19. März 2014. Anleger reagieren erstaunlich optimistisch auf die geopolitische Unsicherheit und die vorübergehende Korrektur.
Mit Nachrichten aus Osteuropa werden die Marktteilnehmer zwar immer noch reichlich versorgt. Doch die Aufmerksamkeit driftet immer stärker von der Krim-Krise ab. Der Unruheherd hat anfangs für merkliche Verstimmung bei Investoren gesorgt. Umfragen, wie beispielsweise die BoA Merrill Lynch Survey, zeigen bei Fondsmanagern weltweit einen deutlich gestiegenen Angstpegel, wenn es um geopolitische Risiken geht. Andererseits sind dies Momentaufnahmen gewesen, als die Medien noch sehr ausgiebig und besonders stark wahrnehmbar über die Auseinandersetzungen auf der Krim berichtet haben. Mittlerweile sind Steigerungen der medialen Aufmerksamkeit in dieser Angelegenheit nur noch schwer zu erzielen, woran naturgemäß der Gewöhnungseffekt schuld ist.
Die Marktteilnehmer machen auch keinen Hehl daraus, dass sie sich in den vergangenen Wochen lieber auf die sichere Seite des Marktes geschlagen und Risiken abgesichert haben. Ein Verhalten, das auch die von der Börse Frankfurt befragten Fondsmanager seit Mitte Februar an den Tag legten. Die heutige Erhebung lässt darauf schließen, dass man sich nun nicht mehr weiter verunsichern lässt bzw. einen Teil der vorgenommenen Sicherungen wieder auflöst. Hierbei muss berücksichtigt werden, dass sich die heimischen Befragten vielleicht ein wenig anders verhalten könnten, als dies international agierende Investoren tun. Der DAX hat nämlich wesentlich stärker gelitten als andere Leitindizes. Deutsche Aktien kostete die Korrektur, die sich seit dem Erreichen des Allzeithochs ausdehnte immerhin knapp 10 Prozent. Hingegen mussten sich die Bären in den USA mit einem geradezu lächerlich anmutenden "Rückschlag" von nicht einmal 2,5 Prozent zufrieden geben.
Für potenzielle DAX-Käufer hat aber sicherlich nicht nur die kaum mehr vorhandene Steigerung der Krim-Krise den Ausschlag gegeben, in den Markt zurückzukehren. Die Tatsache, dass der deutsche Leitindex zum ersten Mal seit Oktober 2013 wieder günstiger als 9.000 Punkte zu haben war, dürfte ebenfalls ein großer Anreiz für Wiedereinsteiger gewesen sein. Aber auch für Pessimisten, die ihre Short-Positionen profitabel auflösen wollten.
In diesem Licht erklären sich die jüngsten Verschiebungen wie von selbst. 6 Prozent der neutral Posiitoniertne und 4 Prozent der Bären verließen ihr Lager. Sie zog es zu den Bullen, deren Anteil um zehn Punkte auf 52 Prozent angewachsen ist. Unser Bull/Bear-Index stieg dadurch prompt auf den höchsten Stand seit Anfang Februar.
Private drehen sich schnell
Die Privatanlegern haben es sich nach dem kurzfristigen Rückzug der vergangenen Woche schnell wieder anders überlegt. Ihr Optimismus ist nun wieder auf dem höchsten Niveau seit Ende Januar angelangt. Unser Bull/Bear-Index notiert bei 66,3 Punkten.
Das Signal der Anleger ist klar und verständlich: Der DAX darf gerne wieder nach oben gehen. Die meisten gehen davon aus, die Korrekturphase sei abgeschlossen. Dies bedeutet aber auch, dass der kurzfristige Boden, den der DAX am vergangenen Freitag bei 8.913 Zählern ausgebildet hat und nun einen wichtigen Referenzpunkt darstellt, nicht mehr unterschritten werden darf.
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von Gianni Hirschmüller, cognitrend für boerse-frankfurt.de © 19. März 2014
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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