Von Dhanya Ann Thoppil und R. Jai Krishna
Der schwelende Steuerstreit mit den indischen Behörden hat die Nokia-Mitarbeiter auf dem Subkontinent auf den Plan gerufen. Mit Protesten gegenüber der Regierung fordern sie, dass das Werk, in dem sie arbeiten, wie geplant an Microsoft verkauft werden kann.
Rund 4.000 Nokia-Mitarbeiter versammelten sich am Montag in der südindischen Stadt Chennai und forderten die Unterstützung durch die örtliche Regierung. Gewerkschaftsmitglieder traten in einen - wie sie es nannten - "Hungerstreik": Sie aßen nichts zwischen 10 Uhr vormittags und 17 Uhr am Nachmittag.
Gewerkschaftsführer kündigten an, sie würden neue Wege finden, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Auch Streiks seien möglich, bis klar sei, dass das Werk weiter betrieben wird.
"Wir sind sehr besorgt um die Sicherheit unserer Jobs", sagte M. Saravanakumar, Chef der wichtigsten Arbeitnehmervereinigung Nokia India Thozhilalar Sangam, dem Wall Street Journal.
Die Proteste könnten den geplanten Verkauf des Nokia-Handygeschäfts an Microsoft weiter verkomplizieren und politisch aufladen. Nokia will mit dem Verkauf des einstigen Kerngeschäfts an den US-Softwareriesen über 7,5 Milliarden US-Dollar erlösen.
Letztes Jahr tat sich für den Deal allerdings eine Hürde auf, als die indischen Steuerbehörden das Werk in Chennai aus der Verkaufsmasse für den Milliardendeal herausnahmen, indem sie die Vermögenswerte einfroren. Indien fordert von den Finnen eine Steuernachzahlung in Milliardenhöhe, weil sie zu Unrecht Steuerbefreiungen auf Softwareexporte in Anspruch genommen hätten, und hat eine Sonderprüfung der Bücher angeordnet. Nokia ist der Ansicht, dem Staat kein Geld zu schulden. Doch Indiens Oberstes Gericht entschied, das der Konzern erst zahlen muss, ehe das Chennai-Werk an Microsoft übertragen werden kann.
Nokia hatte vorgeschlagen, das indische Werk zu einem Auftragsfertiger für Microsoft zu degradieren, wenn es schon nicht Teil des Verkaufs sein kann. Es könnte wohl ebenso geschlossen werden, wenn sich der Steuerstreit nicht lösen lässt.
Die Mitarbeiter fordern, dass das Werk Teil der Transaktion wird und alle Angestellten auf der Gehaltsliste von Microsoft landen.
Nokia teilte mit, der Konzern stehe in "engem Kontakt" mit der Gewerkschaft. "Wir arbeiten eng mit den indischen Arbeitnehmervertretern zusammen, seit die Vermögenswerte im September von den Behörden eingefroren wurden", teilten die Finnen mit. Die Hauptgewerkschaft habe sich Nokia sogar beim juristischen Vorgehen gegen die Behörden angeschlossen. Es werde auch weiterhin einen offenen Dialog geben.
Eine Sprecherin für Microsoft in Indien wollte die Situation nicht kommentieren.
Nokias Fabrik in Sriperumbudur am Rande von Chennai ist eine der größten Werke des finnischen Konzerns. Es arbeiten dort rund 8.000 Menschen. Seit Beginn des Streits sei die Produktion dort von 13 Millionen auf 6 Millionen Einheiten im Monat gesunken, sagte Gewerkschafter Saravanakumar.
Mitarbeit: Sven Grundberg
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April 01, 2014 15:32 ET (19:32 GMT)
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