Von Ted Mann, Kate Linebaugh und Inti Landauro
General Electric ist offenbar nur am Energiegeschäft von Alstom und nicht an dem gesamten französischen Unternehmen interessiert. Der Siemens-Wettbewerber führe entsprechende Verhandlungen, sagten mit dem Vorgang vertraute Personen. Der Zukauf würde dem US-Industriekonzern im Stromgeschäft zu mehr Schlagkraft verhelfen.
Die Aktivitäten umfassen Turbinen für Kohle- oder Erdgas-Kraftwerke, aber auch Erneuerbare Energien. Sie stehen für 71 Prozent der Einnahmen von Alstom in den ersten neun Monaten ihres Geschäftsjahres.
Die Gespräche finden zu einer Zeit statt, da GE-Chef Jeff Immelt das Industriegeschäft des Konglomerats ausbauen will, um die Abhängigkeit vom riesigen Finanzgeschäft zu verringern.
Alstom hatte früher am Donnerstag mitgeteilt: "Die Gruppe überprüft ständig die strategischen Optionen für ihre Geschäfte."
Immelt steht unter Druck, die Ergebnisse der Industriesparte zu steigern. Die Investoren legen auf das Industriegeschäft mehr Wert als auf die Finanzsparte, die zwar hochprofitabel ist, aber auch als risikoanfälliger wahrgenommen wird. Immelt hat den Anlegern versprochen, die Abhängigkeit des Konzerns vom Finanzgeschäft zu reduzieren. Statt knapp 50 Prozent soll GE Capital demnächst nur noch 30 Prozent zum Konzerngewinn beitragen.
Zuvor hatte die französische Zeitung Le Figaro berichtet, dass sich die Gespräche auf das Energiegeschäft konzentrierten. Bloomberg hatte am Mittwoch geschrieben, dass GE Verhandlungen über die Übernahme des gesamten Technikkonzerns führe. Unter Berufung auf informierte Personen berichtete die Nachrichtenagentur, die Amerikaner dürften dafür mehr als 13 Milliarden US-Dollar auf den Tisch legen. Das wäre für GE die bisher größte Übernahme in der Unternehmensgeschichte.
In der Stellungnahme erklärte Alstom, nicht über ein Übernahmeangebot informiert zu sein.
Die vor allem für den Hochgeschwindigkeitszug TGV bekannte Alstom hatte zuletzt mit einer ganzen Reihe von Schwierigkeiten zu kämpfen. So haben die Energieversorger, wichtige Kunden von Alstom, ihre Ausgaben gekürzt. Die Wirtschaft legt in Europa nur verhalten zu, und auch auf den Schwellenmärkten verlangsamt sich das Wachstum.
Konzernchef Patrick Kron hat im November letzten Jahres einen Sparplan vorgestellt. Rund 2 Milliarden Dollar sollen durch Stellenstreichungen und andere Maßnahmen eingespart werden. Zudem soll Geld hereinkommen durch den Verkauf von Minderheitsanteilen am Zuggeschäft und anderen Sparten. Ein schwacher Ausblick sorgte dafür, dass die Alstom-Aktie dieses Jahr ein Neun-Jahres-Tief erreichte, auch wenn sie sich unterdessen wieder etwas erholt hat.
Die Übernahmefantasie trieb den Kurs am Donnerstag in der Spitze um 16 Prozent in die Höhe.
GE bekäme durch den Zukauf eine stärkere Stellung im Energiegeschäft in Europa und in Schwellenländern. Auch Siemens ist in dem Geschäftsfeld tätig. Der Erwerb würde die Amerikaner aber auch vor einige Herausforderungen stellen. So schrumpfte das Alstom-Energiegeschäft in den ersten neun Monaten, und im Bereich Wärmekraft und Stromverteilung gingen die Aufträge deutlich zurück.
Mit der Akquisition könnte GE aber auch einen Teil ihres immensen Barmittelbestands im Ausland abbauen. Ende 2013 belief er sich auf 57 Milliarden US-Dollar, insgesamt beträgt er laut einer Mitteilung an die Börse 88,6 Milliarden Dollar.
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April 24, 2014 11:53 ET (15:53 GMT)
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