Von Tom Fairless
BRÜSSEL--Das Bundeskartellamt sieht die geplante Fusion von Telefonica mit E-Plus offenbar kritisch. Die Behörde warnte laut Kreisen, dass die 8,6 Milliarden Euro schwere Übernahme des deutschen Mobilfunkanbieters E-Plus durch die spanische Telefonica den Verbrauchern schaden könne. Damit wird der Deal, der von den Wettbewerbshütern der Europäischen Union in Kürze abgesegnet werden dürfte, erneut in Frage gestellt.
In einem Brief an den EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia habe Bundeskartellamtschef Andreas Mundt im vergangenen Monat gewarnt, dass die von Telefonica angebotenen Zugeständnisse nicht weit genug gingen, sagte eine mit der Sache vertraute Person am Freitag.
Das Bundeskartellamt sehe den Zusammenschluss kritisch, auch nachdem Telefonica - in Deutschland besser bekannt unter der Marke O2 - neue Zugeständnisse gemacht hat, um wettbewerbsrechtliche Bedenken zu zerstreuen. Im Mai hatte eine irische Regulierungsbehörde gewarnt, dass ein ähnlicher Mobilfunkdeal in Irland, die die EU genehmigt hatte, den Verbrauchern schaden könnte.
Beide Fusionen werden die Zahl der Mobilfunkanbieter in den betreffenden Ländern auf drei von zuvor vier verringern. Almunia hatte wiederholt gewarnt, dass dies zu höheren Preisen für die Verbraucher führen könne.
Die Zusammenschlüsse wurden bzw werden von Investoren genau verfolgt. Sie halten vor allem nach Signalen Ausschau, wie die europäischen Kartellbehörden ähnliche Deals in dem sich schnell konsolidierenden Telekomsektor behandeln würden.
Die EU-Kartellbehörde steht anscheinend kurz davor, die Fusion in Deutschland zu genehmigen, nachdem die spanischen Telefonica sich bereit erklärt hat, 30 Prozent des Mobilfunkspektrums des fusionierten Unternehmens für die Nutzung durch drei sogenannte virtuelle Wettbewerber freizugeben, die kein eigenes Netz haben.
Mundt warnte in seinem Brief jedoch, dass diese Zugeständnisse nicht den Wettbewerb im Markt schützen und dass die Preise nach der Fusion steigen könnten, sagte eine informierte Person.
Er verwies demnach in dem Schrieben auf eine ähnliche Transaktion in Österreich, die die EU-Kommission 2012 genehmigt hatte, und durch die die Zahl der Anbieter ebenfalls von vier auf drei geschrumpft war. Kurz darauf waren die Preise gestiegen - obwohl Brüssel gefordert hatte, dass die Unternehmen Spektrum für einen vierten Wettbewerber im Markt bereitstellen.
"Dass das Bundeskartellamt diesen Brief geschickt hat, zeigt, dass sie sehr unglücklich ist", sagte ein Telekom-Lobbyist in Brüssel.
In der kommenden Woche treffen sich nationale Wettbewerbsbehörden, um über die derzeit angebotenen Zugeständnisse von Telefonica zu sprechen. Sie haben allerdings nur eine beratende Rolle und können die Kommission nicht dazu zwingen, den Deal zu blockieren.
Ein Sprecher des Bundeskartellamts bestätigte, dass die Behörde im Mai einen Brief an Almunia verschickt habe, in dem es um die deutsche Mobilfunkfusion gehe. Der niederländische Telekomkonzern KPN, dem E-Plus gehört, wollte sich dazu nicht äußern. Telefonica war nicht umgehend zu erreichen.
Ein Sprecher der Europäischen Kommission sagte, seine Behörde sei in Kontakt mit dem Bundeskartellamt, wollte sich zu dem Brief aber nicht äußern.
Das Bundeskartellamt hatte die Brüsseler Behörden zwei Mal darum gebeten, den Deal selbst prüfen zu dürfen - das Ansinnen wurde zwei Mal zurückgewiesen.
Die irische Telekombehörde ComReg hatte im Mai erklärt, die Bedingungen der EU für die 780 Millionen Euro schwere Übernahme der Telefonica-Tochter O2 Ireland durch Hutchison Whampoa aus Hongkong würden nicht die wettbewerbsrechtlichen Bedenken zerstreuen. Der Deal könne "erheblich negative Konsequenzen für das Wohlergehen der irischen Konsumenten" haben, warnte sie.
Über die Fusion in Deutschland muss die Kommission bis zum 10. Juli entscheiden.
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June 13, 2014 12:39 ET (16:39 GMT)
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