22. November 2012. Die Talfahrt an den Börsen scheint vorbei zu sein, einzelne Aktien wie Salesforce.com, Samsung und SABMiller verzeichnen sogar regelrechte Kurssprünge. Davon können Hewlett Packard-Aktionäre nur träumen.
Von dem kräftigen Einbruch an den Börsen in der vergangenen Woche ist mittlerweile nichts mehr zu spüren. "Der Markt hat sich deutlich erholt", bemerkt Roland Stadler von der Baader Bank. "Vor einer Woche hätte man noch gedacht, es werde nie mehr Käufer geben." Allerdings seien die Umsätze nicht besonders hoch. "Die richtigen Impulse fehlen noch."
Das könnte sich aber schon bald ändern. "Morgen ist Black Friday in den USA", erklärt Walter Vorhauser von Close Brothers Seydler. Der Tag nach Thanksgiving sei traditionell der umsatzstärkste für den US-Einzelhandel. "Der Black Friday gilt als Gradmesser für die Konjunktur." Die Erwartungen seien in diesem Jahr durchaus positiv, einige Einzelhandelsaktien hätten schon vorab zugelegt.
Hewlett Packard kommt nicht auf die Füße
Ganz schwer gelitten hat unterdessen die Aktie von Hewlett Packard, wie Vorhauser meldet. Der Grund: Die Übernahme des Softwareunternehmens Autonomy kommt dem Computerkonzern extrem teuer zu stehen. "Hewlett Packard muss wegen mutmaßlicher Bilanzmanipulationen bei Autonomy 8,8 Milliarden US-Dollar abschreiben." Daher sei der Konzern im vierten Quartal tief in die roten Zahlen gerutscht. "Das alles hat an der Wall Street für Entsetzen gesorgt. Die Aktie brach um 10 Prozent ein." Damit setzt sich die Talfahrt des Dividendentitels fort: Aktuell wird Hewlett Packard (WKN 851301) an der Börse Frankfurt zu 9,35 Euro gehandelt, vor einer Woche waren es noch 10,33 Euro, 2010 kostete die Aktie noch über 40 Euro. "Es ist nicht absehbar, ob das Unternehmen überhaupt überleben kann", meint Vorhauser.
Cloud Computing beflügelt Salesforce.com
Diese Sorgen teilt der Cloud Computing-Spezialist Salesforce.com definitiv nicht. "Hier läuft das Geschäft blendend", berichtet Vorhauser. Der Umsatz sei im dritten Quartal um 35 Prozent gestiegen, es würden zwar noch Verluste geschrieben, die hätten sich aber verringert. "In diesem Jahr peilt das Unternehmen einen Umsatz von 3 Milliarden US-Dollar an, nächstes Jahr sollen es 4 Milliarden sein." Die Aktie (WKN A0B87V) reagierte mit einem deutlichen Kursplus, heute geht sie zu 123 Euro über den Tisch. Ende Dezember 2011 kostete der Dividendentitel noch 77 Euro. "Salesforce.com befindet sich in einem sehr stabilen Aufwärtstrend." Seiner Einschätzung nach wird das Unternehmen auch weiter wachsen, die Aktie sei als Depotbeimischung durchaus geeignet.
Samsung baut Vorsprung aus
Ebenfalls nicht beklagen kann sich der südkoreanische Apple-Rivale Samsung, dessen Handy Galaxy S sich zu einem wahren Verkaufsschlager entwickelt hat. "Einer Studie zufolge wird Samsung im vierten Quartal über 60 Millionen Smartphones verkaufen. Das wäre gegenüber dem dritten Quartal nochmals ein Plus von 5 Prozent", erklärt Vorhauser. Der Konzern sei mit einem Marktanteil von 22,9 Prozent bereits der größte Handyanbieter der Welt, der Vorsprung könne nun voraussichtlich noch ausgebaut werden. Bremsfaktor sei allerdings der Patentstreit mit Apple. "Dem Aktienkurs macht das aber nichts aus", bemerkt der Händler. Der Dividendentitel habe sich allein in dieser Woche um 10 Prozent verteuert. An der Börse Frankfurt wird Samsung (WKN 881823) aktuell zu 297 Euro gehandelt, vor einer Woche waren es 287 Euro. Innerhalb von zwei Jahres hat sich der Aktienkurs damit verdoppelt.
SABMiller-Übernahme zahlt sich aus
Gut gelaufen ist auch die Aktie von SABMiller (WKN 861038), wie Stadler beobachtet hat. Der Bierbrauer lag mit der Übernahme der australischen Biermarke Foster's offenbar goldrichtig: Im Ende September abgelaufenen ersten Geschäftshalbjahr stieg der Umsatz jedenfalls um 11 Prozent auf 27,5 Milliarden US-Dollar, der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen um 17 Prozent auf 3,2 Milliarden US-Dollar. "SABMiller kann die Umsatzeinbußen in Europa durch Geschäfte in Afrika, Lateinamerika und Australien wettmachen", erläutert der Händler. Die Aktie liege heute 5,9 Prozent im Plus bei 34,50 Euro. Aktionäre können sich ohnehin nicht beschweren: Ende vergangenen Jahres kostete der Dividendentitel noch 27 Euro, im März 2009 waren es sogar nur 10 Euro.
Höhenflug von Zodiac
Die Aktie des französischen Flugzeugzulieferers Zodiac Aerospace (WKN 876382), zu dessen Kunden Boeing und Airbus gehören, hat sich sogar seit 2009 vervierfacht. "Zodiac profitiert stark vom zunehmenden Flugverkehr", meldet Stadler. Der Umsatz legte in dem im August zu Ende gegangenen Geschäftsjahr 2011/2012 um 26 Prozent zu, der Nettogewinn um 34 Prozent. "Das war mehr als erwartet. Außerdem wurde die Dividende erhöht." Heute notiert Zodiac an der Börse Frankfurt bei 79 Euro.
Möchten Sie den Auslandsaktien-Marktbericht jede Woche an Ihre E-Mail erhalten, dann melden Sie sich an für den Börse Frankfurt Newsletter unter www.boerse-frankfurt.de/newsletter.
© 22. November 2012/Anna-Maria Borse
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
AXC0180 2012-11-22/15:30