Deutschlands drittgrößter Stromversorger
EnBW
Nach dem Beschluss der Bundesregierung zur Energiewende als Reaktion auf die Atomkatastrophe in Fukushima musste EnBW zwei ihrer vier Atomkraftwerke abschalten. Bislang produzierte die Gesellschaft Strom überwiegend mit Atomtechnik und anderen konventionellen Erzeugungsformen. Bis 2030 sollen die erneuerbaren Energien rund die Hälfte des Erzeugungsmix ausmachen. EnBW setzt vor allem auf Wind- und Wasserkraft und will sich für die Umsetzung von Projekten Partner, etwa Kommunen, ins Boot holen.
Der nächste große Windpark Baltic 2 soll nach dem Willen der Gesellschaft im kommenden Jahr in Bau gehen. Veranschlagt sind Kosten von 1,1 Milliarden Euro. Von Problemen beim Netzanschluss, wie ihn derzeit viele Betreiber beklagen, sei der Park nicht betroffen. Dennoch sieht Villis dringenden Handlungsbedarf und schließt auch nicht aus, dass sich bei künftigen Investitionen Verzögerungen ergeben könnten. Er plädierte für eine koordinierende Stelle für den Netzausbau. "Ansonsten sehe ich die ambitionierten Ziele der Bundesregierung ganz klar in Gefahr", sagte Villis zu den Plänen für den Ausbau der erneuerbaren Energien.
Bis sich die neuen Investitionen bezahlt machen, wird nach Einschätzung von EnBW noch Zeit vergehen. In diesem und dem nächsten Jahr rechnet der Konzern noch mit einer schwierigen Lage. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) soll von 2,45 Milliarden Euro in diesem Jahr um 10 bis 15 Prozent fallen und 2013 auf der gleichen Basis um 15 bis 20 Prozent zurückgehen. Erst danach seien wieder leichte Verbesserungen zu erwarten. Bis das Unternehmen wieder auf ein Niveau wie im Spitzenjahr 2010 komme, werden nach Einschätzung von Villis zwar "nicht Jahrzehnte", aber schon fünf bis sechs Jahre vergehen.
EnBW hat zur Sicherung der Ertragslage Maßnahmen zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung in Angriff genommen. Die Karlsruher wollen bis Ende 2014 die jährlichen Kosten um 750 Millionen Euro reduzieren, ein Drittel davon im Personalbereich. 190 Millionen sind davon abgearbeitet. Durch den Verkauf von Unternehmensteilen sollen 1,5 Milliarden Euro eingenommen werden. Von einem Anteil an einem polnischen Kraftwerk sowie an einer Schweizer Energiediensttochter trennte sich EnBW schon. So wurden bisher 500 Millionen Euro erzielt. Zu einer Trennung vom Mannheimer Versorger MVV gebe es keine konkreten Pläne.
Über eine Kapitalerhöhung will EnBW 800 Millionen Euro einsammeln, die die beiden Hauptaktionäre, das Land und der Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW) je zur Hälfte zu zeichnen. Die Transaktion soll noch im ersten Halbjahr umgesetzt werden.
Vorwiegend wegen des Atomausstiegs musste EnBW 2011 einen Verlust von 867,3 Millionen Euro verschmerzen. Vor einem Jahr hatte EnBW noch 1,16 Milliarden Euro Gewinn gemacht. Aber auch höhere Aufwendungen im Netzbereich, etwa für den Anschluss von Windparks auf See, belasteten. Das um Sonder- und Einmaleffekte bereinigte operative Ergebnis fiel um 17 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro und damit etwas weniger stark als vom Unternehmen erwartet. EnBW hatte mit einem Rückgang um bis zu 20 Prozent gerechnet. Als Dividende will das Unternehmen 0,85 Euro ausschütten, nach 1,53 Euro im Vorjahr./nmu/jha/wiz
ISIN DE0005220008
AXC0110 2012-03-07/12:50