Frankfurt am Main (ots) - Die Steine, die gestern Politikern in ganz Europa vom Herzen gefallen sind, waren unüberhörbar. Von einem wichtigen, bedeutsamen oder gar historischem Abkommen war angesichts des nun gelungenen Schuldenschnitts für Griechenland die Rede. Und natürlich ließen es sich die Vertreter der Finanzbranche nicht nehmen, landauf landab auf ihren außergewöhnlich großzügigen - wenn auch de facto erzwungenen - Verzicht zu verweisen. Der Tenor: Die privaten Gläubiger haben einen schweren Aderlass hinnehmen müssen, damit die Steuerzahler verschont bleiben.
Nicht einmal von den größten Optimisten kann dies als korrekte Wertung der Ereignisse akzeptiert werden. Zunächst mal hat der öffentliche Sektor bereits auf finanzielle Ansprüche verzichtet. Schließlich haben die Geberländer längst einer Laufzeit-Verlängerung ihrer Griechenland-Anleihen zugestimmt und eine Senkung der Zinsen akzeptiert.
Und davon abgesehen, dass der unkontrollierte Zusammenbruch des zahlungsunfähigen Landes die Banken, Versicherungen oder Fonds noch viel teurer zu stehen gekommen wäre als der nun hingenommene Schuldenschnitt, ist ihnen das Umstruktierungsabkommen stark versüßt worden: Aus dem 130-Milliarden-Euro-schweren Rettungspaket, das die Troika jetzt abschicken kann, fließen allein 30 Milliarden Euro in bar an die privaten Eigentümer griechischer Anleihen. Weitere 23 Milliarden sollen speziell der Kapitalisierung der notleidenden griechischen Banken dienen. Vergessen werden sollte dabei nicht, dass die meisten Institute die Anleihen ohnehin schon abgeschrieben haben. Und mancher, der erst nach dem Zusammenbruch der Kurse griechischer Bonds eingestiegen ist, macht ohnehin kaum Verlust. Hinzu kommt: Sollte Griechenland allen bisherigen Hilfen zum Trotz am Ende die Eurozone doch verlassen müssen, können per ordre de mufti grec aus den Euro-Anleihen der privaten Gläubiger keine Drachme-Anleihen werden.
Im Gegenzug hat nun die öffentliche Gemeinschaft, also der Steuerzahler, das Gros der Risiken übernommen. Und die sind trotz des Schuldenschnitts nicht zu unterschätzen: Nach jüngsten Prognosen wird Griechenlands Wirtschaft dieses Jahr um weitere sechs Prozent schrumpfen, während nicht nur die Arbeitslosigkeit, sondern auch die Inflation zunimmt. EU und IWF rechnen zwar damit, dass das Mittelmeerland 2013 wieder auf den Wachstumspfad zurückkehrt und ab 2014 seine Wirtschaftsleistung jährlich um mindestens zwei Prozent steigert. Aber bislang haben sich ihre Prognosen stets als viel zu optimistisch erwiesen. Entsprechend ist schon sehr fraglich, ob die Schuldenlast Griechenlands - wie von der Troika geplant - bis zum Jahr 2020 von derzeit 168 Prozent des BIP auf gut 120 Prozent abnehmen wird.
Selbst für den Fall, dass Hellas dieses Ziel erreicht, bleibt offen, ob das Land mit diesem Verschuldungsgrad tatsächlich überleben kann. Schließlich ist die 120-Prozent-Marke nicht mehr als eine vom IWF mehr oder weniger willkürlich gezogene Grenze. Traditionell setzen Wirtschaftswissenschaftler die Schuldenschwelle, über der ein Staatsbankrott droht, bei 90 Prozent des BIP an. Am Ende könnten die privaten Gläubiger, die heute laut jammern, als einzige Gewinner dastehen.
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Pressekontakt: Frankfurter Neue Presse Chef vom Dienst Peter Schmitt Telefon: 069-7501 4407
Nicht einmal von den größten Optimisten kann dies als korrekte Wertung der Ereignisse akzeptiert werden. Zunächst mal hat der öffentliche Sektor bereits auf finanzielle Ansprüche verzichtet. Schließlich haben die Geberländer längst einer Laufzeit-Verlängerung ihrer Griechenland-Anleihen zugestimmt und eine Senkung der Zinsen akzeptiert.
Und davon abgesehen, dass der unkontrollierte Zusammenbruch des zahlungsunfähigen Landes die Banken, Versicherungen oder Fonds noch viel teurer zu stehen gekommen wäre als der nun hingenommene Schuldenschnitt, ist ihnen das Umstruktierungsabkommen stark versüßt worden: Aus dem 130-Milliarden-Euro-schweren Rettungspaket, das die Troika jetzt abschicken kann, fließen allein 30 Milliarden Euro in bar an die privaten Eigentümer griechischer Anleihen. Weitere 23 Milliarden sollen speziell der Kapitalisierung der notleidenden griechischen Banken dienen. Vergessen werden sollte dabei nicht, dass die meisten Institute die Anleihen ohnehin schon abgeschrieben haben. Und mancher, der erst nach dem Zusammenbruch der Kurse griechischer Bonds eingestiegen ist, macht ohnehin kaum Verlust. Hinzu kommt: Sollte Griechenland allen bisherigen Hilfen zum Trotz am Ende die Eurozone doch verlassen müssen, können per ordre de mufti grec aus den Euro-Anleihen der privaten Gläubiger keine Drachme-Anleihen werden.
Im Gegenzug hat nun die öffentliche Gemeinschaft, also der Steuerzahler, das Gros der Risiken übernommen. Und die sind trotz des Schuldenschnitts nicht zu unterschätzen: Nach jüngsten Prognosen wird Griechenlands Wirtschaft dieses Jahr um weitere sechs Prozent schrumpfen, während nicht nur die Arbeitslosigkeit, sondern auch die Inflation zunimmt. EU und IWF rechnen zwar damit, dass das Mittelmeerland 2013 wieder auf den Wachstumspfad zurückkehrt und ab 2014 seine Wirtschaftsleistung jährlich um mindestens zwei Prozent steigert. Aber bislang haben sich ihre Prognosen stets als viel zu optimistisch erwiesen. Entsprechend ist schon sehr fraglich, ob die Schuldenlast Griechenlands - wie von der Troika geplant - bis zum Jahr 2020 von derzeit 168 Prozent des BIP auf gut 120 Prozent abnehmen wird.
Selbst für den Fall, dass Hellas dieses Ziel erreicht, bleibt offen, ob das Land mit diesem Verschuldungsgrad tatsächlich überleben kann. Schließlich ist die 120-Prozent-Marke nicht mehr als eine vom IWF mehr oder weniger willkürlich gezogene Grenze. Traditionell setzen Wirtschaftswissenschaftler die Schuldenschwelle, über der ein Staatsbankrott droht, bei 90 Prozent des BIP an. Am Ende könnten die privaten Gläubiger, die heute laut jammern, als einzige Gewinner dastehen.
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