Fusion unter umgekehrten
Vorzeichen: Nach den jüngsten Geschäftszahlen wird immer klarer,
warum der O2-Netzbetreiber Telefonica Deutschland
Mit aktuell mehr als 45 Millionen Mobilfunk-Anschlüssen wäre das neue Unternehmen nach betriebenen Sim-Karten die klare Nummer eins auf dem deutschen Markt. Die deutsche Monopolkommission fürchtet daher auch nach der bedingten Genehmigung durch die Brüsseler EU-Wettbewerbshüter, dass der Wettbewerb zurückgeht. Nicht zuletzt hatten sich die deutschen Netzbetreiber unisono grundsätzlich für eine Konsolidierung auf dem Markt ausgesprochen.
Bei Telefonica Deutschland zeigt sich am deutlichsten, wo der
Schuh drückt: Schon seit längerem hadert der im TecDax
Und der Wettbewerb bleibt hart. Verdienten die Münchener schon in der ersten Jahreshälfte wegen Rabatten kaum noch Geld mit den verkauften Smartphones und Tablets, so dürfte sich die Konzernmarge nach Angaben von Finanzchefin Rachel Empey im zweiten Halbjahr auch wegen Tarifsenkungen noch verschlechtern. Der Konzern versucht die lukrativeren Tarife mit dem schnellen Datenübertragungsstandard LTE zu verkaufen. Derzeit werde das Geschäft vor allem durch den Verkauf neuer Smartphones und Tablets angetrieben, sagte Empey in einer Telefonkonferenz. Das Unternehmen wolle so weiter Kunden ködern.
Vorsichtig zeigte sie sich, was den durchschnittlichen Erlös je Nutzer angeht. Trotz eines verbesserten Trends - also weniger Rückgängen - wäre ihr unwohl, für die kommenden Quartale ein Wachstum in Aussicht zu stellen, sagte sie.
Da kommt der geplante Zusammenschluss mit E-Plus gerade recht. Zwar sinkt auch bei den Düsseldorfern der durchschnittliche Umsatz je Kunde, von Experten ARPU genannt (average revenue per user). Das Unternehmen lockt mit seiner Strategie wie etwa der Billigmarke Simyo aber gerade bei den preisbewussten Prepaid-Kunden weiter kräftig Kunden an. Im ersten Halbjahr kamen rund 900 000 Nutzer hinzu, davon waren lediglich etwas mehr als eine Viertelmillion Vertragskunden.
Doch E-Plus münzt das Wachstum auch in mehr Erlös um. In den abgelaufenen drei Monaten legte der Umsatz bereinigt um einen Sondereffekt aus dem Vorjahr knapp fünf Prozent auf 812 Millionen Euro zu. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ging im Vergleich zwar um fast vier Prozent zurück auf 265 Millionen Euro. Sondereffekte herausgerechnet wäre es aber um mehr als ein Viertel gestiegen, rechnete das Unternehmen vor. Aber ob hin oder her: Die operative Gewinnspanne liegt gut zehn Prozentpunkte höher als beim künftigen Partner aus München.
Wie die Kapitalerhöhung zur Übernahme im Detail vonstatten gehen soll, dazu machte Telefonica-Deutschland-Manager Markus Haas keine konkreteren Angaben. Mit der Maßnahme soll die Barkomponente in Höhe von 3,7 Milliarden Euro finanziert werden, die an KPN fließt. Für den Rest des Kaufpreises erhalten die Niederländer knapp ein Viertel der Aktien an dem neuen Unternehmen./men/enl/fbr
ISIN NL0000009082 DE000A1J5RX9
AXC0161 2014-07-30/13:38