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LEVERKUSEN (dpa-AFX) - Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer
Die Latte für 2012 legte Dekkers höher: Beim Umsatz rechnet er nun im Gesamtkonzern mit einem währungs- und portfoliobereinigten Wachstum von vier bis fünf Prozent auf 39 Milliarden bis 40 Milliarden Euro. Bisher war ein Plus von rund drei Prozent angepeilt worden. Allein im zweiten Quartal kletterte der Umsatz auch Dank eines "sehr vorteilhaften" Währungsumfelds um zehn Prozent auf 10,2 Milliarden Euro. Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sonderposten (EBITDA) geht er nun von einem Anstieg im oberen einstelligen Prozentbereich aus. Bisher war nur eine leichte Verbesserung in Aussicht gestellt worden. Dies galt auch für das bereinigte Ergebnis je Aktie, für das nun eine Steigerung um etwa zehn Prozent erwartet wird. Im zweiten Quartal ging der Gewinn wegen hoher Sonderlasten aber um gut ein Drittel auf 494 Millionen Euro zurück.
ZUVERSICHT AUCH FÜR AGROCHEMIE
Am Finanzmarkt kamen die Nachrichten gut an. Händler und Analysten zeigten sich positiv überrascht. Die Aktien legten gegen Mittag in einem etwas festeren Umfeld um 4,10 Prozent auf 63,66 Euro zu und waren damit zweitstärkster Dax-Wert. Commerzbank-Analyst Daniel Wendorff und Bernstein-Experte Jeremy Redenius sprachen übereinstimmend von starken Resultaten. Negativ seien nur die hohen Einmalkosten gewesen. Allerdings ließen die Unternehmensaussagen auf keine weiteren derartigen Belastungen in der zweiten Jahreshälfte schließen, betonte Wendorff. Auch DZ Bank-Analyst Peter Spengler sieht als "negativen Touch" einzig die hohen Sonderlasten. Der Quartalsbericht sei insgesamt besser als erwartet ausgefallen. Die Prognose für das Gesamtjahr sei zudem - wie von einigen Experten erwartet - angehoben worden.
Nach dem guten Geschäftsverlauf im ersten Halbjahr hob Bayer-Chef Dekkers auch den Ausblick für das Agrochemiegeschäft (CropScience) an. Der Teilkonzern plane nun eine Steigerung des Umsatzes um bereinigt rund zehn Prozent und des um Sondereinflüsse bereinigten EBITDA um rund ein Fünftel. Bisher waren nur Steigerungen im mittleren einstelligen Prozentbereich erwartet worden. Das Bayer-Agrochemiegeschäft dürfte dabei schneller wachsen als der Markt.
EURO-KRISE BREMST KONSUM
Für das Gesundheitsgeschäft (HealthCare) habe 2012 die Vermarktung neuer Produkte absolute Priorität. Der Teilkonzern erwarte Umsatzzuwächse von bereinigt drei bis vier Prozent (bisher: im unteren bis mittleren einstelligen Prozentbereich). Das EBITDA vor Sondereinflüssen soll der Teilkonzern nun im mittleren bis oberen einstelligen Prozentbereich steigern. Bisher war eine leichte Steigerung angepeilt worden.
Für das Geschäft mit Kunst- und Schaumstoffen (MaterialScience) blieb Bayer etwas zurückhaltender. Im dritten Quartal werde der Teilkonzern bei währungs- und portfoliobereinigtem Umsatz sowie beim EBITDA vor Sondereinflüssen an das gute zweite Quartal anknüpfen. Für 2012 plane der Teilkonzern unverändert einen bereinigten Umsatz und ein um Sondereinflüsse bereinigtes EBITDA auf Vorjahresniveau.
ALLE DREI TEILKONZERNE TRUGEN ZUM UMSATZWACHSTUM BEI
Die Aussichten für die Weltwirtschaft seien Mitte des Jahres weiter mit großer Unsicherheit behaftet, mahnte Bayer. Auf der einen Seite dürften wichtige Volkswirtschaften wie die USA und Japan ihre Erholung mit moderatem Tempo fortsetzen. Ebenso sei weiterhin ein robustes Wachstum in den Schwellenländern - insbesondere in China - zu erwarten, auch wenn die Dynamik abnehme. Auf der anderen Seite blieben die Aussichten für Europa wegen der andauernden Schuldenkrise ungünstig. Auf den für MaterialScience wichtigen Absatzmärkten sei für den weiteren Jahresverlauf insgesamt mit einem nachlassenden Wachstum zu rechnen. Insbesondere bremse die anhaltende Euro-Krise den Konsum. Die wirtschaftliche Dynamik in Asien dürfte die Nachfrage dagegen weiter stützen.
Im zweiten Quartal trugen alle drei Teilkonzerne zum Umsatzwachstum bei. Insbesondere das Agrochemiegeschäft habe mit einem weiterhin starken Zuwachs an einen gelungenen Saisonstart angeknüpft. Besonders stark seien hier die Zuwächse in Nordamerika ausgefallen. Dort helfe die Neuausrichtung des Vertriebs. Auch in Europa sowie in Lateinamerika, Afrika und Nahost habe das Geschäft erfreulich zugelegt, während die Umsätze im Raum Asien/Pazifik moderat stiegen. Positive Marktbedingungen, besonders durch das anhaltend hohe Preisniveau für Agrarrohstoffe, trugen zu dem Wachstum bei.
HOHE VORSORGE WEGEN KLAGEN IN USA
Im Gesundheitsgeschäft wuchs Bayer sowohl im klassischen Pharma- als auch im Consumer-Health-Geschäft. "Zu dieser Entwicklung hat insbesondere das erfreuliche Geschäft in den Wachstumsmärkten beigetragen", sagte Dekkers. Unter den Top-Produkten kletterte der Umsatz mit dem Gerinnungshemmer Xarelto nach Einführung in weiteren Ländern sowie Indikationserweiterungen deutlich. Das Multiple-Sklerose-Medikament Betaferon und das Krebsmedikament Nexavar legten ebenfalls kräftig zu.
Sinkende Umsätze verzeichneten dagegen die Verhütungspillen der Yaz-Familie. Grund sei insbesondere die Konkurrenz durch Nachahmermittel in Westeuropa und Nordamerika. Im zweiten Quartal bildete Bayer für die Verhütungspille wegen Klagen in den USA im Zusammenhang mit Gesundheitsschäden hohe Rückstellungen. Im Zusammenhang mit Yasmin/YAZ seien 496 Millionen Euro als Vorsorge für alle derzeit bekannten und von Bayer als vergleichswürdig angesehenen Fälle (venöse Blutgerinnsel) enthalten, hieß es. Kläger bringen die Pillen in Zusammenhang mit starken Gesundheitsschäden bis hin zum Tod. Mitte Juli lag die Zahl der Klagen insgesamt bei rund 12.325. Bis zum 19. Juli habe Bayer ohne Anerkennung einer Haftung Vergleiche mit 1.877 Anspruchstellerinnen in den USA für insgesamt etwa 402,6 Millionen US-Dollar vereinbart. Bayer geht auf Basis der derzeit vorliegenden Erkenntnisse davon aus, mit der Rückstellung und dem nunmehr ausgeschöpften Versicherungsschutz für den überwiegenden Teil der aus Konzernsicht vergleichswürdigen Fälle Vorsorge getroffen zu haben./jha/ep/kja
ISIN DE000BAY0017
AXC0127 2012-07-31/11:48