Die mittelständischen Unternehmen in Deutschland unterschätzen die Gefahren der Wirtschaftskriminalität. Zu diesem Schluss kommt eine am Dienstag in Frankfurt vorgestellte Studie der Beratungsgesellschaft KPMG. Danach schätzen 83 Prozent der 300 befragten Mittelständler die Gefahr für das eigene Unternehmen als gering bis sehr gering ein. Und 81 Prozent hielten ihre Schutzmechanismen für ausreichend, obwohl jedes vierte Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren selbst Opfer von Wirtschaftskriminellen gewesen ist.
Die bestehende Vertrauenskultur in den inhaber- und familiengeführten Unternehmen führe dazu, dass grundlegende Kontrollmechanismen wie Funktionstrennung oder das Vieraugenprinzip sträflich vernachlässigt würden, erklärte der KPMG-Wirtschaftsprüfer Frank Weller. Es entwickelten sich häufig gerade jene Mitarbeiter zur Gefahr, auf die man besonders vertraue. In jedem zweiten Fall kämen die Täter aus den eigenen Reihen. Zuverlässige Kontrollmechanismen seien nicht weit genug verbreitet, so dass immer noch rund die Hälfte der Fälle nur durch Zufall bekannt werde.
Auf Grundlage der Umfrage geht die KPMG von einem weitgehend unveränderten jährlichen Gesamtschaden von rund 20 Milliarden Euro in Deutschland aus. Einfache Diebstähle in Handelsunternehmen und von Büromaterialien wie auch langfristige Reputationskosten seien darin nicht enthalten. Der Schaden pro betroffenes Unternehmen betrage rund 300.000 Euro, wobei Großbetriebe ein weit höheres Risiko trügen als die kleinen und mittleren Unternehmen.
Die Großen seien sich aber auch der tatsächlichen Risiken sehr viel genauer bewusst als die Kleinen. Diese fürchteten sich vor allem vor externen Datendieben und Produktpiraten. Tatsächlich würden sie aber häufig durch eigene Mitarbeiter per Unterschlagung oder Untreue geschädigt. Deutlich rückläufig sind in der Wahrnehmung der Firmen die Korruptionsdelikte.
Datendiebstahl sei allerdings wirklich das Zukunftsthema der Wirtschaftskriminalität schlechthin, meinte der KPMG-Präventionsexperte Frank Hülsberg. Die komplexen IT-Systeme böten zahlreiche Angriffspunkte für interne und externe Täter. Auch hier gebe es noch keine ausreichende Präventionskultur insbesondere bei den kleineren Unternehmen./ceb/DP/jha
AXC0137 2012-11-27/12:51