die geplante Milliardenfusion von T-Mobile USA und AT&T gescheitert - der Bonner Konzern bleibt somit zunächst auf seiner seit geraumer Zeit kriselnden Tochter sitzen. Die Nummer vier am US-Mobilfunkmarkt hat als einziger Anbieter noch nicht mit dem Bau eines eigenen LTE-Hochgeschwindigkeitnetzes begonnen. Zudem fehlen T-Mobile USA als einziger die trendigen iPhones von Apple.
Entsprechend haben viele Kunden T-Mobile USA den Rücken zugekehrt. In den ersten neun Monaten 2011 verlor das Unternehmen 850.000 Vertragskunden.
Eine mit den Vorgängen vertraute Person geht davon aus, dass die Deutsche Telekom wahrscheinlich weiterhin versuchen wird, aus dem US-Geschäft auszusteigen.
Einen kleinen Lichtblick hat das Scheitern des AT&T-Deals. Für die Auflösung des im März geschlossenen Kaufvertrages zahlt AT&T 3 Milliarden Dollar an die Telekom. Darüber hinaus erhält der Bonner Konzern Mobilfunklizenzen, unter anderem in begehrten Märkten wie Los Angeles, Dallas und Washington, und darf das AT&T-Netz mitnutzen.
Allerdings schlagen auch Belastungen zu Buche: Es fallen mehr als 1 Milliarde Euro für Abschreibungen bei T-Mobile USA an, die in Erwartung des Verkaufs bislang nicht vorgenommen worden waren.
Ohne die AT&T-Zahlung schätzen Analysten den freien Cashflow der Deutschen Telekom 2011 auf rund 6,4 Milliarden Euro. Der Konzern hatte zuletzt mindestens 6,5 Milliarden Euro in Aussicht gestellt.
Ein Sprecher der Gesellschaft wollte die Konsensschätzungen nicht kommentieren.
-Von Philipp Grontzki, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29725 104, unternehmen.de@dowjones.com DJG/DJN/bam/jhe
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February 03, 2012 09:00 ET (14:00 GMT)
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