FRANKFURT (Dow Jones)--Der Bezahlsender Sky will ohne an der Preisschraube zu drehen bis 2013 zumindest operativ schwarze Zahlen schreiben. Kurz- und mittelfristig werde es keine Preiserhöhungen geben, sagte Sky-Vorstandschef Brian Sullivan in einer Telefonkonferenz. Stattdessen werde versucht, Kunden für teurere Premium-Angebote zu gewinnen. Zudem will der MDAX-Konzern zusehends von Rabatten wegkommen. In diesem und nächstem Jahr würden die Rabatte weiter geringfügig gesenkt, kündigte Sullivan an. Die Nachfrage nach den Sky-Angeboten sei zunehmend auch unabhängig von Rabatten vorhanden.
Gestützt von einem "ausgezeichneten" ersten Quartal und dem Erwerb der Live-Übertragungsrechte für die Bundesliga bekräftigte der MDAX-Konzern seine Prognose. 2012 will der Bezahlsender das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) "signifikant" verbessern. 2013 soll es dann "positiv sein und danach stark weiterwachsen", wie Sky mitteilte.
Im ersten Quartal erreichte das EBITDA minus 41 Millionen Euro. Das ist eine Verbesserung um gut ein Viertel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, aber etwas schlechter, als am Markt erwartet worden war. Unter dem Strich verbuchte Sky ein Minus von 73 Millionen Euro. Damit traf das Unternehmen die Konsensschätzung punktgenau.
Der Umsatz des Pay-TV-Senders wuchs um 18 Prozent auf 318 Millionen Euro und damit etwas stärker als von Marktbeobachtern prognostiziert. Der durchschnittliche Programmumsatz pro Abonnent stieg den Erwartungen entsprechend um 1,19 Euro auf 31,76 Euro. Das ist nach Angaben von Finanzvorstand Steven Tomsic ein neues Allzeithoch.
Bei der für Sky nicht zuletzt nach dem teuren Erwerb der Übertragungsrechte für die Fußball-Bundesliga wichtigen Anzahl der Neukunden zeichnet sich eine stabile Entwicklung ab. Wie schon im Vorjahreszeitraum konnte Sky 73.000 Kunden werben. Die Kundenzahl stieg damit auf insgesamt 3,085 Millionen.
Am Markt kam dies gut an. Sky stiegen um mehr als 7 Prozent und damit um ein Vielfaches mehr als der MDAX an sich. Analyst Harald Heider von der DZ Bank beurteilt vor allem die Zahl der Neukunden als erfreulich. Zumal das Ergebnis der Fußballrechte-Auktion im ersten Quartal noch für Unsicherheit gesorgt habe. "Wir haben den Eindruck, dass das Geschäftsmodell von Sky an Fahrt gewinnt", sagte Heider. Er empfiehlt die Aktie zum Kauf mit Ziel 3,45 Euro.
Sky-Vorstandschef Brian Sullivan sieht durchaus noch Luft nach oben. "Deutschland und Österreich zählen europaweit zu den TV-Märkten mit dem größten Potenzial im Pay-TV-Bereich", kommentierte er die Entwicklung. Auch die Nachfrage nach hochauflösendem Fernsehen (HD) stieg weiter. Mit nun insgesamt 1,071 Millionen Kunden (Vorjahreszeitraum: 664.000) habe Sky Premium HD erstmals die Schwelle von 1 Million geknackt. Damit seien mehr als ein Drittel aller Sky-Haushalte Abonnenten des HD-Angebots.
Auch der integrierte Festplattenrekorder Sky+ sei ein "weiterer wichtiger Wachstumstreiber". Zum Quartalsende gab es hier mehr als eine halbe Million Kunden nach 81.000 im Vorjahreszeitraum. Bis zum Ende des laufenden Geschäftsjahres will Sullivan die Abonnenten-Zahl verdoppeln.
Den "bisherigen Höhepunkt des Jahres" stellt nach Unternehmensangaben aber der Erwerb der erweiterten Bundesligarechte bis 2017 dar. Sky erwartet, dass sich das Wachstum mit Inkrafttreten der neuen Rechte ab der Saison 2013/14 "weiter beschleunigt".
Mit einem tiefen Griff in die Unternehmenskasse hatte Sky Mitte April die Telekom und andere Konkurrenten im Wettstreit um die Übertragungsrechte ausgestochen. Pro Jahr lässt sich der Sender sein Fußball-Engagement im Schnitt 485,7 Millionen Euro kosten. Versteigert wurden die Lizenzen für die Saison 2013/14 bis 2016/17. Sky sicherte sich die Rechte für die Übertragungswege Kabel, Satellit und Terrestrik sowie IPTV, Web-TV und Mobilfunk.
Gespräche mit der Telekom über die Bundesligarechte hätten begonnen, sagte Sullivan. Der Bezahlsender befinde sich aber auch mit anderen Interessenten in Gesprächen und bekomme insgesamt "sehr positive" Signale. "Wir werden Partnerschaften finden", zeigte sich der Sky-Vorstandschef überzeugt. Sky werde aber keine Kooperationen eingehen, "die nicht gut für unser Business sind", sagte er. "Wir haben keine Eile." An einem Wholesale-Angebot oder Sublizenzierungen sei Sky nicht interessiert.
Auch ins zweite Quartal ist der Pay-TV-Sender nach Angaben seines Vorstandschefs gut gestartet. Das zweite Quartal sei aber traditionell schwächer als das erste, warnte er vor überzogenen Erwartungen.
Den Optimismus von Sullivan teilen allerdings nicht alle Beobachter. Bei Silvia Quandt Research heißt es, langfristig dürfte Sky wohl Teil eines Konglomerats werden, weil die Bundesligarechte schwer allein zu refinanzieren sein dürften.
News Corp, der auch Dow Jones und damit diese Nachrichtenagentur gehört, ist an Sky Deutschland derzeit mit 49,9 Prozent beteiligt. 2011 hatte der Bezahlsender erstmals die Grenze von 3 Millionen Kunden übersprungen. Der Umsatz verbesserte sich auf 1,1 Milliarden Euro. Das EBITDA lag auch damals mit minus 155,5 Millionen Euro tief im roten Bereich.
-Von Ursula Quass, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 29725 110, ursula.quass@dowjones.com DJG/uqu/cbr
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May 15, 2012 05:36 ET (09:36 GMT)
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