
Von Hendrik Varnholt
Union und SPD wollen an der Windenergie sparen - doch die Betroffenen bleiben gelassen: Die Überlegungen aus den Koalitionsverhandlungen böten keinen Grund zur Panik, sagte ein Sprecher des Bundesverbands Windenergie dem Wall Street Journal Deutschland. Zwar löse der Verhandlungsstand in der Branche keinen Jubel aus. Es gelte aber, die Details der schwarz-roten Pläne abzuwarten. Bedeutend sei etwa, auf welche Vergütungssätze für Windstrom sich die Verhandlungspartner einigten.
Auch Deutschlands größter Hersteller von Windkraftanlagen, Nordex, dämpft die Sorgen um die Branche. Das TecDAX-Unternehmen blicke "nicht mit Furcht" auf die Koalitionsverhandlungen, sagte ein Sprecher. Sinke die Einspeisevergütung für Windstrom, erhöhe dies zwar den Preisdruck: "Besser wird es nicht." Bei einem moderaten Rückgang der Förderung sei aber kaum damit zu rechnen, dass viele Windkraftprojekte in Frage gestellt würden.
Die Arbeitsgruppe Energie von Union und SPD hatte sich am Samstag nach Angaben mehrerer mit den Überlegungen vertrauter Personen auf Einschränkungen bei der Windstromförderung geeinigt. An Land sollen Windkraftanlagen demnach künftig eine Einspeisevergütung abhängig vom Windaufkommen am vorgesehenen Standort erhalten: Anlagen in windschwachen Gebieten wollen Union und SPD deutlich weniger fördern. Zudem sind vor allem Offshore-Projekte von den Überlegungen betroffen. Das Ausbauziel für Windkraftanlagen in der Nord- und der Ostsee soll den Angaben zufolge von bislang 10 Gigawatt im Jahr 2020 auf 6,5 Gigawatt sinken.
Doch auch das löst in der Windstrombranche nur verhaltene Reaktionen aus. Angesichts technischer Schwierigkeiten galt das bisherige Ausbauziel als ohnehin nicht erreichbar. 6 bis 7 Gigawatt Offshore-Kapazität seien "realistisch", sagte ein Sprecher der Windenergie-Agentur, die sich als "Netzwerk" der Offshore-Windstrombranche versteht. Zwar habe sich die Branche ein "ambitionierteres politisches Ziel" gewünscht. Wichtiger sei aber, dass die künftige Bundesregierung für Investitionssicherheit sorge - etwa durch eine entsprechende Einspeisevergütung.
Obgleich die Branche beschwichtigt, haben die schwarz-roten Pläne für den Windstrom an den Börsen heftige Reaktionen ausgelöst. Der Kurs der Nordex-Aktie etwa brach am Montagvormittag um rund 23 Prozent ein. Nordex allerdings stellt lediglich Windkraftanlagen für Projekte an Land her. Zudem hat das Unternehmen im vergangenen Jahr mehr als 80 Prozent seines Umsatzes im Ausland erwirtschaftet.
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November 11, 2013 06:37 ET (11:37 GMT)
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