Von Lilly Vitorovich
LONDON--Nach einer langen Hängepartie kann auch in Großbritannien der Mobilfunkstandard der neuen Generation flächendeckend an den Start gehen: Der britische Regulierer Ofcom gab nach mehr als 50 Angebotsrunden fünf Gewinner der Auktion von Mobilfunkfrequenzen bekannt. Insgesamt 2,34 Milliarden Britische Pfund haben die Anbieter auf den Tisch gelegt - deutlich weniger als Schatzkanzler George Osborne sich erhofft hatte.
Vodafone, Everything Everywhere (EE) - ein paritätisches Joint Venture von Deutscher Telekom und France Telecom -, Telefonica, Hutchison und die BT-Tochter Niche Spectrum Ventures haben sich die 4G-Frequenzen gesichert. Mit dem zusätzlichen Spektrum können die Anbieter nun ihre existierenden Mobilfunknetze ausbauen. Die Kunden können dann mit ihren Smartphones, Tablets und Laptops Daten fünf Mal schneller herunterladen als es derzeit möglich ist.
Die Auktion hatte sich zur Hängepartie entwickelt, weil es unter den Anbietern zu Streitereien samt Klageandrohungen gekommen war. So machten Anschuldigungen die Runde, kleinere Betreiber würde auf unfaire Art und Weise bevorzugt. Wegen der Querelen hinkt Großbritannien beim Mobilfunkausbau vielen Regionen und Ländern wie den USA, Deutschland, Skandinavien und Teilen Asiens hinterher.
Den britischen Schatzkanzler dürfte das Ergebnis der Auktion allerdings nicht freuen. Er hatte mit 3,5 Milliarden Pfund gerechnet, während die Ofcom einen Mindestpreis von 1,3 Milliarden festgesetzt hatte. Osborne dürfte nun neidisch in die Niederlande blicken, wo der Staat Ende des Jahres 3,6 Milliarden Euro erlöst hat - ein vielfaches der dort erwarteten 400 bis 500 Millionen Euro.
Ein Sprecher des britischen Finanzminsteriums sagte, die Schätzung der Regierung habe auf einer "unabhängigen Expertenanalyse" beruht. Ein Ofcom-Sprecher fügte hinzu, es sei nicht das Ziel, den Erlös zu maximieren, sondern die Wettbewerbsfähigkeit des Marktes zu gewährleisten. "Wir sind sehr froh, dass es fünf Anbieter des 4G-Netzes geben wird".
Ofcom-Chef Ed Richards sagte, die neuen Netze würden zu einem "schnelleren und weitverbreiteten mobilen Breitbandangebot" führen. Profitieren würden davon die Verbraucher und Unternehmen im ganzen Land.
Vodafone, der zweitgrößte Mobilfunkanbieter der Welt nach China Mobile, hat mit 791 Millionen Pfund am meisten für die neuen Frequenzen hingeblättert, im Frühjahr soll das neue Netz dann verfügbar sein. Everything Everywhere(EE), der nach Umsatz größte Mobilfunkanbieter Grobritanniens, legte 589 Millionen Pfund auf den Tisch. EE ist beim Aufbau des Netzes seinen Konkurrenten zuvor, seit Oktober gibt es das Angebot schon in 10 Städten.
Telefonica, in Großbritannien wie in Deutschland unter der Marke O2 bekannt, zahlte 550 Millionen Pfund. Hutchison mit der Marke Three berappte 225 Millionen Pfund, während Niche von der BT Group 186,5 Millionen zahlte.
Die britische 3G-Auktion im Jahr 2000 hatte noch unglaubliche 22 Milliarden Pfund erlöst. Das hatte jedoch dazu geführt, dass die Anbieter danach finanziell angeschlagen waren.
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February 20, 2013 06:44 ET (11:44 GMT)
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