Bundesbankpräsident Jens Weidman hat den Tarifpartnern einen Lohnanstieg von rund drei Prozent empfohlen. Es sei "zu begrüßen, dass die Arbeitsentgelte wieder stärker steigen", sagte Weidmann der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Mittwoch). "In einer Reihe von Branchen und Regionen haben wir praktisch Vollbeschäftigung, und es häufen sich die Meldungen über Arbeitskräftemangel." Die 3 Prozent ergäben sich überschlagsmäßig aus mittelfristig knapp 2 Prozent Inflation und 1 Prozent Produktivitätswachstum, sagte Weidmann. Dies ist aus Sicht der Notenbanker der stabilitätspolitisch vertretbare Verteilungsspielraum.
Damit hat sich Weidmann erstmals selbst zur Kontroverse über höhere Löhne in Deutschland geäußert. Zuvor hatten der Chefvolkswirt der Bundesbank Jens Ulbrich und der Chefökonom der Europäischen Zentralbank (EZB) Peter Praet höhere Löhne in Deutschland angeregt. Arbeitgeberverbände, aber auch Gewerkschafter hatten sich hingegen eine Einmischung verbeten. Der Metall-Arbeitgeberverband hatte von einem "gefährlichen Ratschlag aus Frankfurt" gesprochen. Weidmann beteuerte, die Bundesbank mische sich nicht in die Tarifverhandlungen ein. Diese sei Sache der Tarifparteien. Es müsse je nach der spezifischen Lage der Branchen verhandelt werden.
Weidmann warnte jedoch auch vor zu hohen Lohnabschlüsse in Deutschland: "Lohnabschlüsse, die deutlich über einen produktivitätsorientierten Anstieg hinausgehen, würden Wachstum und Beschäftigung in Deutschland schaden und dem Euroraum einen Bärendienst erweisen."
Zudem bahn sich ein Konflikt in der Europäischen Zentralbank über den Ankauf von Kreditverbriefungen an. Weidmann warnte davor, dass die EZB die umstrittenen ABS-Papiere (Asset Backed Securities) in großem Stil kauft. ABS-Käufe wären "problematisch, wenn die Notenbanken damit größere Risiken übernähmen, die so im Ergebnis auf die Steuerzahler verlagert würden. Es kann nicht angehen, dass Gewinne aus Kreditgeschäften bei Banken verbleiben, die Verluste hingegen sozialisiert werden." EZB-Präsident Mario Draghi will hingegen den ABS-Markt wiederbeleben und möglicherweise auch Käufe entsprechender Papiere vornehmen. Der Markt für Kreditverbriefungen ist seit der Finanzkrise weitgehend ausgetrocknet, weil viele Anleger die Papiere zu undurchsichtig finden /jsl/he
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