Von Herbert Rude
Mit der Angst vor einer Verschärfung der Ukrainekrise über das Wochenende sind die Anleger am Freitag an die Seitenlinien ausgewichen. Neue Positionen waren laut Händlern Mangelware. Der DAX stieg um 0,1 Prozent auf 9.470 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 konnte sich ebenfalls gut behaupten, er stieg um 0,3 Prozent.
Auf Grundlage der Schlusskurse schaffte Nokia den Wiederaufstieg in den Euro-Stoxx-50 - den wichtigsten Index für die führenden Aktien der Eurozone. Bis zum Schluss war das Rennen offen gewesen. Aufgrund des Kursanstiegs um knapp 4 Prozent dürfte der Aufstieg aber klar sein. Die Indexgesellschaft Stoxx äußert sich am späten Abend zu den anstehenden Indexveränderungen. Verdrängen dürften Nokia die Aktien des irischen Zementherstellers CRH.
Die DZ Bank stellte Marktteilnehmer auf weitere Gewinnrevisionen ein. "Die aktuellen Konsensschätzungen dürften in den kommenden Monaten weiter nach unten revidiert werden", so das Haus zur Wertpapierstrategie. Grund sei die Ukrainekrise, die besonders im laufenden Quartal die Gewinnentwicklung der börsennotierten deutschen Unternehmen belaste. Derzeit rechnet der Konsens am Markt laut DZ noch mit einem Anstieg der Gewinne im DAX um 10 Prozent im laufenden und 15 Prozent im kommenden Jahr.
Leicht negativ bewertet wurde auch, dass die Spekulation um eine weitere geldpolitische Lockerung in der Eurozone etwas nachgelassen hatte: "Die neuen Inflationsdaten haben die Spekulation erst einmal gebremst", sagte ein Händler. Zwar ging die Jahresinflation in der Eurozone im August auf 0,3 Prozent zurück und damit auf einen neuen Tiefststand. Bereinigt um die schwankungsanfälligen Nahrungsmittel- und Energiepreise stieg die Inflationsrate aber - und zwar auf 0,9 Prozent nach 0,8 Prozent im Juli.
Auch die Renditen zogen wieder etwas an: Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen stieg auf 0,90 Prozent, nachdem sie am Donnerstag ein neues Rekordtief bei knapp 0,87 Prozent markiert hatte. Der Euro stand dagegen nach starken US-Daten wieder unter Druck: Mit 1,3142 Dollar unterschritt er sogar das Jahrestief von 1,3152 Dollar vom Mittwochmorgen.
Auf der Verliererseite ganz oben im DAX standen erneut die Aktien der Lufthansa mit einem Minus von 1,4 Prozent. Neben dem Streik belastete auch noch der Ausbruch des isländischen Vulkans Bardarbunga. Der Ausbruch war zwar nur relativ klein, als Vorsichtsmaßnahme hatte Island aber den Luftraum über dem Vulkan bereits bis in einer Höhe von rund 5,5 Kilometern geschlossen. In der Vergangenheit hatten Vulkanausbrüche auf Island für erhebliche Umleitungen und damit Kosten für die Fluggesellschaften gesorgt.
Einen rabenschwarzen Tag erlebten die Einzelhandelsaktien an der Londoner Börse. Nach der dritten Gewinnwarnung von Tesco in drei Jahren brach der Kurs um 6,6 Prozent und damit auf den niedrigsten Stand seit elf Jahren ein. Nicht zuletzt die immer härtere Konkurrenz durch die deutschen Discounter Aldi und Lidl lastet auf den alteingesessenen Einzelhändlern. Tesco wird nun auch die Dividende zusammenstreichen und im September aus dem Stoxx-50 fallen - dem wichtigsten Blue-Chip-Index für Gesamteuropa.
Im Abwärtssog der Tesco-Aktie fielen auch die Kurse anderer Handelskonzerne wie Sainsbury oder Marks & Spencers deutlich zurück. Der Index der europäischen Einzelhändler im Stoxx lag mit einem Minus von 1,0 Prozent an der Spitze der Verlierer. Die Gewinner unter den Branchen wurden von den Versicherern mit einem Plus von 0,7 Prozent angeführt. Händler sprachen von einer Erholung, angeführt von Aegon. In London zeigten sich Prudential freundlich, sie werden voraussichtlich Tesco im Stoxx-50 ersetzen.
Einer der Gewinner unter den Einzeltiteln im Stoxx-50 war die Aktie von AstraZeneca mit einem Plus von 1,9 Prozent auf 4.567 Pence. Damit handelte die Aktie auf dem höchsten Stand seit über drei Monaten. Damals stürzte die Aktie ab, nachdem Pfizer mit einem Gebot nicht zum Zuge gekommen war. An der Börse wurde davon ausgegangen, dass die Gespräche nun wieder aufgenommen werden. Zuletzt wurde bekannt, dass sich einige Großaktionäre von AstraZeneca für ein Zusammengehen stark gemacht hatten. Ein mögliches neues Gebot könnte laut Marktkreisen nahe der Schwelle von 58,50 Pfund Sterling liegen, welche die Briten damals als Bedingung für die Aufnahme von Gesprächen genannt hatten.
Europäische Schlussstände von Freitag, den 29. August 2014:
=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.165,08 +0,64 +0,0% +1,8% Stoxx-50 3.037,82 +6,31 +0,2% +4,1% Stoxx-600 341,35 +0,30 +0,1% +4,0% XETRA-DAX 9.470,17 +7,61 +0,1% -0,9% FTSE-100 London 6.819,75 +13,95 +0,2% +1,0% CAC-40 Paris 4.381,04 +15,00 +0,3% +2,0% AEX Amsterdam 413,13 +0,99 +0,2% +2,8% ATHEX-20 Athen 376,66 -2,06 -0,5% -2,1% BEL-20 Brüssel 3.192,72 -3,84 -0,1% +9,2% BUX Budapest 17.779,76 +130,86 +0,7% -4,2% OMXH-25 Helsinki 2.938,18 +16,80 +0,6% +3,6% ISE NAT. 30 Istanbul 98.678,12 -817,60 -0,8% +19,7% OMXC-20 Kopenhagen 737,12 -1,74 -0,2% +19,8% PSI 20 Lissabon 5.907,44 +35,34 +0,6% -9,4% IBEX-35 Madrid 10.728,80 +6,60 +0,1% +8,2% FTSE-MIB Mailand 20.450,49 +109,40 +0,5% +7,8% RTS Moskau 1.190,23 -29,26 -2,4% -17,5% OBX Oslo 556,88 -3,36 -0,6% +10,6% PX Prag 980,01 +4,10 +0,4% -0,9% OMXS-30 Stockholm 1.388,89 +5,85 +0,4% +4,2% WIG-20 Warschau 2.416,97 -4,43 -0,2% +0,7% ATX Wien 2.301,52 +11,14 +0,5% -9,6% SMI Zürich 8.658,97 +36,74 +0,4% +5,6% DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8.16 Uhr Do, 17.49 Uhr EUR/USD 1,3151 -0,13% 1,3168 1,3182 EUR/JPY 136,70 0,00% 136,70 136,80 EUR/CHF 1,2063 -0,01% 1,2064 1,2054 USD/JPY 103,95 0,14% 103,80 103,78 GBP/USD 1,6584 0,00% 1,6585 1,6579 ===
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August 29, 2014 12:28 ET (16:28 GMT)
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