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Überraschungspaket aus Brüssel kommt an Finanzmärkten gut an

Von Steffen Gosenheimer 
 

Die überraschend auf dem EU-Gipfel in Brüssel beschlossenen direkten Hilfen für spanische und italienische Banken verfehlen die gewünschte Wirkung nicht. Die Finanzmärkte in Europa und zuvor bereits die in Asien atmen am Freitag auf - zumindest fürs Erste: An den Börsen legen die Indizes deutlich zu und der Euro macht einen Freudensprung nach oben. Am wichtigsten aber: Die Renditen an den Anleihemärkten sinken deutlich.

Der jüngste Anstieg der Renditen spanischer und italienischer Anleihen auf dauerhaft nicht refinanzierbare Niveaus war es, der den Stein in Brüssel letztlich ins Rollen brachte. Spanien und Italien drohten unter der zuletzt stetig gestiegenen Zinslast zusammenzubrechen und hatten deswegen auf dem Gipfel ihre Zustimmung zum bereits vereinbarten 120 Milliarden Euro schweren Wachstumspaket von Sofortmaßnahmen abhängig gemacht. Damit zwangen sie auch Deutschland in die Knie. Die Bundesregierung hatte sich immer wieder strikt gegen eine direkte Unterstützung von Banken aus den Rettungsschirmen gewandt. Bundeskanzlerin Merkel hatte stets betont, die Verträge seien zwischen Staaten und nicht zwischen Banken geschlossen worden.

Nach harten Verhandlungen einigten sich die Staats- und Regierungschefs auf direkte Bankenhilfe für die beiden Länder. Banken der Eurozone sollen direkten Zugriff auf die ESM-Mittel bekommen, sobald eine einheitliche Aufsicht installiert ist. Allerdings sollen die Kredite aus dem Rettungsfonds keinen Vorrang (Seniorität) vor Krediten von Privatgläubigern haben. Das heißt, im Falle einer Pleite wären die öffentlichen Geldgeber auch betroffen.

Italiens Regierungschef Monti äußerte sich zufrieden über die Beschlüsse. Die Einigung sei "eine sehr wichtige Abmachung für die Zukunft der EU und der Eurozone", sagte er. Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker bezeichnete den Beschluss als eine "Botschaft an die Finanzmärkte".

Und diese scheinen die Botschaft auch zu hören. Nachdem die Renditen für spanische Zehnjahresanleihen am Donnerstag zwischenzeitlich in den kritischen Bereich von 7 Prozent gestiegen waren liegen sie aktuell bei nur noch 6,47 Prozent. Das sind 38 Basispunkte weniger als am Vortag. Die Zehnjahresrendite Italiens sinkt um 29 Basispunkte auf 5,88 Prozent. Bei Zinsniveaus um 7 Prozent, die als dauerhaft nicht finanzierbar gelten, waren Irland und Portugal unter den Rettungsschirm der EU geschlüpft.

Zum Vergleich: Für deutsche Staatsanleihen mit gleicher Laufzeit müssen lediglich 1,62 Prozent bezahlt werden. Zum Vortag ist das aber ein Anstieg um 12 Basispunkte. Das unterstreicht die wieder gestiegene Risikofreude nach den Gipfelbeschlüssen. Erste Gelder werden offenbar aus dem sicheren Hafen deutscher Anleihen abgezogen und wieder in hoch verzinste Anleihen der Peripheriestaaten umgeleitet.

"Die Senioritätsfrage hat die Anleger sehr beschäftigt, und die Nachricht scheint der Grund für die Rally an den Märkten zu sein", sagt Marktstratege Hamish Pepper von Barclays.

"Italien hat sich in der vergangenen Nacht zwei Mal entscheidend durchgesetzt", meint Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann mit Blick auf die Ergebnisse der "Gipfel-Treffen" in Warschau und in Brüssel. "Die direkte Banken-Rekapitalisierung kann zu einer Vergemeinschaftung der Staatsschulden durch die Hintertür verkommen", bewertet er die Ergebnisse. Banken- und Fiskalrisiken seien in der Peripherie eng verwoben.

In solchen Ländern, in denen die Geschäftsbanken im großen Umfang Staatsanleihen kaufen, könnten die fiskalischen Probleme so auf den Bankensektor abgewälzt werden. Dieser erhalte dann Kapital vom Rettungsschirm ESM - womöglich ohne makroökonomische Auflagen.

Auch andere Marktteilnehmer sehen die Entwicklung eher skeptisch: "Die Gipfel-Ergebnisse bringen etwas Entspannung, das Spiel ändern sie aber nicht", kommentierte etwa Wee-Khoon Chong, ein Stratege der Societe Generale in Hongkong. Schon nach der seinerzeitigen Ankündigung eines Rettungspakets für den spanischen Bankensektor hatten sich Analysten zurückhaltend geäußert, dass ein Verzicht auf das Senioritätsprinzip die ausländischen Anleger tatsächlich dazu bewegen wird, an den spanischen Anleihemarkt zurückzukehren. Dies gilt aber als unabdingbare Voraussetzung für ein nachhaltig sinkendes Zinsniveau, denn die Finanzinstitute des Landes allein können den Staat auf Dauer nicht refinanzieren.

Nach den Erfahrungen mit dem Schuldenschnitt in Griechenland, an dem sich die EZB nicht beteiligte, seien die Anleger aber äußerst skeptisch mit Blick auf Engagements in den Anleihemärkten der Peripherie. "Wir erwarten, dass die Entscheidung sehr wenig Auswirkungen auf die Märkte haben wird", bemerkt Michala Marcussen, Chefvolkswirtin der Societe Generale.

Am Devisenmarkt ist der Euro von 1,2448 Dollar auf im Tageshoch 1,2628 gestiegen, konnte dieses Niveau aber nicht halten und ist wieder auf 1,2555 Dollar zurückgekommen. "Da die Erwartungen an den EU-Gipfel gering waren, kommen diese Neuigkeiten nun überraschend", kommentiert Devisenstratege Masafumi Yamamoto von Barclays Capital.

Weitere Gewinne des Euro zum US-Dollar werden sehr schwierig sein, glaubt die Danske Bank. "Frühere Entscheidungen der Politik haben tendenziell nur kurzlebige Rallies ausgelöst. Mit der zu erwartenden Zinssenkung der EZB in der kommenden Woche dürfte eine weitere Aufwertung des Euro schwierig werden."

An den Aktienmärkten sind Bankenaktien wie zu erwarten die klaren Tagesfavoriten und hier vor allem jene aus Griechenland, Spanien und Italien. Der Euro-Stoxx-Subindex der Banken schnellt um fast 4,5 Prozent nach oben, sein Stoxx-Pendant, das auch britische und schweizerische Banken beinhaltet, legt um 2,7 Prozent zu. Während griechische Bankentitel zwischen 11 und knapp 14 Prozent gewinnen, legen spanische und französische überwiegend um zwischen 4 und 5 Prozent zu.

Das macht sich auch an den jeweiligen Börsenbarometern bemerkbar. In Griechenland gewinnt der FTSE Athex 20 gut 6 Prozent, in Italien geht es um 2,3 Prozent aufwärts, der IBEX in Madrid kommt um 2,4 Prozent voran. Alle hatten im früheren Verlauf des Handels aber auch schon deutlich höher gelegen. "Die Nachrichten sorgen momentan für neue Zuversicht speziell im Bankensektor", kommentiert Jerome Vinerier von IG Markets in Paris und weiter: "Die strukturellen Probleme sind aber nicht aus der Welt und die längerfristigen Effekte sind nur schwer vorherzusagen".

Wie lange die neue Zuversicht an den Finanzmärkten bleibt abzuwarten, zumal auch - wie fast schon üblich nach unter Druck zustandekgekommenen Gipfelbeschlüssen - noch viele Details zu klären sind. "Wir haben hier ein paar positive Punkte, aber nichts Dramatisches", betont Zinsexperte Padhraic Garvey von ING Rates Strategy. "Ein paar Tage dürften wir hieraus Honig saugen..... aber die Krise ist damit nicht weggezaubert".

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/gos

(Mehr zu diesem Thema und weitere Berichte und Analysen zu aktuellen Wirtschafts- und Finanzthemen finden Sie auf www.WSJ.de, dem deutschsprachigen Online-Angebot des Wall Street Journal.)

(END) Dow Jones Newswires

June 29, 2012 05:37 ET (09:37 GMT)

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