Von Thomas Leppert
Mit kräftigen Kursbewegungen reagieren die Aktien der Unternehmen, die ihre Quartalszahlen vorgelegt haben. Dabei gab es eine ganze Reihe von negativen Überraschungen. Häufig ist es die Währungsseite, die mit einem festen Euro den exportabhängigen Unternehmen einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Um die europäischen Indizes in die eine oder andere Richtung zu bewegen, reicht es allerdings nicht. So tendiert der DAX im Vorfeld der Zinsentscheidung der Fed am Abend bis zum Mittag kaum verändert bei 9.666 Punkten - ein Aufschlag von 0,1 Prozent. Der Euro-Stoxx-50 gewinnt ebenfalls 0,1 Prozent auf 3.195 Zähler.
Am deutschen Aktienmarkt sind die Quartalszahlen uneinheitlich ausgefallen. Dem Chemie- und Pharmakonzern Bayer haben ungünstige Wechselkurse im zweiten Quartal stärker zu schaffen gemacht als erwartet. Die Aktie kann dennoch um 2,4 Prozent zulegen. Die Analysten von equinet streichen positiv heraus, dass der bestätigte Ausblick auf das Gesamtjahr die Sorgen der Anleger aufgrund der operativen Schwäche in der Sparte "Material Science" gedämpft habe.
Auf der anderen Seite verliert die Aktie von HeidelbergCement um 1,8 Prozent. Der Zementhersteller ist im zweiten Quartal beim Gewinn gleich um mehr als 20 Prozent hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Als einen Belastungsfaktor sehen die Analysten von Davy, dass die Zementmargen in der Region Asien-Pazifik zum Vorjahr um fast 600 Basispunkte eingebrochen sind.
Den Tagesverlierer im DAX stellt die Aktie von Infineon, die um 4,7 Prozent einbricht. Der Halbleiterhersteller hat nach einem guten zweiten Quartal die Messlatte für das laufende Jahr etwas höher gelegt. Die Analysten der Societe Generale monieren allerdings, dass Infineon den Ausblick für das Gesamtgeschäftsjahr nur minimal erhöht habe. Das sei angesichts höher liegender Erwartungen bei einigen Akteuren ernüchternd.
Aber auch in der zweiten Reihe des deutschen Aktienmarkts gibt es teils kräftige Bewegungen. Osram-Aktien stürzen um 7,2 Prozent ab. Der sich beschleunigende Rückgang im traditionellen Lampengeschäft zwingt den Leuchtenhersteller zu verschärften Sparmaßnahmen. Die Analysten von Kepler Cheuvreux kritisieren die "signifikanten Belastungen", die sich durch die Ausweitung des Kostensenkungsprogramms "Push" für Osram ergäben.
Im TecDAX bricht die Aktie von SMA Solar nach einer Umsatz und Gewinnwarnung um 14 Prozent ein. Wegen der schwierigen Lage auf den Märkten für Solarenergie, insbesondere in Europa, schließt der Hersteller von Wechselrichtern für die Solarindustrie einen Verlust für das laufende Geschäftsjahr nicht mehr aus.
Aber auch an anderen Börsenplätzen geraten die Kurse nach Quartalszahlen unter Druck. Besonders der Sektor der Bauwerte ist betroffen, die Aktien des schweizerischen Zementherstellers Holcim verlieren 5,1 Prozent und die des französischen Baukonzerns Lafarge 4,1 Prozent. Beide Unternehmen leiden unter der starken Währung wie auch der Nachfrageschwäche in Asien. Beim geplanten Zusammenschluss mit dem französischen Rivalen Lafarge sei Holcim im Plan, heißt es im Quartalsbericht. Die milliardenschwere Fusion ordnete die Branche neu. Der europäische Sektorindex ist mit einem Minus von 1 Prozent der bisherige Tagesverlierer.
Airbus ziehen um 4,2 Prozent an. Der Luft- und Raumfahrtkonzern hat im zweiten Quartal dank höherer Auslieferungszahlen mehr verdient und umgesetzt als erwartet. Peugeot verteuern sich um 6,2 Prozent. Der Nettoverlust der Franzosen ist deutlich geringer ausgefallen als befürchtet.
Auf Verlust stehen nach wie vor die Zeichen beim Euro. Dieser handelt zum US-Dollar bei 1,34 und damit auf dem niedrigsten Stand seit neun Monaten. "Der Euro bleibt unter Druck", stellt Ulrich Wortberg von der Helaba fest. Robuste Konjunkturdaten aus den USA sowie das Treffen der US-Notenbanker am Abend könnten den Dollar weiter aufwerten lassen.
Bundesanleihen geben nach dem Rekordhoch vom Vortag leicht nach. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen war am Dienstag auf das Rekordtief von 1,11 Prozent gefallen. Am Mittag rentieren die Papiere mit 1,12 Prozent. "Die erhöhte Risikoaversion infolge der politischen und militärischen Konflikte in Gaza und der Ostukraine sowie die Verschärfung der Sanktionen gegen Russland haben die zehnjährige Bundrendite auf ein Allzeittief getrieben", kommentiert die Helaba.
Während sich die Anleger auf die neuen Sanktionen gegen Russland und Konjunkturdaten aus den USA konzentrieren, könnte den Finanzmärkten aus ganz anderer Richtung Ungemach drohen. Sollte es am Mittwoch nicht zu einer Einigung zwischen dem südamerikanischen Land und seinen Gläubigern kommen, droht Argentinien noch im Tagesverlauf die Pleite. Der argentinische Wirtschaftsminister befindet sich aktuell zu Verhandlungen in New York.
Entsprechend turbulent geht es bei argentinischen Anleihen zu: Zweijährige Papiere rentierten in den vergangenen Tage zwischen 4 und mehr als 10 Prozent, sind also enormen Kursschwankungen ausgesetzt. Nach Einschätzung des Brokers IG wird ein Zahlungsausfall Argentiniens immer wahrscheinlicher. "Ob ein Ausfall die Kreditmärkte belastet und zu Risikoaversion in anderen Vermögensklassen führt, bleibt abzuwarten", heißt es.
=== INDEX Stand +-% Euro-Stoxx-50 3.195,59 +0,16% Stoxx-50 3.034,48 +0,04% DAX 9.663,97 +0,11% FTSE 6.804,78 -0,04% CAC 4.362,26 -0,08% EUREX Stand +-Ticks Bund-Future 148,6% -13 DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8.00 Uhr Di, 17.49 Uhr EUR/USD 1,3402 -0,05% 1,3408 1,3413 EUR/JPY 137,06 0,12% 136,90 136,97 EUR/CHF 1,2163 0,02% 1,2160 1,2159 USD/JPY 102,27 0,15% 102,12 102,12 GBP/USD 1,6937 -0,04% 1,6944 1,6941 ===
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July 30, 2014 07:12 ET (11:12 GMT)
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