
Die Erste Group
Die drastische Gewinnwarnung kam nicht wirklich überraschend. Probleme in Ungarn (Stichwort: Fremdwährungskredite) und Rumänien (zwangsweiser beschleunigter Abbau von Problemkrediten) sind unter Bankern Tagesgespräch. Dass für die Bereinigung aber so hohe Verluste in Kauf genommen würden, war bisher nicht bekannt gewesen.
Treichl sieht die scharfe Korrektur auch als Vorgriff für die nächsten Jahre: Es sollte sichergestellt sein, dass es 2015, 2016 oder 2017 keine negativen Überraschungen mehr gibt, sagte er nach den Entscheidungen im Vorstand zur APA.
Die Bank muss für Ungarn und Rumänien 700 Millionen Euro mehr für faule Kredite zur Seite legen. Damit werden die Risikokosten in diesem Jahr von ursprünglich veranschlagten 1,7 Milliarden auf 2,4 Milliarden Euro steigen.
In Ungarn geht es im Kreditgeschäft noch um neue Belastungen aus einem Bankengesetz, das die Kreditinstitute in dem Land zu Rückzahlungen von Zinsen und Gebühren an Fremdwährungskreditnehmer zwingen wird. Das wird einiges kosten.
Fest steht, dass in Rumänien eine teure Firmenwertabschreibung kommt. Hier steht ein "Werthaltigkeitstest" für alle immateriellen Vermögenswerte (Firmenwert, Marke, Kundenstock) für in Summe 800 Millionen Euro an. "Dies kann zu einer Komplettabschreibung dieser Vermögenswerte führen", hieß es in der Mitteilung. Treichl geht jedenfalls von einer kompletten Firmenwertabschreibung aus, wie er durchblicken ließ. Dabei könnte es außerdem zur Abschreibung latenter Steuern von 200 Millionen Euro kommen.
Weil die 800 Millionen-Firmenwertabschreibung nicht kapitalwirksam sei, werde die Kernkapitalquote nur gering absinken und zum Jahresende bei 10 Prozent bleiben, ohne dass irgend eine Kapitalmaßnahme nötig würde, so der Banker. Unterjährig kann die Quote unter dem Wert liegen, hieß es. Treichl zeigte sich "überzeugt, dass wir den Asset Quality Review (EZB-Bilanzcheck) und den Stresstest gut abschließen werden." Wichtig sei, dass man ab 2015 nicht mehr durch außerordentliche Effekte belastet werde. Ab dem Jahr 2015 werde der Reingewinn "stabiler und steigend" sein.
Einen Dividendenvorschlag wird der Vorstand für 2014 nicht machen, sagte Treichl. Letztmals hatte es für 2011 keine Dividende gegeben. Damals ebenfalls wegen hoher Verluste nach einer Milliardenabschreibung auf die Krisentöchter in Ungarn und Rumänien sowie Abwertungen auf Staatsanleihen und Credit Default Swaps. Der Verlust war 2011 mit 718,9 Millionen Euro aber nur halb so hoch wie das jetzt erwartete Rekord-Minus.
Der Kurs der Erste-Aktie war schon den ganzen Tag über im Minus gewesen. Die Verlustankündigung kam nach Börsenschluss./rf/APA/he
ISIN AT0000652011
AXC0253 2014-07-03/21:15