Von Herbert Rude
Die Börsenampeln stehen wieder auf Grün. Nach dem kräftigen Kursaufschwung in der ablaufenden Woche dürften die Anleger die Sommer-Korrektur am deutschen Aktienmarkt als beendet betrachten und zu den Akten legen. Die von der US-Notenbank thematisierte Zinswende wird die Hausse an den Märkten nicht brechen, und das schottische Votum für den Verbleib im Vereinigten Königreich hat die mit der Abstimmung verbundene Unsicherheit beseitigt. Neue DAX-Rekordstände über 10.050 Punkten scheinen nur noch eine Frage des Wann und keine Frage des Ob. Der Euro-Stoxx-50 wird dabei voraussichtlich mit neuen Jahreshochs vorauseilen.
Als wegweisend für den DAX dürften sich der neue Rekordstand der Bayer-Aktie und das neue Jahreshoch der Allianz-Aktie erweisen. Damit sind bereits zwei der fünf größten DAX-Unternehmen auf den Hausse-Kurs zurückgekehrt, mit Bayer sogar der größte DAX-Titel.
Zwar ist die Gefahr noch nicht vom Tisch, dass bei den ehemaligen Favoriten aus dem Automobilbereich oder bei BASF die zweieinhalb Jahren lange Hausse in eine längere Korrekturphase gemündet ist. Trotzdem werden es die Pessimisten oder Bären schwer haben, den DAX gegen die beiden genannten Schwergewichte zu drücken.
Hinzu kommen das neue Rekordhoch der Merck-Aktie und aussichtsreiche Kursvorstöße von Linde, FMC und Fresenius. Hier liegen neue Rekordkurse schon wieder in Reichweite. Auch kleinere Titel tragen also den Aufschwung des DAX. Die Marktbreite hat sich deshalb deutlich verbessert. Und noch ein positives Zeichen: Die Versorger RWE und E.ON haben die Baisse der vergangenen Jahre beendet und liegen auf Erholungskurs.
Den Pessimisten an der Börse bleibt unterdessen vor allem die Hoffnung auf die US-Notenbank (Fed). Die von ihr gerade angekündigte Zinswende könnte der Hausse an den Märkten in die Quere kommen und sie beenden. Dabei wird vielfach aber übersehen, dass die gute Konjunktur und damit die günstigen Perspektiven für die Unternehmensgewinne in den USA die Geldpolitik mehr und mehr in den Hintergrund drängen.
Zwar hat Notenbankchefin Janet Yellen Zinsen auf "Normalniveau" für Ende 2017 angekündigt, was 16 Zinserhöhungen bedeuten könnte; andererseits hatte ihr Vorvorgänger Alan Greenspan zwischen Juni 2004 und Mai 2006 den Leitzins ebenfalls 16 Mal erhöht. Und in dieser Zeit gewann der Dow-Jones-Index 10 Prozent. Auch danach stieg er noch über ein Jahr weiter. Erst die 17. Leitzinserhöhung, im August 2007, war dann vermutlich zu viel des Guten. Zuerst kollabierte der Immobilien- und dann auch der Aktienmarkt.
Solange die Fed die Konjunktur nicht abwürgt und die Zinskurve Richtung invers geht, die kurzen Zinsen also über die langen steigen, besteht also kein Grund, das Ende der Hausse einzuläuten. Ganz anders allerdings die Entwicklung am Anleihenmarkt: Die Performance der US-Langläufer lag zwischen 2004 und 2006 bei Null.
Das größte Risiko für die Märkte dürfte nun von der Währungsseite ausgehen. Zwar ist die Schwäche des Euro günstig für die exportorientierten europäischen Unternehmen und damit besonders für den DAX. Ein Rückgang des Euro Richtung 1,20 Dollar dürfe die Phase sinkender Gewinnschätzungen beenden und umdrehen. Sollte der Euro allerdings zu schnell fallen, wird voraussichtlich die Stimmung an den anderen Weltmärkten stark belastet. In der besten aller Welten würde der Euro also stetig, aber nur langsam nachgeben.
Nach der sehr ereignisreichen Woche steht vor den Quartalszahlen ab Mitte Oktober nicht mehr viel auf dem Terminkalender, das für kräftige Impulse sorgen könnte. Das ist gut für die Märkte, die auch deshalb noch weiter laufen dürften. Beachtung finden werden die Einkaufsmanagerindizes am Dienstag und der deutsche ifo-Geschäftsklima-Index am Mittwoch.
Kontakt zum Autor: herbert.rude@wsj.com DJG/hru/gos
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