Von Andrey Ostroukh und Alexander Kolyandr
ST. PETERSBURG--Visa und MasterCard können ihre Dienstleistungen trotz der Sanktionen weiterhin in Russland anbieten: Die beiden globalen Kreditkartenfirmen haben mit russischen Vertretern einen Kompromiss gefunden. "MasterCard und Visa werden weiterhin Geschäfte in Russland machen", sagte Andrew Torre, Visas Generaldirektor für Russland, am Freitag.
Der russische Finanzminister Anton Siluanow sagte, Visa und MasterCard seien bereit, eigene, in Russland ansässige Zahlungsabwickler zu gründen. Dies werde etwa anderthalb Jahre dauern. Solange würden die beiden Unternehmen mit den in Russland bestehenden Zahlungssystemen zusammenarbeiten. "Sie sind bereit, im Rahmen des neuen Gesetzes zu arbeiten, und wir sind bereit mit ihnen zu kooperieren und werden eine Lösung zu finden", sagte Siluanow zu Reportern.
Damit rüstet sich das Land für den Fall, dass die weltweit gültigen Kreditkarten im Zuge der Ukraine-Krise nicht mehr in Russland eingesetzt werden können.
Ilya Ryaby, Leiter von MasterCard in Russland, sagte, die Vorschläge der Unternehmen seien von der russischen Regierung positiv aufgenommen worden. Beide Seiten hätten vorläufige Einigungen erzielt. Einzelheiten dazu nannte er allerdings nicht. Auf die Frage, ob MasterCard in Russland weiter Geschäfte machen werde, antwortete Ryaby, "wir werden sowieso in Russland bleiben".
Im März hatte es bei einigen russischen Banken Probleme bei Zahlungen mit von ihnen ausgegebenen Kreditkarten von Visa und MasterCard gegeben, nachdem die USA auf die Annektierung der Halbinsel Krim durch Russland mit Sanktionen reagiert hatten. Um weitere Störungen bei der Abwicklung von Kartenzahlungen zu vermeiden, hatte das russische Parlament daraufhin ein Gesetz verabschiedet wonach Visa und MasterCard künftig hunderte Millionen US-Dollar bei der russischen Notenbank vorrätig halten müssen. Das Geld dient als Sicherheit, für den Fall, dass noch einmal Transaktionen eingefroren werden.
Nach dem Gesetz könnte Moskau 25 Prozent des durchschnittlichen täglichen Umsatzes der Kreditkartenfirmen in Russland im zuletzt abgelaufenen Quartal konfiszieren, falls ihre Dienste nochmals ausgesetzt würden.
Vertreter von Visa und MasterCard erklärten, das neue Gesezt, dass am 1. Juli in Kraft tritt, werde ihre Gewinne schmälern. Das Gesetz schreibt zudem vor, dass alle Kartentransaktionen in Russland innerhalb der Landesgrenzen durch ein nationales Zahlungssystem abgewickelt werden sollen. Laut Siluanow haben Visa und MasterCard derzeit "Probleme" mit der Sicherheitseinlage, die das Gesetz vorschreibt. Beide Seiten würden aber nach einer Lösung suchen.
Ein Vertreter des Finanzministeriums sagte am Donnerstag, Russland hoffe auf eine Einigung mit Visa und MasterCard, die zur Schaffung eines Bezahlsystems ähnlich der bestehenden Systeme in Frankreich und der Türkei führen werde. In diesen beiden Ländern arbeiten die globalen Kartenanbieter mit den lokalen Wettbewerbern zusammen und bearbeiten die Transaktionen gemeinsam.
Auf die Frage, ob Moskau auch einem weißrussischen Modell zustimmen würde, sagte der Vertreter, diese Option sei weniger wünschenswert, aber akzeptabel. Weißrussland gibt internationale Bankkarten aus und bearbeitet alle inländischen Transaktionen selbst. Globale Firmen dürfen die Bearbeitung aber übernehmen, wenn eine Karte außerhalb des Landes verwendet wird.
Beide Seiten deuteten am Freitag an, es gebe noch keine endgültige Entscheidung darüber, welches Modell für Russland gewählt werde.
Russlands Banken haben mehrmals versucht, ein lokales Bezahlsystem einzurichten, aber keine von ihnen war damit sonderlich erfolgreich. Die Kunden gaben den weltweit anerkannten Unternehmen Visa und MasterCard den Vorzug. Jetzt aber wird das nationale Bezahlsystem vom Kreml unterstützt und dürfte deshalb schon bald Realität werden.
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May 24, 2014 04:33 ET (08:33 GMT)
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