Weichenstellung im französischen
Mobilfunkmarkt: Beim Poker um die Vivendi-Tochter
Nicht zuletzt deshalb hatte Vivendi entschieden, SFR zu verkaufen. Für das Medienunternehmen ist der Deal zudem ein weiterer wichtiger Schritt im Konzernumbau. Zuletzt hatte sich Vivendi unter anderem von der Mehrheit am US-Computerspieleverlag Activision Blizzard ("World of Warcraft", "Call of Duty") und Maroc Telecom getrennt und dabei Milliarden eingenommen. Im Gegenzug sicherte sich Vivendi die Alleinherrschaft beim größten Pay-TV-Sender Canal+. Dieser ist neben dem zuletzt stark wachsenden Musikgeschäft das wichtigste Standbein des Konzerns.
Das Geld aus den Verkäufen will Vivendi in den Schuldenabbau und den Ausbau des Stammgeschäfts stecken. Für SFR erhält Vivendi 13,5 Milliarden Euro sofort. Weitere 750 Millionen Euro kommen noch, wenn vereinbarte Gewinnziele erreicht werden. Zudem behält der Konzern erst einmal 20 Prozent an dem Mobilfunker, kann diesen Anteil aber nach einem Jahr verkaufen. Das vom Milliardär Patrick Drahi kontrollierte Unternehmen Altice hat ein Vorkaufsrecht. Altice will SFR mit seinem Kabelnetzbetreiber Numericable zusammenlegen und 20 Prozent des neuen Unternehmens sollen an der Börse gehandelt werden, um die Übernahme finanziell zu stemmen.
Drahi hatte die Offerte für SFR in letzter Minute noch mal aufpoliert und den Baranteil des Gebots um 1,75 Milliarden Euro erhöht. Durch einen Verkauf an Bouygues hätte Vivendi allerdings mehr einnehmen können. Der Konzern hatte nach eigenen Angaben zuletzt 15,5 Milliarden Euro in bar sowie fünf Prozent des Mobilfunkgeschäfts geboten. Wegen der Fusion der Nummer zwei und drei der Branche hätte sich der Abschluss des Geschäfts aber wegen der Kartellprüfung wahrscheinlich in die Länge gezogen. In Deutschland ist das derzeit bei der geplanten E-Plus-Übernahme durch O2 der Fall.
Vivendi wollte die Sache aber schnell hinter sich bringen und wählte mit Altice einen Neueinsteiger im französischen Mobilfunkmarkt. Die Regierung hatte sich einen Verkauf an Bouygues erhofft, da sie dabei eine höhere Sicherheit für die 9000 Arbeitsplätze sah. Vivendi versicherte, auch bei den Verkaufsverhandlungen mit Altice sei die Sicherung der Arbeitsplätze ein wichtiger Punkt gewesen. SFR hatte zuletzt 21 Millionen Kunden. Der Umsatz sank 2013 vor allem wegen des von Iliad ausgelösten Preisdrucks um zehn Prozent auf 10,2 Milliarden Euro. Der operative Gewinn brach um 16 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro ein.
Am Aktienmarkt kam die Nachricht vom SFR-Verkauf gut an. Das
Vivendi-Papier legte um rund zwei Prozent zu und war damit in einem
schwachen Gesamtmarkt einer der wenigen Gewinner im
Eurozonen-Auswahlindex EuroStoxx 50
ISIN FR0000133308 FR0000127771 FR0000120503
AXC0102 2014-04-07/12:30