-- Werke sollen auf etwa 300.000 bis 400.000 Einheiten standardisiert werden
-- Fertigungstiefe wird auf Prüfstand gestellt, es wird Anpassungen geben
-- weltweit sollen pro Jahr 5 bis 6 Prozent der Kosten eingespart werden
-- Daimler investiert 2014 mehr als 3 Milliarden Euro in deutsche Standorte
(NEU: Weitere Aussagen Schäfer)
Von Ilka Kopplin
SINDELFINGEN--Daimler trimmt die Pkw-Tochter Mercedes-Benz weiter auf Effizienz. Dafür will der Konzern die Pkw-Werke künftig zentral steuern und durch größere Standardisierung in den Produktionsstätten die Kosten senken, wie Produktionsvorstand Markus Schäfer am Mittwoch in Sindelfingen sagte. Im Zuge dieser Neuorganisation investiert Daimler in diesem Jahr mehr als 3 Milliarden Euro in seine deutschen Pkw-Produktionsstätten.
Der Konzern ordne seine Fertigung in Zukunft nach Produktarchitekturen, sagte der Manager weiter. Damit wagt Daimler einen Kulturwandel: "Wir kommen aus einer Produktionswelt, in der einzelne Werke weitgehend autonom agiert haben", sagte Schäfer. Eine "wachsende Modellpalette", "stetig steigende Stückzahlen" und eine "nie da gewesene Komplexität" stellten die Produktionsstätten allerdings vor Herausforderungen. Das erfordere mehr Flexibilität.
Durch eine "Standardisierung und Modularisierung" sollen künftig die Fixkosten sinken. Das soll nach den Worten von Schäfer gelingen, indem etwa verschiedene Fahrzeugvarianten "vom gleichen Band laufen" und "Anlagen über mehrere Fahrzeuggenerationen hinweg genutzt werden".
Das Ziel ist klar: Pro Jahr sollen weltweit die Kosten zwischen 5 und 6 Prozent sinken, sagte Schäfer. Dazu zählte er beispielsweise Lohn-, Energiekosten sowie andere laufende Kosten.
Um das zu erreichen, setzt Daimler wie auch andere Autohersteller auf ein Baukastensystem. Verschiedene Fahrzeugvarianten sollen also aus möglichst vielen gleichen Teilen bestehen. Daimlers Strategie sieht etwa vor, dass die Limousinen der S-, E- und C-Klasse auf einer gemeinsamen Heckantriebsarchitektur basieren. Zudem gibt es eine Frontantriebsarchitektur für die komplette Kompaktwagenfamilie, eine Architektur für SUV-Modelle, eine weitere für Sportwagen sowie eine Architektur für den Antriebsstrang. Je Architektur hat Daimler am Mittwoch einen Produktionsverantwortlichen ernannt.
Damit schrumpft allerdings die Macht der einzelnen Standorte. "Es wird zukünftig sicherlich ein Wettbewerb zwischen einzelnen Werken da sein", räumte Schäfer ein, beispielsweise wenn es um die Frage des Produktionsstandorts für ein neues Modell ginge. Das sei eine neue Kultur, eine neue Welt, aber am Ende zähle die globale Architektur und das Produkt. Generell sieht er als optimale Werksgröße eine Kapazität zwischen 300.000 und 400.000 Einheiten, auf die er alle Standorte standardisieren will.
Mit dem Baukasten-System allein ist es noch nicht getan, auch an der Fertigungstiefe will Schäfer weiter arbeiten. Bestimmte Prozesse und Komponenten würden auf den Prüfstand gestellt. Als Beispiel nannte Schäfer die eigene Gießerei oder auch den Bereich Karosserie und Rohbau. Auch eine Ausweitung der bestehenden Kooperation mit Renault/Nissan im Bereich der Komponenten kann sich der Manager vorstellen.
Insgesamt würden alle Maßnahmen die Pkw-Tochter auf dem Pfad voranbringen, die Ziel-Rendite von 10 Prozent zu erwirtschaften, betonte der Manager. Zeitlich liege man mit der Umsetzung der Neuausrichtung exakt im Plan. "Die strukturellen Veränderungen klingeln heute schon in der Kasse", sagte Schäfer und bezog sich damit auf die neue C-Klasse, die als erstes Modell auf vier Kontinenten in vier Werken produziert wird.
In seine deutschen Mercedes-Benz-Werke will Daimler unterdessen nach eigenen Angaben mehr als 3 Milliarden Euro in diesem Jahr investieren, um die Kapazitäten auszubauen und alte Standorte zu modernisieren. Im Werk Sindelfingen gebe der Konzern in diesem Jahr rund eine Milliarde Euro zur Vorbereitung auf neue Fahrzeuge aus, sagte der Manager. Etwa eine weitere Milliarde Euro fließt den Angaben zufolge in das Stammwerk Untertürkheim - unter anderem für die Erweiterung der Motorenproduktion. Mit rund 750 Millionen Euro erhöhe Daimler die Kapazität des Werks Bremen. Weiteres Geld fließe in das Kompaktwagenwerk Rastatt.
Der Konzern hat mit Arbeitnehmervertretern in den vergangenen Monaten immer wieder um Investitionen gerungen. Daimler forderte von den Beschäftigten Zugeständnisse. Etwa in Verhandlungen um das Werk Sindelfingen erzielten die Verhandlungspartner aber eine Einigung. Dort hätten das Unternehmen und die Arbeitnehmer ein längerfristiges Investitionspaket im Umfang von 1,5 Milliarden Euro "mit notwendigen Kostenoptimierungen" vereinbart, berichtete Daimler.
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September 10, 2014 08:03 ET (12:03 GMT)
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