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Santander drohen Milliardenforderungen von geprellten Anlegern

MADRID (Dow Jones)--Das könnte für das spanische Kreditinstitut Banco Santander teuer werden: Nach einer Gerichtsentscheidung stehen der Großbank womöglich Entschädigungsforderungen in Milliardenhöhe ins Haus. Ein Gericht aus dem südostspanischen Alicante gab am Mittwoch einem Gefängnistherapeuten Recht, der sich bei einer Geldanlage im Oktober 2007 falsch beraten fühlte.

Im vorliegenden Fall geht es um die mit 7 Milliarden Euro weltweit größte, jemals getätigte Ausgabe von Wandelanleihen. Santander verkaufte die Papiere an 129.000 seiner Kunden. Der Gefängnistherapeut Jorge Segura hatte von Santander Wandelanleihen im Wert von 45.000 Euro erworben. Das spanische Finanzhaus muss Segura nun die volle Summe erstatten. Dazu kommen noch Zinsen abzüglich der Renditen, die Santander auf die Anleihen ausgeschüttet hatte.

Ein Sprecher der Bank wollte das Urteil nicht kommentieren. In der Vergangenheit bestritt Santander stets jegliches Fehlverhalten. Der Bank verbleiben 20 Tage zur Berufung vor einer höheren Instanz.

Santander sitzt auf einer tickenden Zeitbombe. Immer mehr geschädigte Kunden beschreiten den Rechtsweg, um ihre Kursverluste bei dem Geldinstitut einzutreiben. Sie mussten seit Ausgabe der Papiere im Oktober 2007 rund 4 Milliarden Euro Wertverlust auf die riskanten Bonds verkraften.

Santander hatte die Papiere ausgegeben, um die Übernahme der niederländischen ABN Amro NV zu stemmen. Im Oktober dieses Jahres werden die Anleihen automatisch in Aktien umgewandelt. Wertpapieranwälte und Verbraucherschutzorganisationen trommelten bereits Hunderte von betroffenen Kunden für mögliche Sammelklagen zusammen. Die Bank habe nicht ausreichend vor den Risiken der Wandelanleihen gewarnt, beschweren sich die Käufer der Wertpapiere.

Das Gericht monierte Santanders Vorgehen. Noch bevor die Regulierungsbehörde für die Konditionen der Emission grünes Licht gab, hatte Santander seine Verkaufsmaschinerie angeworfen. Kunden konnten sich fast zwei Wochen, bevor Santander den Verkaufsprospekt über die sogenannten Valores-Papiere überhaupt veröffentlichte, bereits die Anleihen ins Depot legen. Offensichtlich sehr zu ihrem Schaden, wie sich inzwischen herausstellte.

"Wir haben mehrere Kunden in ganz ähnlicher Situation", sagte Fernando Zunzunegui, der rund 300 Bondinhaber vertritt. Nach dem jetzigen Präzedenzfall will er diese Fälle vorantreiben und Gerichtsverfahren im Namen der Kunden anstrengen.

Im vorliegenden Fall argumentierte Santander: Segura sei über alle Risiken angemessen informiert worden. Das Gericht widersprach und hob den Kaufvertrag auf. Die Charakteristika der Anlage seien Segura nicht bewusst gewesen.

Im Laufe dieses Monats kommt es in Alicante zu einem zweiten Verfahren über Fehlinformationen bei den Santander-Wandelanleihen. Vielleicht sei die Bank inzwischen bereit, mit den geschädigten Kunden über Vergleiche zu verhandeln, sagte der Rechtsanwalt des vor Gericht erfolgreichen Gefängnistherapeuten.

Im Hintergrund der Wandelanleihe stand 2007 die 72 Milliarden Euro teure Übernahme der niederländischen ABN Amro NV. Santander kaufte das Kreditinstitut zusammen mit zwei Partnerbanken. Santander buhlte um die Anleger mit einem Zinssatz von 7,5 Prozent im ersten Jahr und in den anschließenden Jahren Raten von 2,75 Prozentpunkten über dem europäischen Interbankenzins.

-Von Christopher Bjork; Dow Jones Newswires; 
+49 (0)69 29725 110; unternehmen.de@dowjones.com 
DJG/DJN/axw/jhe 

(END) Dow Jones Newswires

March 08, 2012 03:53 ET (08:53 GMT)

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© 2012 Dow Jones News
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