Der kleine Bruder von Gold - also Silber - galt hinsichtlich seiner Kursentwicklung schon immer als "Verrückter". Doch was ihm in den vergangenen Monaten widerfuhr, war schon sehr speziell und alles andere als gewöhnlich. Wieder einmal sieht es danach aus, dass Futures-Spekulanten ein Edelmetall in eine missliche Lage bringen. Höhenflug bei der Gold-Silber-Ratio Während der Goldpreis in den ersten neun Monaten 2014 noch ein kleines Plus von etwas mehr als einem Prozent erzielte, musste Silber einen Verlust im zweistelligen Prozentbereich hinnehmen. Angesichts des konjunkturell relativ robusten Umfelds überraschte die Reaktion des relativ zyklischen Edelmetalls ganz klar negativ. Normalerweise stammt in etwa die Hälfte der globalen Silbernachfrage aus diversen Industriesektoren. Laut Silberinstitut, einem breit aufgestellten Interessenverband der Silberbranche, kamen 2013 mit 586,6 Millionen Feinunzen sogar 54 Prozent der globalen physischen Nachfrage aus diesem Bereich. Ein globaler Konjunktureinbruch, der den Silberpreis hätte belasten können, war in diesem Jahr bislang jedoch nicht registriert worden. Dass sich Silber derzeit dennoch in einer Extremsituation befindet, verdeutlicht nicht nur die rasante Abwärtsbewegung der vergangenen Wochen, sondern auch die Gold-Silber-Ratio. Diese Kennzahl bringt nämlich zum Ausdruck, wie viele Feinunzen Silber man für eine Feinunze Gold kaufen kann. Ende September lag dieser Indikator bei 70 und damit auf dem höchsten Niveau seit über vier Jahren. Eine noch geringere Wertschätzung - bezogen auf Gold - hatte Silber Ende 2008 erfahren, als sich die globalen Finanzsysteme am Rande eines Zusammenbruchs befanden. Mit der damaligen akuten Krisensituation kann man die aktuelle Lage hingegen wahrlich nicht vergleichen. Bester Beweis: Das Angstbarometer Volatilität bewegt sich bei Silber derzeit eher im neutralen Bereich. Mit einer historischen 20-Tage-Volatilität in Höhe von fast 20 Prozent hat Silber in diesem Jahr zwar schon ruhigere Zeiten erlebt, vor etwa einem Jahr bewegten sich die Silberpreise mit einer Vola von rund 50 Prozent allerdings um einiges verrückter. Auf der Suche nach möglichen Ursachen für die Silberbaisse kommt man am Einflussfaktor Terminbörse nicht vorbei. Optimismus der Terminmarktspekulanten bricht ein Für Robert Hartmann, Geschäftsführer von pro aurum, ist offensichtlich, dass der Verkaufsdruck bei Silber in erster Linie von den Terminmärkten ausgeht, wo durch Futures - zumindest auf dem Papier - ein Vielfaches der physischen Silberumsätze täglich den Besitzer wechselt. Er meint: "Eigentlich kann man sich die Silberschwäche nur dadurch erklären, dass bei Silber-Futures die Mehrheit der Marktakteure derzeit verstärkt auf den ‚Verkaufen-Knopf" drückt". Dabei verweist der Edelmetallprofi vor allem auf die enorm hohen Short-Positionen großer und kleiner Spekulanten, die sich derzeit in der Nähe ihrer Rekordhochs bewegen. Wie stark spekulative Marktakteure ihre Marktpositionen verändert haben, zeigt der von der US-Aufsichtsbehörde CFTC im wöchentlichen Rhythmus veröffentlichte Commitments of Traders Report auf. In diesem Zusammenhang interessieren sich die Marktbeobachter in der Regel für den Saldo aus long und short positionierten Silber-Futures großer Spekulanten besonders stark, wobei eine Netto-Long-Position Optimismus und eine Netto-Short-Position Pessimismus anzeigt. Seit Mitte Juli war bei Großspekulanten (Non-Commercials) beim Optimismus ein regelrechter "Aderlass" registriert worden. Deren Netto-Long-Position brach seither von plus 49.278 auf plus...Den vollständigen Artikel lesen ...