
Von Sam Schechner
PARIS--Die französischen Mobilfunkanbieter reagieren auf den Preiskampf auf dem Telekommunikationsmarkt des Landes. Die Vivendi-Tochter SFR und ihr Konkurrent Bouygues Telecom verhandeln über ein Abkommen zur gemeinsamen Nutzung von Teilen ihrer Mobilfunk-Netzwerke. Bis Jahresende soll es eine strategische Vereinbarung geben. SFR und Bouygues sind nach Vertragskunden die Nummer Zwei und Drei auf einem von einem brutalen Preiskampf geprägten Mobilfunkmarkt.
Mit einer solchen Vereinbarung würden die Anbieter ihre geographische Reichweite erhöhen, teilte SFR und Bouygues mit. Außerdem würden die Investitionen in den Ausbau der Bandbreite der Netze erleichtert. Trotz allem wollten sie aber wirtschaftlich unabhängig voneinander bleiben.
Solche Abkommen bezüglich der Netzwerke sehen üblicherweise vor, dass die Betreiber Mobilfunktürme gemeinsam nutzen, bei manchen Vereinbarungen auch Antennen, Transmitter und Wartungspersonal. Das ermöglicht beträchtliche Einsparungen, da die Netze immer teurer werden.
Seit Herbst letzten Jahres diskutieren die vier großen französischen Mobilfunkbetreiber, darunter Marktführer Orange und Billiganbieter Iliad, hinter verschlossenen Türen über solche Netwerk-Vereinbarungen, wie mit den Vorgängen vertraute Personen zu berichten wissen. So versuchen sie, im Preiskrieg zu bestehen. Dieser begann, als Iliad im Januar 2012 in den Markt einstieg.
Die gemeinsame Netzwerknutzung ist in Europas fragmentierter Telekommunikationslandschaft - in 28 EU-Ländern gibt es mehr als 40 Betreiber - nicht ungewöhnlich. Bei Zusammenschlüssen innerhalb einzelner Länder stellen sich die europäischen Wettbewerbshüter allerdings meist quer, weshalb Netzwerk-Vereinbarungen für die Betreiber die nächstbeste Lösung darstellen.
Frankreich hinkt seinen Nachbarn dabei jedoch hinterher, denn die Regierung und die Kartellbehörden des Landes erhofften sich durch den schärferen Wettbewerb bislang niedrigere Preise für die Kunden. Nun aber, unter der sozialistischen Regierung, hat sich die Stimmung gewandelt und die Minister haben ein offenes Ohr für die Argumente von Orange und anderen, dass niedrige Preise den Markt beeinträchtigen und der industriellen Basis Frankreichs schaden.
Letzten Herbst hat die französische Regierung die unabhängige Kartellbehörde des Landes gebeten, ihre Haltung zu solchen Netzwerkdeals nochmals zu überprüfen. Im März hieß es dann von der Behörde, solche Vereinbarungen könnten in gewissen Fällen abgesegnet werden, zum Beispiel in strukturschwachen Regionen oder bei Mobilfunktürmen in Städten.
Nach Bekanntgabe der Gespräche zwischen SFR und Bouygues verkündeten der französische Industrieminister Arnaud Montebourg und der Technologieministerin Fleur Pellerin in einer gemeinsamen Mitteilung, Netzwerk-Vereinbarungen seien Teil der Strategie der Regierung. Sie seien insbesondere angebracht, wenn Margen strapaziert werden, so wie es derzeit der Fall sei.
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July 23, 2013 01:49 ET (05:49 GMT)
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