Niedrige Zinsen und Inflationsängste machen Aktien nach Einschätzung der Privatbank Metzler derzeit zu einer attraktiven Anlagealternative für Anleihen. Dies gelte derzeit insbesondere für die Anteilsscheine gering bis mittel kapitalisierter Unternehmen (Small und Mid Caps), hieß es am Mittwoch bei einem Pressegespräch in Frankfurt. "Die Früchte hängen allerdings hoch", schob Frank-Peter Martin, Mitglied des Partnerkreises und Chief Investment Officer bei Metzler Asset Management, zu hohen Erwartungen einen Riegel vor. "Es geht nicht um eine Rendite von 20 oder 25 Prozent, sondern vor allem um den Vermögenserhalt."
Die Anleiherenditen seien wegen der Interventionen der Notenbanken auf einen historischen Tiefstand gefallen, erinnerte Chefvolkswirt Edgar Walk. "Aber selbst Experten lassen sich zu sehr von der Vergangenheit leiten und trauen sich nicht, Aktien zu empfehlen." So rieten Wall-Street-Strategen einer Untersuchung des Bankhauses Bank of America/Merrill Lynch zufolge zu einer Aktiengewichtung von 44,4 Prozent, was deutlich unter dem historischen Durchschnittswert von 60,7 Prozent liege. Zudem verzeichneten Aktienfonds weltweit seit 2007 Mittelabflüsse, so Walk weiter. "Dabei sind Aktien historisch sehr günstig bewertet und gehören in jedes ausgewogene Portfolio - insbesondere in Krisenzeiten."
Lorenzo Carcano, Leiter Produktgruppe europäische Nebenwerte und
deutsche Aktien, erwartet derweil nach einem Jahr
unterdurchschnittlicher Kursentwicklung eine Aufholjagd der
Nebenwerte im Vergleich zu Large Caps. Sie hätten in konjunkturellen
Boom- und Erholungszeiten erfahrungsgemäß die Nase vorn - "dass vor
zwei Monaten eine Erholungsphase begonnen hat, spricht dafür, dass
Small Caps wieder in Mode kommen". Zu den Investments von Metzler
gehören etwa die im MDax
Auch langfristig sieht Carcano Titel kleiner und mittlerer Unternehmen im Vorteil. "Seit sich entsprechende Indizes vergleichen lassen, haben europäische Nebenwerte in puncto Wertentwicklung die Standardwerte hinter sich gelassen", betonte er. Gleiches gelte für das Gewinn- und Umsatzwachstum der Unternehmen, die zudem seltener zu Branchen mit hohen Regulierungsrisiken wie Energie oder Telekommunikation gehörten und oft in Nischenmärkten operierten. Dass kleine Unternehmen oft als risikoreicher wahrgenommen und die Aktien in schwierigen Zeiten als erste verkauft würden, sei deshalb nicht gerechtfertigt.
Als weiteres Argument für Nebenwerte nannte Carcano die weniger
intensive Beobachtung durch Analysten. Dazu schrumpften und
fusionierten derzeit viele Analysehäuser, weshalb vor allem Small
Caps zunehmend vernachlässigt würden. Daraus ergäben sich
Ineffizienzen bei der Bewertung, die man bei einem
Informationsvorsprung ausnutzen könne. Dass die meisten
Aktienanleger wegen der Euro-Schuldenkrise nur noch in Kerneuropa
investierten, sei ein Fehler. "Auch in Spanien und Italien gibt es
gute Unternehmen wie etwa den gut aufgestellten Reifenhersteller
Pirelli
Mit dem Thema Fusionen und Übernahmen (M&A) führte Meyer einen
Kaufgrund mehr für Small Caps ins Feld. Angesichts günstiger
Bewertungen und hoher Barmittelbestände der Unternehmen dürften
entsprechende Aktivitäten wieder zunehmen. Bevorzugt würden kleinere
Akquisitionen, die Gewinnwachstum und geringere Integrationsrisiken
beinhalteten, hob er in Abgrenzung zur just gescheiterten Megafusion
von EADS
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AXC0212 2012-10-10/17:27