Baumwollpreise federleicht Der Preis für Baumwolle sinkt wegen des großen Überangebots seit Jahren: Seit den ausnahmsweise hohen Preisen von Oktober 2010 bis Juli 2011 - in der Spitze wurden mehr als 220 US-Cents pro Pfund (454 Gramm) bezahlt - ist der Preis vom Sommer 2011 bis heute von rund 100 US-Cents auf 70 US-Cents zusammengefallen. Das hohe Preisniveau, das vom Herbst 2010 bis zum Sommer 2011 anhielt, hatte die Baumwollproduzenten veranlasst, ihre Kapazitäten massiv auszuweiten. Inzwischen sind weltweit die Lager prall gefüllt. Wie das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) schätzt, könnten deshalb auch in diesem Jahr die weltweiten Ernten die Nachfrage übersteigen - zum dritten Mal in Folge. Das Potenzial für steigende Preise bei Baumwolle könnte in der angelaufenen Saison 2012/13 deshalb begrenzt sein. Rohstoff-Analysten rechnen mit einem Angebotsüberschuss von etwa 10 Millionen Ballen (2 Millionen Tonnen). Zwar kamen vor wenigen Wochen Meldungen auf, die vor kurzfristigen Versorgungsschwierigkeiten warnten: Erste Analysen der US-Ernte hatten angedeutet, dass es wegen Qualitätsproblemen zu einer schlechteren Verarbeitungsfähigkeit der Baumwolle kommen könnte. Der heiße, trockene Sommer hatte die Faserqualität sehr in Mitleidenschaft gezogen. Bei Baumwolle gilt: Je länger, dünner und fester die Faser, desto besser ist die Qualität. Aufgrund der ungünstigen Witterungsbedingungen in den USA hatten Mitte Oktober jedoch lediglich 46 Prozent der bisherigen US-Baumwollernte dem vom Markt verlangten Qualitätsstandard genügt. Zugleich waren Mitte Oktober die Baumwolllager der USA, weltweit größte Exportnation für Baumwolle, so leer wie seit zehn Jahren nicht mehr. Der Hintergrund: Importeure hatten sich aufgrund der günstigen Preise verstärkt mit Baumwolle eingedeckt. Das Zusammentreffen dieser beiden Faktoren in den USA ließ den Preis für Baumwolle Mitte Oktober daraufhin leicht bis auf 75,16 US-Cents je Pfund in der Spitze ansteigen. Weltweit ergibt sich jedoch ein anderes Bild. Erst vor wenigen Tagen hat das US-Landwirtschaftsministerium seine Schätzung für die weltweiten Lagerbestände zum Ende des laufenden Erntejahres um 3,4 Prozent auf ein Rekordniveau von rund 17 Millionen Tonnen angehoben. Zu einer ähnlichen Schätzung kommt auch das International Cotton Advisory Committee (ICAC): In der laufenden Saison könnten die weltweiten Baumwoll-Vorräte auf ein Rekordniveau von 16,4 Millionen Tonnen steigen, ein Zuwachs von 17 Prozent gegenüber dem vergangenen Jahr. Vor allem in China quellen die Baumwolllager über: Die Lagerbestände im Reich der Mitte - vor Indonesien weltweit größter Baumwollimporteur und zugleich einer der größten Produzenten der Naturfaser - könnten einem Bloomberg-Bericht zufolge in der laufenden Saison auf etwa 9 Millionen Tonnen steigen. Dieser Bestand dürfte ausreichen, um das Defizit des Landes von Produktion und Nachfrage über die kommenden sechs Jahre zu decken. Nur ein verstärkter Konsum in China könnte die Baumwollnachfrage deutlich erhöhen. Aufgrund des überreichlichen Angebots von Baumwolle und der niedrigen Preise freuen sich viele börsennotierte Textilproduzenten über eine höhere Marge. Wegen des niedrigen Rohstoffpreises könnten sie in den kommenden Quartalen besser verdienen. Anleger sollten in jedem Fall beachten, dass vergangene Wertentwicklungen und/oder Analystenmeinungen kein hinreichender Indikator für künftige Wertentwicklungen sind. Rohstoffpreise hängen, wie die oben stehenden Ausführungen zeigen, von einer Vielzahl wirtschaftlicher und politischer Faktoren ab, die bei der Bildung einer Markterwartung berücksichtigt werden sollten. Index-Zertifikat auf JPMCCI NYBOT Cotton Total Return Index
Mini Future Short auf Cotton
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