--General Motors-Gewinn sackt wegen Rückrufkosten um über 80 Prozent
--Höherer Absatz und gestiegene Preise bremsen die Talfahrt
--Geschäft in Europa wächst
(NEU: Weitere Details, Aussagen von Opel-Chef Neumann)
Von Jeff Bennett
DETROIT--General Motors (GM) hat im ersten Quartal wegen der jüngsten millionenfachen Rückrufe einen massiven Gewinneinbruch von mehr als 80 Prozent verzeichnet. Marktbeobachter hatten allerdings mit einem noch größeren Rückgang gerechnet. Dank gestiegener Fahrzeugverkäufe zu höheren Preisen in Nordamerika konnte der Autobauer einen Teil seiner Rückrufkosten ausgleichen. Auch im Europageschäft verzeichnete GM Wachstum.
Anfang April musste GM eingestehen, dass der Rückruf von inzwischen 7 Millionen Autos - ein Großteil davon wegen Problemen mit den Zündschlössern - 1,3 Milliarden US-Dollar kosten wird. Der Konzern verdoppelte damit seine bisherige Prognose. Die Milliardensumme für die Rückrufe kommt zu den 400 Millionen Dollar Belastungen hinzu, die GM wegen ungünstiger Wechselkurseffekte bereits für das erste Quartal angekündigt hat.
Der Nettogewinn ging von Januar bis Ende März auf 213 Millionen Dollar zurück. Im Vorjahreszeitraum hatte die Opel-Muttergesellschaft noch 1,18 Milliarden Dollar verdient. Es war das schlechteste Quartal für GM, seit der Konzern die Insolvenz hinter sich gebracht hat. Der bereinigte Gewinn je Aktie lag bei 29 Cent. Von Thomson Reuters befragte Analysten hatten im Konsens lediglich 4 Cent erwartet. Der Umsatz stieg leicht auf 37,4 Milliarden von 36,9 Milliarden Dollar.
"Die Kosten der Rückrufaktion im ersten Quartal haben die Ergebnisse überschattet", sagte Finanzvorstand Chuck Stevens. GM hat nach eigenen Angaben im Quartal 700 Millionen Dollar für den Austausch von Zündschlössern und Zylindern und 600 Millionen für andere mit dem Rückruf zusammenhängende Teile ausgegeben.
"Wenn man dahinter schaut, hatten wir durch die Bank eine starke Entwicklung", sagte Stevens weiter. Vor den Rückrufkosten habe das Geschäft in Nordamerika zugelegt, in China sei es stark gewesen, und auch in Europa sehe der Konzern echte Fortschritte.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Strategie des Autobauer, seine neuesten Modelle zu höheren Preisen zu verkaufen, auch auf Kosten von Marktanteilen, funktioniert. Der durchschnittliche Verkaufspreis im gesamten Fahrzeugportfolio stieg im vergangenen Jahr um 2.000 auf fast 33.000 Dollar. Dabei konnten allein für Pickup-Trucks 5.000 Dollar mehr erzielt werden.
Der Marktanteil von GM in den USA ging trotz der höheren Absätze auf 17 von 17,7 Prozent zurück, weltweit auf 11,1 Prozent.
In Nordamerika ging der operative Gewinn wegen der Rückrufkosten auf 557 Millionen Dollar von 1,4 Milliarden Dollar zurück. Bis Oktober will GM die Mehrzahl der Zündschlösser und Zylinder der in die Werkstätten zurückbeorderten Fahrzeuge ersetzt haben. Laut Finanzvorstand Stevens ist es noch zu früh, um zu sagen, ob im Laufe des Jahres weitere Belastungen aus dem Rückruf anfallen.
In Südamerika weitete sich der Verlust auf 156 Millionen von 38 Millionen Dollar aus. Grund dafür waren rückläufige Absätze und Wechselkurseffekte. Das problematische Europageschäft wies ebenfalls einen höheren Verlust von 284 Millionen Dollar aus, nach 152 Millionen Dollar im Vorjahresquartal. Dazu trugen aber Restrukturierungsbelastungen in Höhe von 200 Millionen Dollar bei. Ohne diese hätte sich der Verlust verringert. Der Umsatz legte kräftig zu, und die Töchter Opel und Vauxhall konnten den Absatz steigern. Die fundamentalen Verbesserungen würden durch die Produkte getrieben, sagte Stevens.
Die Zahlen deuten darauf hin, dass GM in Europa noch vor 2016 die Gewinnzone erreichen könnten, früher als bislang erwartet.
Auch Opel-Chef Karl-Thomas Neumann sieht die Rüsselsheimer auf einem guten Weg: "Das Wendemanöver war erfolgreich - und wir befinden uns auf dem richtigen Kurs", schreibt er in einem Mitarbeiterbrief, in den das Wall Street Journal Deutschland Einblick hatte.
"Im ersten Quartal liegt unser Ergebnis in Europa voll im Plan! Mehr noch: Wir schlagen uns sogar etwas besser als zu Jahresbeginn erwartet", schreibt Neumann. Und das trotz des schwierigen Marktumfeldes, vor allem in den Wachstumsmärkten Russland und Türkei gebe es derzeit viel Gegenwind für Opel. Jetzt gelte es, diesen Schwung beizubehalten und den Kurs der Stabilisierung und des Wachstums fortzusetzen.
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April 24, 2014 10:24 ET (14:24 GMT)
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