Von Archibald Preuschat
Ulrich Schumacher, ehemaliger Infineon-Chef, will bei seinem neuen Arbeitgeber, dem österreichischen Leuchtenhersteller Zumtobel, die Hierarchien abflachen und die Innovationszyklen erhöhen.
Schumacher, der sein Amt am 1. Oktober angetreten hatte, legte am Freitag in Wien neue Unternehmens-Leitlinien vor, die bereits ab Dezember gelten sollen.
Die Zumtobel AG, zu deren Konkurrenten die niederländische Philips und in kleinerem Umfang die deutsche Osram gehören, kämpft mit der schwachen Konjunktur in zahlreichen Märkten, aber auch mit einer ganzen Menge hausgemachter Probleme. So ist beispielsweise die Marke Thorn ausgesprochen margenschwach.
Markus Remis, Analyst bei der Raiffeisen Centrobank in Wien, kritisiert die bisher mangelnde Ausrichtung der Marke: "Sie ist weder Fisch noch Fleisch, weder im Premium, noch im Niedrigpreis-Segment angesiedelt." Schumacher will Thorn nun mehr im Niedrigpreis-Segment positionieren.
Auf der Marge der Zumtobel-Gruppe, die in den drei Monaten per Ende Oktober gerade mal bei 5,7 Prozent lag, lastet auch die schlechte Auslastung der weltweit insgesamt zehn Werke des Unternehmens. Von ihnen nur das am Voralberger Unternehmenssitz Dornbirn voll ausgelastet. "Für die anderen neun Werke müssen wir uns etwas überlegen", sagte Schumacher.
Was genau, ließ er offen. Zugleich versuchte er, Befürchtungen vor einem großflächigen Stellenabbau zu zerstreuen. Sollte es zum Verlust von Arbeitsplätzen kommen, werde es sich um "singuläre Maßnahmen" handeln, so der Manager. "Die Zukunft des Unternehmens ist kein Stellenabbau."
Schumacher gilt als harter Sanierer. Nach seiner Zeit bei Infineon hat er dies beim staatlichen chinesischen Halbleiter-Hersteller Grace Semiconductor unter Beweis gestellt. Ein möglicher, großflächiger Stellenabbau bei Zumtobel stand darum auch ganz oben auf der Frageliste österreichischer Medienvertreter.
Zu den Maßnahmen, die Schumacher am Freitag bekanntgab, gehört eine neue Organissationsstruktur: Die drei Marken des Leuchtenherstellers, neben Zumtobel und Thorn auch Tridonic, werden in gemeinsamen Geschäftsbereichen organisiert. Der Vertrieb soll sich für alle Produkte nach Regionen aufstellen, die einzelnen Produktionswerke werden zentral geführt.
Durch flachere Hierarchien und mehr Eigenverantwortlichkeit des unteren Managements will Schumacher auch die Zeit verkürzen, die es braucht, bis Produkte auf den Markt kommen. Für Schumacher ist Zeit Geld. Den Wandel zu LED habe Zumtobel "verzögert aufgegriffen, das ist der netteste Ausdruck dafür", sagte er.
Von der Konjunktur darf der Leuchtenhersteller keine großen Impulse erwarten. Es gebe kein Wachstum in Amerika und nur geringes in Europa, sagte der neue Zumtobel-Chef ob der geringen Bautätigkeit voraus. Lediglich der asiatische Markt zeige Wachstum.
Anders als Philips oder Osram verkauft Zumtobel keine Produkte an Endkunden, sondern beliefert lediglich Großkunden.
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November 22, 2013 08:07 ET (13:07 GMT)
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