Von Thomas Leppert
Die Börsen in Europa sind mit Aufschlägen in den Handel am Donnerstag gestartet und folgen damit leicht positiven Vorgaben aus den USA. An der Wall Street waren die seit Tagen mit Spannung erwarteten Ausführungen der US-Notenbank zur weiteren Zinspolitik mit kleinen Kursgewinnen honoriert worden. Stärker als die Aktien profitiert aber der Dollar, denn die Prognosen für das US-Zinsniveau in den kommenden Jahren sind gestiegen. Dessen ungeachtet sollen die Zinsen aber "noch für eine beträchtliche Zeit" auf niedrigem Niveau verharren, verlautbarte US-Notenbankchefin Janet Yellen. Damit dürften die Leitzinsen im Sommer kommenden Jahres ein erstes Mal angehoben werden und nicht schon im Frühjahr.
"Sie arbeiten immer noch daran, die Zinsen niedrig zu halten", sagt Robert Pavlik, Chef-Marktstratege bei Banyan Partners mit einem Anlagevermögen von rund 4,5 Milliarden Dollar. "Sie bewegen die Zinsen nicht, insofern dürfte der Aktienmarkt insgesamt darüber froh sein." Der DAX zeigt sich im frühen Geschäft mit einem Plus von 0,9 Prozent auf 9.749 Punkten, wovon ein großer Teil der um 5 Prozent steigenden Bayer-Aktie zu verdanken ist. Für den Euro-Stoxx-50 geht es deswegen auch etwas weniger deutlich nach oben, um 0,5 Prozent auf 3.254 Punkte.
Der Dollar, der zum Euro vor der Fed-Sitzung bei 1,2960 notierte und dann auf 1,2870 um einen Cent zulegte, verteidigt am Morgen danach dieses Niveau. Zwischenzeitlich markierte der Euro mit 1,2834 Dollar ein neues Jahrestief. Gleichzeitig verteuert sich der Greenback auf das neue Sechsjahreshoch von 108,75 Yen, verglichen mit Ständen um 107,20 am Mittwoch zur gleichen Zeit. Auch die Währungen vieler Schwellenländer sind zur US-Devise unter Druck.
Grund der Dollarstärke ist, dass die US-Notenbanker um Janet Yellen einen Fahrplan veröffentlicht haben, der klar den Ausstieg aus der Niedrigzinspolitik zeigt. Demnach sehen die meisten Fed-Entscheider die derzeit fast bei Null liegenden kurzfristigen Zinsen in etwa drei Jahren bei über 3 Prozent - ein Wert nahe jenem Niveau, das offiziell als langfristig normal gilt. Gemäß den neuen Vorhersagen sehen die Fed-Vertreter den US-Leitzins Ende 2015 zwischen 1,25 Prozent und 1,50 Prozent sowie Ende 2016 zwischen 2,75 Prozent und 3,0 Prozent. Das ist höher als zuvor prognostiziert.
"Die Fed wechselt die Gangart und spricht über die tatsächlichen Modalitäten der Zinserhöhung", betont Aroop Chatterjee, Marktstratege bei der Bank Barclays. "Das ist eine bedeutende Änderung, und sie spiegelt sich im aufwertenden US-Dollar wider."
An den Aktienmärkten wirft bereits der nächste wichtige Termin seinen Schatten voraus. Der Fed-Sitzung folgt das Referendum der Schotten zur Unabhängigkeit von Großbritannien. Ein belastbares Ergebnis dürfte es kaum vor dem frühen Freitagmorgen geben. Die Abstimmung bremst vor allem in London die Kauflust. Dort geht es nur um 0,1 Prozent nach oben mit dem Index.
Tagesthema Nummer eins ist Bayer. Die Aktie gewinnt 5 Prozent. Bayer wird sich in Zukunft auf die Bereiche Pharma und Agrar konzentrieren, wie das Unternehmen mitteilte. Das unter dem Namen MaterialScience firmierende Kunststoffgeschäft soll als eigenständiges Unternehmen an die Börse gebracht werden. Das sorgt im Handel für Bewertungsfantasie. Damit falle ein für konjunkturelle Schwankungen anfälliger Geschäftsteil weg, sagt ein Händler. Bayer könnte deshalb noch stärker wie ein "defensives" Unternehmen bewertet werden, die an der Börse teurer sind als Unternehmen mit stärker zyklischen Geschäften. Die beiden verbleibenden Bayer-Bereiche Pharma und Pflanzenschutz (CropScience) gelten als antizyklisch.
Im Maschinenbausektor macht sich derweil Konsolidierungsfantasie breit. Die Aktie von Sulzer schießt um 9,5 Prozent nach oben. Die Schweizer verhandeln allem Anschein nach mit Dresser Rand aus den USA über eine Fusion. Die Risiken bei einer solchen Fusion lägen "klar bei Dresser Rand, denn Sulzer steckt mitten in einem durchgreifenden Umbau", sagt ein Händler. Mit einer Börsenkapitalisierung von insgesamt mehr als 10 Milliarden US-Dollar handele es sich um "keinen kleinen Deal".
Die europäischen Stahlwerte legen weiter zu. ArcelorMittal gewinnen um 2 Prozent und ThyssenKrupp 1 Prozent, nachdem mit Steel Dynamics ein weiterer US-Stahlkonzern die Analystenschätzungen als zu niedrig bezeichnet hat. Damit hat nach Nucor und US Steel bereits der dritte Stahlkonzern seine Prognosen nach oben genommen. Allianz steigen um 1,3 Prozent auf 136,35 Euro und damit auf ein Zwölfjahreshoch, nachdem die Analysten der UBS die Aktie ihren Kunden zum Kauf empfehlen.
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September 18, 2014 04:21 ET (08:21 GMT)
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