Von Jürgen Hesse
MAILAND--Die Neuordnung der Telekomlandschaft kommt voran. Der spanische Marktführer Telefonica baut nun seinen Einfluss beim italienischen Wettbewerber Telecom Italia in mehreren Schritten deutlich aus. Konkret erwerben die Spanier zunächst Vorzugsaktien ohne Stimmrechte an der Telecom-Italia-Holding Telco. Im kommenden Jahr hat Telefonica dann die Option, auch das Sagen bei Telco zu bekommen.
In Telco sind zwar nur gut 22 Prozent der Telecom-Italia-Aktien gebündelt. Die Holding ist aber einziger Großaktionär bei Telecom Italia und hat deshalb genug Einfluss, um den italienischen Telekomdienstleister zu kontrollieren. Telefonica hält derzeit schon 46 Prozent der stimmberechtigten Telco-Aktien. Der Erwerb von Vorzugsaktien aus einer Telco-Kapitalerhöhung ist den Spaniern zunächst 323 Millionen Euro wert.
In einem zweiten Schritt kann der Konzern aus Madrid nach der Kartellgenehmigung nochmals für 117 Millionen Euro auf 70 Prozent des Telco-Kapitals aufstocken - auch hier wieder ohne entsprechende Stimmrechte. Erst im Jahr 2014 bekommt Telefonica die Option, die Vorzugsaktien teilweise in stimmberechtigte Anteile zu wandeln, so dass die Spanier auf 64,9 der Stimmen kommen. Dann kann Telefonica auch die übrigen Telco-Aktionäre herauskaufen.
Ins Rollen gebracht haben die Transaktion die Eigentümer der Holding-Gesellschaft. Diese waren im Jahr 2007 bei Telecom Italia eingestiegen, hatten ihre Aktien in Telco zusammengelegt und einen Aktionärspakt geschlossen, der nun am 28. September ausläuft. An Telco ist neben Telefonica der Versicherer Generali mit knapp 31 Prozent beteiligt. Hinzu kommen die beiden Banken Intesa Sanpaolo sowie Mediobanca mit je 11,6 Prozent.
Die Telco-Aktionäre konnten über ihre Beteiligung an Telecom Italia zuletzt nicht glücklich sein. Der harte Wettbewerb auf dem Telekommarkt und die Rezession in Südeuropa machten Milliardenabschreibungen erforderlich. In jüngster Zeit hatte sich deshalb bereits abgezeichnet, dass mit Auslaufen des Aktionärspakts die Telco-Eigentümerstruktur vor gravierenden Veränderungen steht.
Telecom Italia ächzt unter einer Schuldenlast von fast 29 Milliarden Euro. Angesichts der zuletzt schwachen finanziellen Entwicklung droht dem Telekomkonzern zudem die Herabstufung seiner Bonität auf Ramsch-Status, was die Refinanzierung noch erschweren würde. Telco will die Mittel aus der nun angekündigten Kapitalerhöhung zum Schuldenabbau nutzen.
Im Raum steht seit geraumer Zeit auch eine mögliche Kapitalerhöhung bei Telecom Italia. Das Unternehmen soll zum Abbau der Schulden darüber schon erste Gespräche mit Investmentbanken geführt haben. Die Kapitalmaßnahme könnte bis zu 5 Milliarden Euro schwer sein. Am Dienstagmorgen zeichnet sich hier aber noch keine neue Entwicklung ab.
Andere Investoren als Telefonica haben bislang Abstand davon genommen, sich stark bei den Italienern zu engagieren. Es gab in der Vergangenheit Überlegungen, einen Anteil an strategische Investoren aus der Telekombranche zu verkaufen, etwa AT&T oder America Movil. Eine Transaktion kam aber nie zustande. Telecom Italia könnte deshalb gezwungen sein, zusätzliche Barmittel über eine Kapitalerhöhung oder den Verkauf von Unternehmensteilen aufzutreiben. Über solche Optionen soll im Management der Italiener gesprochen worden sein.
Die Telekomlandschaft ist zuletzt durch den Megadeal zwischen Verizon und Vodafone in Bewegung gekommen. Der Telekomriese Verizon kann seinen europäischen Partner Vodafone endlich aus dem Mobilfunk-Joint-Venture Verizon Wireless herauskaufen. 130 Milliarden US-Dollar lassen sich die Amerikaner diesen heiß ersehnten Befreiungsschlag kosten.
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September 24, 2013 03:13 ET (07:13 GMT)
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