Von Benjamin Krieger
Es ist mal wieder Showtime für "Super Mario" Draghi. Am Donnerstag lässt die EZB die Katze namens Wertpapierkäufe aus dem Sack - oder auch nicht. Eines ist sicher: Wenn es einen Notenbanker gibt, der für Überraschungen gut ist, dann ist es der EZB-Ratspräsident. Die Mehrzahl der professionellen Marktbeobachter rechnet allerdings nicht damit, dass Draghi in der kommenden Woche schon die "Bazooka" auspackt, um die zwei Teufel namens Konjunkturschwäche und Deflation aus der Eurozone zu vertreiben.
An den Börsen sind die Erwartungen an die EZB dagegen munter ins Kraut geschossen. Der DAX hat sich vom Jahrestief bei 8.903 Punkten um mehr als 6 Prozent erholt. Schwemmt die Notenbank mittels Wertpapierkäufen die Märkte mit Euro, werden diese Mittel auch in Aktien fließen. Der Euro leidet dagegen bitter unter diesem Szenario. Seit Anfang Juli hat der Euro zum US-Dollar um mehr als 5 US-Cents abgewertet. Schlechte Nachrichten für diejenigen, die den Urlaub in Florida oder Kalifornien verbringen.
Gute Nachrichten aber für Bundesanleihen. Die sind jüngst von einem Rekordhoch zum nächsten geeilt. Die Renditen, die sich stets umgekehrt zum Kurs verhalten, fallen seit Wochen wie ein Stein. Zehnjährige "Bunds" rentierten zwischenzeitlich unter 0,9 Prozent. Wer Anleihen mit bis zu drei Jahren Laufzeit kauft, muss dem Bund dafür schon Zinsen zahlen, statt welche zu bekommen. Tritt die EZB als Käufer von Wertpapieren auf, müssen Investoren ihre Portfolios neu justieren. Und das tendenziell zugunsten von Bundesanleihen.
Die Gewinne am Aktien- und Rentenmarkt und die Verluste des Euro setzen die Notenbank unter großen Druck, zu "liefern". "Liefert die EZB nicht, könnte das große Enttäuschung auslösen", sagt Ken Wattret von der BNP Paribas. Sprich: Aktien und Anleihen dürften kräftig unter Druck geraten, während der Euro stark aufwertet. An den Kreditmärkten dürften die Risikoprämien stark steigen, ebenso wie die Volatilitäten an den Finanzmärkten insgesamt.
Sollte Mario Draghi hingegen seinem Ruf einmal mehr gerecht werden, dann könnte die Börsenparty weitergehen. In dieses Horn stößt auch Mark Wall von der Deutschen Bank: "Wir ziehen den Starttermin für Käufe besicherter Wertpapiere (ABS) durch die EZB auf den 4. September vor", sagte der Stratege mit Blick auf die EZB-Sitzung am Donnerstag. Schwache Konjunkturdaten aus der Eurozone und niedrige Inflationserwartungen rechtfertigten diesen frühen Zeitpunkt, meint Wall.
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August 29, 2014 07:17 ET (11:17 GMT)
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