Von Thomas Rossmann
Überraschend starke Arbeitsmarktdaten aus den USA haben zum Wochenausklang an den Börsen in Europa keine Begeisterung ausgelöst. Die Zahl der Beschäftigten ist im April um 288.000 gestiegen und damit viel stärker als die Prognose von plus 215.000. Die Arbeitslosenquote fiel auf 6,3 Prozent - hier lag die Schätzung bei 6,6 Prozent. Im Handel setzt man nun auf eine schnellere Normalisierung der Geldpolitik in den USA, was den Aktienmärkten nicht zuträglich ist. Dazu kamen die aktuellen Nachrichten aus der Ukraine. Vor dem Hintergrund einer möglichen weiteren Eskalation am Wochenende haben einige Teilnehmer Geld aus dem Markt abgezogen.
Der DAX rutschte ins Minus und verlor 0,5 Prozent auf 9.556 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 ging es um 0,6 Prozent auf 3.178 Punkte nach unten. "Die Wahrscheinlichkeit steigt, dass die Federal Reserve den Fuß nun schneller vom Gaspedal nimmt", so ein Händler. Zudem dürfte an den Märkten der Zeitpunkt einer ersten Leitzinserhöhung in den USA nun vorterminiert werden.
Dass der Euro-Stoxx-50 etwas stärker als der DAX nachgab, war hauptsächlich den Dividendenabschlägen bei einigen darin enthaltenen Aktien geschuldet. Anders als der DAX wird der Euro-Stoxx-50 als reiner Kursindex um diese Abschläge nicht bereinigt. Ex-Dividende wurden E.ON (minus 5,0 Prozent), Munich Re (minus 5,0 Prozent), Gerresheimer (minus 1,6 Prozent), Rational (minus 2,0 Prozent), RTL (minus 2,4 Prozent) und in Europa bei Inditex (minus 1,6 Prozent) gehandelt.
Am Devisenmarkt machte der Dollar mit den Arbeitsmarktdaten einen Satz nach oben, doch dieser währt nicht lange. Der Euro fiel von Wechselkursen um 1,3860 auf 1,3811 Dollar, um sich dann auf das Ausgangsniveau zu erholen. Zum Yen geriet der Greenback nach einem Zwischenhoch deutlicher unter Druck - angesichts der Gewaltexzesse in der Ukraine setzten Anleger verstärkt auf die vermeintliche Sicherheit der japanischen Währung. Diese Sorge beflügelte auch den Goldpreis, der wieder über die Marke von 1.300 Dollar kletterte.
Die erneute Absage von AstraZeneca auf das nachgebesserte Übernahmegebot von Pfizer belastete die AstraZeneca-Aktie kaum. Diese ging mit einem Minus von 0,1 Prozent auf 4.808 Pence aus dem Handel. Pfizer hat 50 Pfund pro Aktie für den Mitbewerber geboten. Damit hätte die Transaktion ein Wert von 106 Milliarden Dollar. Einer der Gründe, warum die AstraZeneca-Aktie unter dem Pfizer-Angebot handelt, könnte die Furcht einiger Anleger sein, dass ein Kauf an kartellrechtlichen Gründen scheitern könnte.
Steil bergauf ging es dagegen mit dem Kurs der Royal Bank of Scotland, der sich um 8,2 Prozent erhöhte. Für die Analysten von Jefferies liegen sowohl die am Freitag gemeldeten Einnahmen wie auch der operative Gewinn der Bank deutlich oberhalb der Erwartung.
Im DAX war die Aktie der Deutschen Telekom mit einem Plus von 1,1 Prozent einer der wenigen Gewinner. Der europäische Telekomsektor kletterte um 0,9 Prozent. Hintergrund für das Plus der T-Aktie waren deutlich gestiegene Kundenzahlen bei der US-Tochter. "Die Zahlen sind wirklich stark und der Aktienkurs hat in den USA um über 8 Prozent zugelegt", so ein Händler. Wegen des starken Kundenzuwachses dürfte nach Einschätzung eines anderen Marktteilnehmers die Übernahmefantasie für T-Mobile US wieder zunehmen.
Nach als "solide" eingestuften Erstquartalszahlen stieg der BASF-Kurs um 0,7 Prozent. Im MDAX zogen Klöckner & Co um 4,6 Prozent an. Eine Kaufempfehlung der Deutschen Bank machte der Aktie Beine. Eine Hochstufung der Commerzbank bescherte der Sky-Aktie ein Plus von 1,9 Prozent. Zu den Verlierern gehörten Software AG. Die Aktie büßte nach der Vorlage von Quartalszahlen 2,1 Prozent ein. Händler sahen den hinter den Erwartungen zurückgebliebenen Umsatz als mutmaßlichen Grund für das Kursminus.
Keine stärkeren Kursbewegungen riefen die Autoabsatzzahlen im April in den USA hervor. "Im Großen und Ganzen ist es ein unverändertes Bild zu den Zahlen der vergangenen Monate", stufte ein Marktteilnehmer die überwiegend guten Absatzzahlen ein. Volkswagen-Aktien gaben mit minus 1,7 Prozent allerdings kräftiger nach. Die Wolfsburger verzeichneten erneut ein Absatzminus. Der Automobilsektor schloss mit einem Abschlag von 0,9 Prozent.
=== Europäische Schlussindizes am Freitag, 2. Mai: Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.177,89 -20,77 -0,6% 2,2 Stoxx-50 2.977,24 -7,59 -0,3% 2,0 Stoxx-600 337,76 -0,74 -0,2% 2,9 XETRA-DAX 9.556,02 -47,21 -0,5% 0,0 FTSE-100 6.822,42 13,55 +0,2% 1,1 CAC-40 4.458,17 -29,22 -0,7% 3,8 AEX 399,23 -1,32 -0,3% -0,6 ATHEX-20 398,59 1,97 +0,5% 3,6 BEL-20 3.095,66 5,86 +0,2% 5,9 OMXH-25 2.843,91 4,46 +0,2% 0,3 ISE NAT. 30 92.327,46 1748,02 +1,9% 12,0 OMXC-20 702,30 0,50 +0,1% 14,1 PSI 20 7.456,91 73,94 +1,0% 14,8 IBEX-35 10.474,50 15,50 +0,1% 5,6 FTSE-MIB 21.782,00 -1,38 -0,0% 14,8 RTS 1.148,96 -6,74 -0,6% -20,3 OBX 534,20 4,59 +0,9% 6,1 PX 1.010,81 0,50 +0,3% 2,2 OMXS-30 1.360,19 -4,20 -0,3% 2,0 WIG-20 2.432,06 -7,03 -0,3% 1,3 ATX 2.527,51 2,29 +0,3% -0,7 SMI 8.442,71 -33,95 -0,4% 2,9 DEVISEN zuletzt '+/- % Mi, 8.27 Uhr Do, 18.38 Uhr EUR/USD 1,3866 0,42% 1,3808 1,3865 EUR/JPY 141,8494 0,37% 141,3328 141,8554 EUR/CHF 1,2184 -0,15% 1,2202 1,2202 USD/JPY 102,2970 -0,08% 102,3825 102,3200 GBP/USD 1,6869 0,32% 1,6816 1,6893 ===
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May 02, 2014 12:22 ET (16:22 GMT)
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