Der Duisburger Stahlhandelskonzern
Klöckner & Co
Für 2011 müssen die KlöCo-Aktionäre auf eine Ausschüttung verzichten. Für 2010 hatte das Unternehmen noch 30 Cent je Aktie an die Anteilseigner ausgezahlt. Rühl hatte bereits im vergangenen Sommer wegen eines herben Einbruchs der Stahlnachfrage vor allem in Europa seine Prognose zurückgenommen. Er rechnet für das vergangene Jahr unter dem Strich nur noch mit einem leicht positiven Ergebnis oder einer schwarzen Null. Der Umsatz soll dank großer Zukäufe um 35 Prozent wachsen. 2010 waren es 5,2 Milliarden Euro. Klöckner legt am 7. März seine Jahreszahlen vor.
Rühl beurteilt die Lage auf dem europäischen Stahlmarkt in diesem Jahr negativer als andere Branchenvertreter. "Wir richten uns darauf ein, dass die Stahlnachfrage in Europa in diesem Jahr um bis zu fünf Prozent sinkt, es kann aber noch schlimmer kommen." Die aktuell steigende Nachfrage sei nur ein kurzes Zwischenhoch, weil viele Stahlverarbeiter ihre leeren Vorratslager wieder auffüllten, insgesamt blieben sie aber vorsichtig. Der europäische Stahlverband Eurofer prognostiziert ein Nachfrageplus von 2 Prozent.
Rühl verwies auf die ungelöste Staatsschuldenkrise in Europa. "Die Unsicherheit auf den Kapitalmärkten ist vermutlich zurzeit noch größer als 2008", sagte der Manager. Damals habe es mit der Rekapitalisierung der Banken eine Lösung gegeben. Heute hingegen zeichne sich noch kein Ende der Schuldenkrise ab. "Die Situation ist daher jetzt bedrohlicher." Seiner Ansicht nach werde es nun auch für Branchen, die Ende 2011 noch gute Auftragseingänge hatten, deutlich spürbare Rückgänge geben. Als Stahlhändler bekommt Klöckner Konjunkturänderungen stets besonders früh zu spüren.
Im September hatte Rühl dem Konzern ein Sparprogramm verordnet, das die Kosten um 70 Millionen Euro senken soll. Sechs Prozent der aktuell 11.577 Arbeitsplätze sollen bei KlöCo wegfallen, sagte Rühl. In Europa werde fast jede zehnte Stelle gestrichen. Darin seien auch die Jobs enthalten, die durch den Verkauf von Randgeschäften verloren gingen. "Dabei lassen sich - in allerdings geringem Umfang - betriebsbedingte Kündigungen nicht vermeiden." Besonders stark betroffen sei die Zentrale in Duisburg: Dort wird jede fünfte Stelle überflüssig. Bis Ende Juni soll das Sparprogramm umgesetzt sein.
Von den Streichungen kaum betroffen sind die nordamerikanischen Tochtergesellschaften. Die Konjunkturlage dort beurteilt Rühl viel optimistischer: "In den USA erwarten wir, dass die Stahlnachfrage deutlich zulegt, wir wollen mit mindestens fünf Prozent überproportional wachsen." Das spiegele sich bereits in den Preisen wider. Während die Preise für Flachstahl in Europa seit Dezember um rund zehn Prozent stiegen, legten sie in den USA um 30 Prozent zu./enl/fn/wiz
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AXC0028 2012-01-30/08:28