Von Michael Denzin
Die Angst vor einer Ausweitung der Ukraine-Krise bis hin zu Befürchtungen über die Konjunktur in China sorgen für einen erneuten Rutsch an den europäischen Aktienmärkten. Der DAX startet deutlich unter der 9.000-Punktemarke, der Euro-Stoxx-50 sinkt unter die Marke von 3.000 Zählern. Belastend wirken zudem die internationalen Vorgaben wie der Kurssturz in Japan oder das kräftige Minus der Wall Street. "Vor der für das am Wochenende angesetzten Volksabstimmung über die Loslösung der Krim von der Ukraine dürften die Anleger in Deckung gehen", sagt ein Händler. Der Verkauf von Positionen bzw. verstärkte Absicherungen drücken daher den Markt. Der DAX verliert im frühen Geschäft 0,9 Prozent auf 8.936 Zähler, der Euro-Stoxx-50 fällt um 0,7 Prozent auf 2.998 Punkte.
"Weltpolitik ist immer ein Alptraum für die Märkte", sagt Jeremy Batstone-Carr, Chef-Volkswirt und Stratege bei Charles Stanley in London: "Wann immer eine potenzielle Konfrontation am Horizont auftaucht, gibt es dann die Tendenz zum Überreagieren". Zudem sei die Ukraine-Krise just in dem Moment aufgetaucht, als Analysten ihre Schätzungen für europäische Aktien nach einer durchwachsenen Berichtssaison nach unten revidiert hätten.
Im Blick steht daher das Treffen zwischen US-Außenminister Kerry und seinem russischen Amtskollegen Lawrow in London. Dies dürfte kurzfristig wichtige Themen wie die Konjunkturabkühlung in China in den Hintergrund drängen. Die Sorge vor Chinas platzender Kreditblase schwebt aber weiter über den Märkten: "Bei China ist die Frage, ob die Behörden die Konjunkturabschwächung unter Kontrolle haben oder ob sie von ihr kontrolliert werden", sagt Simon Smith, Chef-Ökonom bei FxPro.
Wie verstört die Marktteilnehmer derzeit sind, zeigt die Terminbörse Eurex: Dort gingen am Vortag doppelt soviel Put-Optionen wie Calls auf den Dax um. Ein klares Zeichen für Absicherungsgeschäfte und die Angst vor weiteren Kursverlusten. Charttechnisch hat der DAX mit dem Fall unter die Februartiefs bei 9.070 Punkten eine Topbildung abgeschlossen. Sollte sich der Fall unter die Nackenlinie der Schulter-Kopf-Schulter-Formation bestätigen, sehen technische Analystin weiteres Abwärtspotenzial von 700 Punkten.
Auch der Euro steht im Blick. Nach einer "verbalen Intervention" durch EZB-Präsident Draghi, der seine Unzufriedenheit mit dem Euro-Wechselkurs zum Dollar ausdrückte. "Das zeigt, dass die EZB den Euro nicht über 1,40 sehen will", sagt ein Händler. Denn zuvor habe der Italiener den Anstieg der Devise nicht kommentiert. "Die Rede zeigt, dass die EZB die Euro-Stärke genauer im Blick hat, als der Markt bisher dachte", sagt Daniel Brehon, Devisenstratege bei der Deutschen Bank. Der Euro verlor am Vortag nach Draghis Aussagen über einen US-Cent und fiel auf 1,3850 Dollar zurück. Am Morgen erholt er sich leicht auf 1,3880 Dollar.
Sämtliche Branchen im Euro-Stoxx notieren im Minus. Hauptverlierer sind erneut die Automobilwerte mit 1,3 Prozent Abschlag. Der Bausektor leidet unter dem Kursrutsch von Lafarge, die 2,5 Prozent nachgeben. Die Berenberg Bank hat sich negativ zu Zementwerten geäußert und sie auf "Verkaufen" abgestuft. Auch HeidelbergCement sind davon betroffen und stellen mit 2,8 Prozent Minus den Hauptverlierer im DAX. Im MDAX werden Gewinne mitgenommen, hier stehen Osram und Leoni mit bis zu 3 Prozent an der Spitze der Verlierer. Gerry Weber geraten nach schwachen Geschäftszahlen zunächst stärker unter Druck, erholen sich aber anschließend etwas - aktuell verliert der Titel 1,0 Prozent. Drillisch fallen 3 Prozent, nachdem ein Aufsichtsrat Aktien verkauft hat. Gegen den Trend notieren BP 0,5 Prozent höher. Der britische Ölkonzern darf nach der Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko wieder Geschäfte in den USA betreiben.
=== DEVISEN zuletzt +/- % 0.00 Uhr Do, 17.20 Uhr EUR/USD 1,3876 +0,1% 1,3868 1,3926 EUR/JPY 141,0601 -0,2% 141,2797 142,0971 EUR/CHF 1,2139 +0,1% 1,2131 1,2148 USD/JPY 101,6610 -0,2% 101,8620 102,0240 GBP/USD 1,6620 -0,0% 1,6624 1,6683 ===
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March 14, 2014 04:56 ET (08:56 GMT)
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