Die schlechten Nachrichten für Air Berlin reißen nicht ab. Um den Flugplan nach der verschobenen Eröffnung des Flughafens Berlin-Brandenburg noch zu retten, hatte Air Berlin darauf gehofft, in den frühen Morgenstunden zusätzliche Startzeiten zwischen 5.30 Uhr und 6.00 Uhr am Flughafen Berlin-Tegel zu bekommen. Dem schob der Berliner Senat jetzt aber einen Riegel vor. Als Konsequenz muss Air Berlin den gesamten Flugplan überarbeiten.
In Tegel dürfen Maschinen bisher nur zwischen sechs und 22 Uhr starten und landen. Am neuen Flughafen Berlin-Brandenburg sollten auch frühere und spätere Flüge erlaubt sein. Lufthansa und Air Berlin wollten mit der ursprünglichen Eröffnung des neuen Flughafens am 3. Juni ihre Verbindungen von und nach Berlin ausbauen und dabei die längeren Betriebszeiten des neuen Airports ausnutzen. Nachdem dieser Plan nicht aufging, erhielten beide Airlines vom Betreiber des neuen Flughafens und Berliner Politikern die Zusagen, dass sie ihre neuen Flugpläne auf Tegel übertragen könnten. Dem ist nun aber nicht ganz so.
Die Berliner Luftfahrtbehörde bleibt bei Starts vor sechs Uhr wegen des Ruhebedürfnis der Bevölkerung hart - und auch der um Hilfe angerufene Senat erteilte Air Berlin nun eine Abfuhr.
Die Airline könnte jetzt zwar eigenen Angaben zufolge gegen dieses Verbot juristisch vorgehen, will aber lieber Planungssicherheit und verzichtet auf den Gang vors Gericht.
Dafür stellt das Management nun den Flugplan um. Mit einer geänderten Taktung der Flüge soll im laufenden Sommerflugplan Platz für 30 Starts nach Palma, Antalya, Venedig und Reykjavik geschaffen werden. Das ist ein enormer Mehraufwand, sagt Air Berlin, kann die Kosten aber noch nicht nennen.
Klar ist, dass Vorstandsvorsitzender Hartmut Mehdorn diese Zusatzbelastung nicht tragen will. Sie erhöhen die Rechnung, die er dem Betreiber des neuen Großflughafens als Ausgleich für die entstandenen Mehrkosten bereits angekündigt hat. Schließlich sei Air Berlin nicht Schuld daran, dass die Eröffnung des neuen Flughafens verschoben worden sei, sagte er jüngst. Und die Airline sei auch nicht in der finanziellen Verfassung, weitere Zusatzbelastungen zu schultern.
Air Berlin geht es nicht gut. Im ersten Quartal 2012 hatte sich der Nettoverlust der Berliner nur dank eines Steuerertrags um 17 Millionen auf knapp 103 Millionen Euro verbessert. Das Eigenkapital fiel um weitere 43 auf 210 Millionen Euro, obwohl Air Berlin erst im Januar durch die Kapitalerhöhung netto gut 68 Millionen Euro erlöst hatte. Die Nettoverschuldung kletterte um fast 150 auf 677 Millionen Euro.
Die Deutsche Lufthansa ist von dem in Tegel geltenden Flugverbot vor sechs Uhr indes nicht betroffen. Sie hat im Sommerflugplan keine Starts und Landungen in dieser Zeit vorgesehen. Ihr gelang es aber, in den späten Abendstunden nach 22 Uhr noch zusätzliche Flüge in Tegel zu ergattern.
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June 26, 2012 02:09 ET (06:09 GMT)
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