Von Ursula Quass
Infineon-Vorstandschef Reinhard Ploss hat wegen der Kostenbelastung infolge der Energiewende indirekt mit einem Rückzug aus Deutschland gedroht. "Ich lasse mich noch nicht gern aus Deutschland vertreiben, aber irgendwo müssen wir die Belastungen ausgleichen", warnte Ploss bei der Jahrespressekonferenz seines Konzerns in Neubiberg bei München. "Bei den Mitarbeitern können wir das nicht tun."
Insgesamt sei der Ausbau erneuerbarer Energien "der richtige Weg in eine nachhaltige Zukunft". Kein Wunder: Schließlich erwirtschaftet Infineon mit seinen Produkten zur Erzeugung von Wind- und Sonnenstrom und des Transports zu den Verbrauchern wichtige Umsatzanteile. Problematisch werde die Energiewende allerdings durch die unterschiedliche Lastenverteilung, mahnte Ploss. Gerade Hochtechnologie-Industrien wie Infineon, die das "Rückgrat" für eine nachhaltige, in die Zukunft gerichtete Wirtschaft bilden sollten, trügen anders als andere Branchen zum Beispiel die Umlage für erneuerbare Energien.
Für den Standort Deutschland sei das aber gefährlich, warnte Ploss. So drohe die unterschiedliche Lastenverteilung eine "nicht zu verantwortende" Schieflage zwischen den einzelnen Branchen zu erzeugen. Zudem erleide Deutschland dadurch Nachteile im "harten, internationalen Wettbewerb".
So würde die Energierechnung, die Infineon im kommenden Jahr in Deutschland zu zahlen habe, in Österreich um fast 25 Millionen Euro niedriger ausfallen, rechnete Ploss vor. In Malaysia wäre sie sogar um fast 30 Millionen Euro niedriger.
Bei den Kosten der Energiewende müsse bei den laufenden Koalitionsverhandlungen in Berlin ebenso ein Lösungsweg vereinbart werden wie auch bei der laut Ploss lange überfälligen steuerlichen Forschungsförderung für Großunternehmen wie Infineon. Ploss zeigte sich auch diesbezüglich zuversichtlich. "Ich vertraue darauf, dass auch dieses Thema bei den Koalitionsverhandlungen berücksichtigt werden wird", sagte er.
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November 12, 2013 06:46 ET (11:46 GMT)
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