9. Mai Deutsche Anleihen bauen ihre Gewinne nach den jüngsten Äußerungen des EZB-Chef aus, doch auch Anleihen der Peripherieländer sind beliebt.
Derzeit beflügeln abermals Hoffnungen auf eine Lockerung der Geldpolitik in der Eurozone die Anleihekurse. Die Europäische Zentralbank hat auf ihrer Sitzung am gestrigen Donnerstag zwar nichts unternommen. "EZB-Präsident Draghi machte aber deutlich, möglicherweise im Juni aktiv werden zu wollen", erklärt Arthur Brunner von ICF Kursmakler. Am Markt werde mehrheitlich mit einem Anleihekaufprogramm gerechnet. "Außerdem stützt die Ukraine-Krise weiter die Kurse." Der Euro-Bund-Future notiert am Freitagmittag bei 144,89 Prozent, vor einer Woche waren es 144,79 Prozent. Zehnjährige Bundesanleihen werfen, wie am vergangenen Freitag, eine Rendite von 1,45 Prozent ab.
Portugal mit großen Fortschritten
Besonders stark profitierten erneut Papiere der Eurokrisenländer. "Die Renditen zehnjähriger Anleihen aus Spanien und Italien notieren deutlich unter 3 Prozent", bemerkt Brunner. Im Mittelpunkt stand in dieser Woche allerdings Portugal, das Land will nun ohne EU-Rettungsschirm auskommen. "Nach Zahlung der letzten Hilfstranche soll im Juni Schluss sein mit externer Hilfe, wie Ministerpräsident Coelho bekannt gab", erklärt Klaus Stopp von der Baader Bank. Lissabon habe sich damit ebenso wie Dublin für einen "sauberen Ausstieg" aus dem Hilfsprogramm entschieden.
"Die Rentenmärkte reagierten auf diese Ankündigungen prompt mit steigenden Kursen und sinkenden Renditen der bereits gelisteten Anleihen", stellt Stopp fest. Die Rendite im zehnjährigen Bereich (WKN A1HKUP) liegt mittlerweile bei 3,43 Prozent. Am heutigen Freitag hat Standard & Poor's im Übrigen den Ausblick für Portugal wegen der Fortschritte beim Defizitabbau von "negativ" auf "stabil" angehoben.
Dass die jüngste Emission von fünfjährigen Bundesobligationen (WKN 114169) nicht so gut ankam, ist nach Ansicht von Brunner nicht besorgniserregend: "Die Renditen sind ja wieder auf 0,57 Prozent gefallen. Das wird sich schon wieder beruhigen." Das Kaufinteresse war so gering, dass für die 5 Milliarden Euro, die emittiert werden sollten, lediglich Gebote für etwas über 4 Milliarden vorlagen.
Corporates locken mit höheren Zinsen
Unternehmensanleihen bleiben begehrt, Anleger suchen angesichts der anhaltend niedrigen Zinsen weiter nach Alternativen zu Staatspapieren. Auch Mittelstandsanleihen zeigen sich Brunner zufolge in dieser Woche fest. Unter Druck geraten ist lediglich die Anleihe des Immobilienentwicklers Golden Gate (WKN A1KQXX), wie Daniel Förtsch von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft anmerkt: Vergangenen Freitag notierte das Papier noch bei 92,5 Prozent, rutschte dann aber auf 80 Prozent ab. "Ein Grund ist uns nicht bekannt." Mittlerweile habe sich der Kurs aber schon etwas erholt.
Laut Sabine Tillmann von der Hellwig Wertpapierhandelsbank ist die Hybrid-Anleihe von Südzucker (WKN A0E6FU), die im April nach einer Gewinnwarnung deutlich Federn lassen musste, unverändert einer der Favoriten der Anleger. "Der Kurs zieht an, langsam kommt auch wieder die 100 in Sicht."
Die Solarworld-Anleihe (WKN A1YDDX) befinde sich nach wie vor in der Aufwärtsbewegung, mittlerweile seien 290 Euro im Kurs erreicht - trotz der etwas schwächer als erwartet ausgefallenen Zahlen.
Auch eine 2019 fällige Nachrang-Anleihe der Commerzbank (WKN CB83CE) habe sich unauffällig verbessert: "Mittlerweile steht sie bei 116 Prozent auf der Geldseite." Der Preis sei auch Ausdruck des gestiegenen Vertrauenrs der Anleger in die "Staatsbank".
Württembergische überzeugt
Sehr gut angekommen ist Förtsch zufolge eine Neuemission der Württembergischen Lebensversicherung (WKN A11QFG) mit Laufzeit bis 2044 und Kupon von 5,25 Prozent. "Da hatten wir eine sehr starke Nachfrage."
Daneben nutzte der Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler das günstige Umfeld und tauschte alte, höherverzinsliche Papiere gegen neue mit niedrigen Zinsen aus, wie Brunner meldet.
Mit einem ganzen Bündel an neuen US-Dollar-Bonds im Volumen von insgesamt 12 Milliarden US-Dollar hat Apple den Kapitalmarkt überschwemmt, wie Stopp berichtet. "Mit dem Geld will das Unternehmen die höhere Quartalsdividende sowie den Rückkauf eigener Aktien mitfinanzieren." Die Anleihen laufen bis 2017, 2019, 2021, 2024 und 2044 und weisen Kupons von 1,05, 2,10, 2,85, 3,45 und 4,45 Prozent auf (WKNs A1ZHTW, A1ZHWF, A1ZHWG, A1ZHU5, A1ZHWH). Die Mindestanlagesumme beträgt 2.000 US-Dollar.
Air Berlin-Anleihen platziert
Die neuen, bis 2019 laufenden Air Berlin-Anleihen sind unterdessen erfolgreich platziert worden, wie Rainer Petz von Close Brothers Seydler erklärt. Der Kupon der auf Euro lautenden Anleihe (WKN AB100L) liegt bei 6,75 Prozent, der des Bonds in Schweizer Franken (WKN AB100N) bei 5,625 Prozent. "Mit einer Stückelung von 1.000 Euro beziehungsweise 5.000 Franken eignet sich das auch für Privatanleger."
Von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG
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© 9. Mai 2014
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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