Von Gabriele La Monica, Giovanni Legorano und Eyk Henning
Europas Banken trennen sich von missliebigen Vermögenswerten, um sich für den anstehenden Stresstest der Europäischen Zentralbank (EZB) zu wappnen. Nachdem am Morgen die Commerzbank den Verkauf von Immobilienkrediten in Spanien ankündigte, wurde am Nachmittag bekannt, dass die italienischen Banken Intesa Sanpaolo und UniCredit ihre Bilanzen mit Hilfe eines Finanzinvestors säubern wollen.
Die beiden Banken führen vorläufige Gespräche mit Kohlberg Kravis Roberts (KKR) über die Gründung einer Gesellschaft, in die sie einen Teil ihrer restrukturierten Kredite auslagern könnten, wie eine mit der Sache vertraute Person sagte.
Die einst mit Staatshilfen gerettete Commerzbank konnte einen Teil ihres spanischen Immobilienportfolios im Wert von 710 Millionen Euro an internationale Investoren losschlagen. Der Verkauf wird das Ergebnis im vierten Quartal leicht belasten. Insgesamt hält die Commerzbank noch spanische Immobilienkredite im Volumen von 4,4 Milliarden Euro - eine Summe, die sie weiter reduzieren will.
In ganz Europa mühen sich Banken derzeit um die Sanierung ihrer Bilanzen, damit sie von den Aufsehern der EZB und anderen Behörden nicht dazu verdonnert werden, ihre Kapitalpolster zu stärken. Die EZB wird ihre Überprüfung der Asset-Qualität gegen Ende des Jahres abschließen. Das Ergebnis wird darüber entscheiden, ob die Banken weitere Schritte zur Stärkung ihrer Bilanzen unternehmen müssen.
Deutsche Bank und Royal Bank of Scotland bemühen sich eigenen Angaben zufolge ebenfalls darum, unliebige und riskante Assets abzustoßen und nehmen im Zuge dessen manchmal auch schmerzvolle Abschreibungen in Kauf.
Zu Gute kommt ihnen nun der neu erwachte Appetit von Hedgefonds, Private-Equity-Firmen und anderen Investoren. Dank eines wachsenden Interesses können die Banken beim Verkauf riskanter Kredite bessere Preise erzielen und so bei einem Verkauf große Abschreibungen vermeiden.
Verkäufe sind aber nur eine Möglichkeit für die Institute, ihre Bilanzen zu stärken. Die Bank of Ireland, die österreichische Raiffeisen Bank International und Frankreichs Credit Agricole haben neue Aktien oder Anleihen begeben. Investoren aus den USA und Europa griffen freudig zu, um von den Erholungsaussichten für die gesamte Region und auch die Ergebnisse und Dividenden der Banken zu profitieren.
Laut Investoren, Analysten und auch einigen Vertretern der Bankbranche dürften Italiens Banken bei den EZB-Tests besonders genau unter die Lupe genommen werden - auch wegen der wachsenden Flut an notleidenden Krediten in dem Land.
Per Ende September, dem letzten Zeitraum mit veröffentlichten Zahlen, hielten Intesa Sanpaolo und UniCredit restrukturierte - oder potenziell problematisch - Kredite im Volumen von 10,6 Milliarden Euro. Rund drei Viertel davon entfielen auf UniCredit.
An dem möglichen Finanzvehikel mit KKR, das einige dieser Kredite aufkaufen würde, würden die beiden Banken Minderheitsanteile halten, wie die informierte Person sagte. KKR würde das nötige Betriebskapital beisteuern, um die Gesellschaft zu betreiben und den verlorenen Wert der Kredite zumindest teilweise wieder aufzuholen.
Intesa und UniCredit wollten sich dazu nicht äußern. KKR war nicht umgehend für eine Stellungnahme zu erreichen.
Ein ähnliches Projekt werde von der Handelsbank Mediobanca aufgezogen, sagte ein Branchenvertreter. Hier gehe es darum, dass auch kleinere italienische Geldhäusern ihre Risiko-Assets abladen können.
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February 06, 2014 12:33 ET (17:33 GMT)
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