Von Benjamin Krieger
Die Begeisterung von Anlegern über Mario Draghi hat sich am Donnerstag in Grenzen gehalten. Zwar profitierten die Aktienkurse von der Aussicht auf eine baldige Ausweitung der Wertpapierkäufe durch die Notenbank, wie sie EZB-Präsident Mario Draghi am Nachmittag ankündigte. In den letzten beiden Handelsstunden gaben die Kurse jedoch einen Großteil ihrer Gewinne wieder ab. Der DAX schloss 0,7 Prozent höher bei 9.377 Punkten, nachdem er während der Rede Draghis noch um bis zu 1,6 Prozent gestiegen war. Der Euro-Stoxx-50 rückte um 0,3 Prozent vor auf 3.102 Zähler.
"Es ist zu erwarten, dass sich (die EZB-Bilanz) in Richtung der Größe bewegt, die sie Anfang 2012 hatte", lautete aus Sicht der Finanzmärkte der wohl entscheidende Satz Draghis. Denn er impliziert, dass die Euro-Notenbank rund eine Billion Euro zusätzlich in das Finanzsystem pumpt.
Damit hätte sich Draghi zwar zunächst gegen Kritiker innerhalb der eigenen Reihen durchgesetzt. "Das Ausmaß der Spaltung ist jedoch neu", sagte Richard Barwell von der Royal Bank of Scotland. "Und nicht gerade hilfreich bei der Steuerung der Märkte durch die EZB", fügte Barwell hinzu.
Der Euro geriet jedenfalls unter Druck. Mit Wertpapierkäufen pumpt die Notenbank viele Milliarden Euro in die Märkte. Dieses Angebot an Euro lastet auf dem Preis der Gemeinschaftswährung. Vor allem zum US-Dollar, denn in den USA hat die Federal Reserve die Anleihekäufe jüngst beendet. So rutschte der Euro zum Dollar erstmals seit August 2012 unter 1,24. Auch zum Yen und zum britischen Pfund verlor der Euro an Wert.
Bundesanleihen gerieten im Verlauf der EZB-Pressekonferenz zunächst unter Druck, holten die Verluste anschließend aber wieder auf.
Neben der Sitzung der EZB dominierte eine Flut von Geschäftszahlen der Unternehmen das Geschehen an den Börsen. Bei Adidas, HeidelbergCement und Beiersdorf reichten die Kursgewinne nach den Quartalsberichten dieser Unternehmen von 4 bis zu 6,3 Prozent. Adidas hat im dritten Quartal mehr verdient als erwartet und will für 1,5 Milliarden Euro eigene Aktien zurückkaufen. Beiersdorf hat in einigen Segmenten besser abgeschnitten als der französische Kontrahent L'Oréal. Bei HeidelbergCement lag der Gewinn um 8 Prozent über der Konsensprognose von Analysten.
Weniger euphorisch reagierten Händler und Anleger dagegen auf die Ergebnisse von Munich Re und Lanxess. Der Chemiekonzern Lanxess wird in diesem Jahr wegen Kosten für den Personalabbau rote Zahlen schreiben. Der Kurs fiel um 7 Prozent. Der Rückversicherer Munich Re hat weniger Prämien eingenommen und auch bei der Anlage der eingenommenen Gelder weniger verdient als erwartet. Der Aktienkurs gab um 0,9 Prozent nach.
Die Commerzbank hat im dritten Quartal 14 Prozent mehr Gewinn gemacht als erwartet, was den Kurs um 1,5 Prozent steigen ließ. Der Kurs der Deutschen Telekom zeigte sich von den Quartalszahlen der Bonner gänzlich unberührt. Siemens legten leicht zu, nachdem der Elektronikkonzern den Gewinn im dritten Quartal stärker gesteigert hatte als erwartet und zudem die Hörgerätesparte für 2,15 Milliarden Euro an den Finanzinvestor EQT Partners verkauft hatte.
In der zweiten Reihe büßten die Papiere von Fraport 5,4 Prozent ein und die des Stahlhändlers Klöckner & Co 2,9 Prozent. Beide Unternehmen hatten ebenfalls Ergebnisse vorgelegt. Der Osram-Kurs sprang um 7,3 Prozent nach oben. Der Leuchtmittelhersteller will die Aktionäre erstmals seit der Abspaltung des Unternehmens vom Siemens-Konzern mit einer Dividende bedenken.
Große europäische Finanzkonzerne haben die Börsianer enttäuscht. Der schweizerische Versicherer Zurich Insurance ist beim Gewinn um rund 10 Prozent unter der Konsensprognose geblieben. Der Kurs fiel um 2,2 Prozent. Die Kurse der französischen Banken Crédit Agricole und Société Générale fielen ebenfalls nach Quartalszahlen um 5,8 bzw. 2,5 Prozent.
Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.102,07 +10,53 +0,3% -0,2% Stoxx-50 2.992,51 +4,54 +0,2% +2,5% Stoxx-600 337,08 +0,72 +0,2% +2,7% XETRA-DAX 9.377,41 +61,93 +0,7% -1,8% FTSE-100 London 6.551,15 +12,01 +0,2% -2,9% CAC-40 Paris 4.227,68 +19,26 +0,5% -1,6% AEX Amsterdam 413,15 +2,49 +0,6% +2,8% ATHEX-20 Athen 312,93 +0,69 +0,2% -18,7% BEL-20 Bruessel 3.163,89 +4,06 +0,1% +8,2% BUX Budapest 17.156,37 -115,90 -0,7% -7,6% OMXH-25 Helsinki 2.931,29 +2,48 +0,1% +3,4% ISE NAT. 30 Istanbul 94.749,44 -1795,89 -1,9% +14,9% OMXC-20 Kopenhagen 742,38 +0,73 +0,1% +20,6% PSI 20 Lissabon 5.150,70 +27,25 +0,5% -21,1% IBEX-35 Madrid 10.261,80 -15,10 -0,1% +3,5% FTSE-MIB Mailand 19.285,76 -142,09 -0,7% +1,7% RTS Moskau 1.017,28 -37,17 -3,5% -29,5% OBX Oslo 533,07 -0,65 -0,1% +5,9% PX Prag 963,17 +0,07 +0,0% -2,6% OMXS-30 Stockholm 1.415,30 +1,21 +0,1% +6,2% WIG-20 Warschau 2.435,48 -6,08 -0,2% +1,4% ATX Wien 2.199,34 +3,25 +0,1% -13,6% SMI Zuerich 8.863,88 +20,71 +0,2% +8,1% DEVISEN zuletzt +/- % Do, 9.28 Uhr Mi, 17.35 Uhr EUR/USD 1,2405 -0,97% 1,2527 1,2488 EUR/JPY 142,50 -0,73% 143,54 143,07 EUR/CHF 1,2042 -0,11% 1,2055 1,2038 USD/JPY 114,87 0,26% 114,57 114,58 GBP/USD 1,5846 -0,63% 1,5946 1,5979
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